Dienstag, Juli 15

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis 2025 an die Schriftstellerin Ursula Krechel. Der Preis ist mit 50 000 Euro dotiert und wird am 1. November 2025 in Darmstadt überreicht.

Die Schriftstellerin Ursula Krechel erhält mit dem Georg-Büchner-Preis die bedeutendste literarische Auszeichnung im deutschsprachigen Raum. In ihrer Begründung schreibt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Autorin habe mit ihrem Werk «den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetzt». Insbesondere ihre Romantrilogie «Shanghai fern von wo» (2008), «Landgericht» (2012) und «Geisterbahn» (2018) habe sich als eine grosse Erzählung der Vertreibung und Verfolgung von Juden und Sinti erwiesen. Zugleich werde darin auch die Rückkehr in ein Deutschland thematisiert, in dem das Exil in die Erfahrungen von Fremdheit und Nicht-Zugehörigkeit münde.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Ursula Krechel, geboren am 4. Dezember 1947 in Trier, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln und wurde 1971 mit einer Arbeit über den Theaterkritiker Herbert Ihering promoviert. Nach dem Studium arbeitete sie als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund und engagierte sich ehrenamtlich in der Theaterarbeit mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen. Ihr Debüt gab sie 1974 mit dem Theaterstück «Erika», 1977 folgte mit «Nach Mainz!» der erste Gedichtband und 1981 ihr erster Roman «Zweite Natur».

Ab 1985 trat Krechel als Regisseurin eigener Hörspiele hervor. Bis heute arbeitet sie als, wie sie einmal über sich sagte, «chronische Spurwechslerin» in den literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Essayistik. Die Themen Flucht, Exil, Gewalt, Feminismus sind von Anfang an in ihrem Werk präsent. Zu ihren letzten Veröffentlichungen zählen «Beileibe und zumute. Gedichte» (2021) und der Essayband «Gehen, Träumen, Sehen. Unter Bäumen» (2022). In diesem Jahr erschien der Roman «Sehr geehrte Frau Ministerin» (2025). In seinem Mittelpunkt stehen vier Frauen in Antike und Gegenwart, deren Leben von erlittener und ausgeübter Gewalt geprägt ist. Ausserdem veröffentlichte sie soeben den Essay «Vom Herzasthma des Exils» (2025).

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit lehrte Ursula Krechel als Gastprofessorin unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, an der Universität der Künste in Berlin und war mehrfach Writer-in-Residence im In- und Ausland. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, deren Vizepräsidentin sie von 2015 bis 2021 war.

Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet. 2012 erhielt sie für ihren Roman «Landgericht» den Deutschen Buchpreis, und 2019 wurde ihr der renommierte Jean-Paul-Preis verliehen.

Exit mobile version