Mittwoch, Januar 22

An den Leitbörsen in den USA nehmen Kursschwankungen zu. Wichtige Impulse werden in den kommenden Tagen von den Quartalsabschlüssen ausgehen. Im Fokus stehen die Branchenriesen aus dem Tech-Sektor. Auf diese Trends sollten Investoren achten.

Der Empfang ist freundlich. Nach dem Regierungswechsel in Washington haben die amerikanischen Aktienmärkte gestern Dienstag fester tendiert. Der Leitindex S&P 500 ist 0,9% avanciert. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten hat 0,6% zugelegt.

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Der Handel folgte gestern mehr oder weniger dem klassischen Muster des «Trump Trade». Besonders gefragt waren kleinkapitalisierte Unternehmen aus dem Russell 2000 und Aktien aus dem Industriesektor. An den Krypto-Märkten markierte Bitcoin ein Allzeithoch.

Derweil setzen der S&P 500 und der Nasdaq 100 ihren Zickzack-Kurs fort. Seit Mitte Dezember hat der Nasdaq 100 in drei Episoden jeweils rund 4% verloren und dann umgehend einen Teil der Verluste wettgemacht. Die aktuelle Gegenbewegung hat vor einer Woche begonnen. Wie es weitergeht, dürfte primär von drei Faktoren abhängen.

Der erste Faktor ist Donald Trump. Die Märkte werden in den nächsten Tagen nervös auf jede Schlagzeile zu Zöllen, zu Plänen für die Abschiebung von Einwanderern und zur Lockerung regulatorischer Rahmenbedingungen reagieren. Der Fokus richtet sich momentan vor allem auf die Handelspolitik, zu der sich bereits in den nächsten Wochen genauere Konturen abzeichnen könnten.

Anders als in Trumps erster Amtszeit, als zunächst die – vergebliche – Demontage der Gesundheitsreform Obamacare und dann Steuerkürzungen im Zentrum standen, dürfte es hinsichtlich Zöllen dieses Mal demnach schneller gehen. Ab Anfang Februar droht der US-Präsident Gebühren von 25% auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko an, auf Importe aus China will er in einer ersten Phase 10% veranschlagen.

In seiner ersten Amtszeit machte Trump hingen erst ab Januar 2018 Ernst mit Importzöllen, ein Jahr nach seinem Einzug ins Weisse Haus. Die damalige Erfahrung war nicht gut. An Tagen, an denen die USA neue Einschränkungen für Importe ankündigten, büsste der S&P 500 daraufhin insgesamt 5% ein, rechnet eine Studie von Goldman Sachs vor. Weitere Kursverluste von 7% summierten sich, wenn andere Länder Vergeltungsmassnahmen ankündigten, speziell im Fall von China.

Der zweite Faktor hat mit Inflation und Zinsen zu tun. Die Inflationsdaten vom vergangenen Mittwoch haben für kollektives Aufatmen gesorgt. Hinzu kamen milde Worte von Christopher Waller, Mitglied im Gouverneursrat der US-Notenbank. «Solange die Daten zur Inflation erfreulich ausfallen oder diesen Trend fortsetzen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Zinssenkungen früher erfolgen, als die Märkte vielleicht einpreisen», sagte er dem Börsensender «CNBC».

Am Bondmarkt hat sich die Lage dadurch etwas entspannt. Die Rendite zehnjähriger Treasury Notes ist gestern Dienstag erneut gesunken. Seit dem Hoch von letzter Woche hat sie sich von 4,8 auf 4,6% reduziert. Die US-Börsen und vor allem Tech-Aktien, die sich seit Wochen im Gleichtakt mit den Bondpreisen bewegen, reagieren darauf mit Erleichterung.

Am Gesamtbild hat sich allerdings wenig verändert. Im Terminhandel wird für die nächsten zwei Zinssitzungen weiterhin mit einer unveränderten Geldpolitik gerechnet. Der nächste wichtige Entscheid bleibt damit das Fed-Treffen vom 7. Mai, für das Futures-Kontrakte eine Wahrscheinlichkeit von etwa 50:50 für eine weitere Zinssenkung indizieren.

Das bringt uns zum dritten Faktor: An den US-Börsen kommt die Saison der Unternehmensabschlüsse nun richtig in Gang. In der heutigen Ausgabe von «The Pulse» gehen wir deshalb der Frage nach, was Investoren in den nächsten Tagen erwartet und auf welche Trends es besonders zu achten gilt.

Ermutigender Auftakt

Für den Tech-Sektor beginnt die Berichtssaison mit guten Nachrichten. Nach den ermutigenden Zahlen der taiwanischen Chipschmiede TSMC letzte Woche (mehr dazu später) hat Netflix am Dienstagabend mit dem Quartalsbericht angenehm überrascht. Die Aktien des Streaming-Pioniers preschten im nachbörslichen Handel mehr als 14% vor.

Der Umsatz wie auch der Gewinn kamen über den Erwartungen der Analysten zu liegen. Zudem nahm die Zahl der Abonnenten deutlich um rund 19 Mio. auf 301,6 Mio. zu, wogegen der Konsens mit 290,9 Mio. gerechnet hatte. Für das Gesamtjahr 2025 hebt Netflix die Prognose an. Neu erwartet der Konzern 43,5 bis 44,5 Mrd. $ an Einnahmen; rund 500 Mio. $ mehr als zuvor. Ein Teil davon soll aus Preiserhöhungen resultieren.

Generell sind die Zahlen aus Corporate America bisher ziemlich ansprechend. Die Quartalsberichte aus dem Finanzsektor sind in den vergangenen Tagen mehrheitlich auf positive Resonanz gestossen. Das Gleiche gilt im Energiesektor für den Abschluss des Servicekonzerns Schlumberger. Am Dienstag legten das Industriekonglomerat 3M und United Airlines solide Resultate vor.

Wohlwollend quittiert wurde gestern nachbörslich ebenso das Ergebnis von Seagate Technology. Dies, obwohl der Harddisk-Hersteller weiterhin von der gedämpften Nachfrage im PC-Markt gebremst wird. Aus dem Tech-Sektor berichten diese Woche ausserdem der Chiphersteller Texas Instruments, der Telecom-Ausrüster Ericsson sowie die Komponentenhersteller Amphenol, TE Connectivity und Teledyne Technologies.

Angesichts der ersten Reaktionen sind die Vorzeichen für die nächsten Wochen besser als bei der Berichtssaison zum dritten Quartal. Gemäss Morgan Stanley verloren Aktien aus dem S&P 500 in der Börsensitzung nach der Ergebnispublikation damals im Schnitt 0,3% auf absoluter Basis und 0,2 Prozentpunkte relativ zum Index. «Unternehmen, die mit dem Umsatz die Erwartungen verfehlten, wurden besonders hart bestraft», hält US-Chefstratege Mike Wilson fest.

Richtig los geht es dann nächste Woche, wenn mehr als ein Drittel der Konzerne aus dem S&P 500 das Quartalsresultat publiziert. Dazu gehören die Schwergewichte Microsoft, Meta Platforms und Tesla am Mittwoch sowie Apple und (voraussichtlich) Amazon am Donnerstag. Im Tech-Sektor werden ebenfalls die Abschlüsse des niederländischen Halbleiterausrüsters ASML sowie des koreanischen Branchenriesen Samsung Electronics interessieren.

Wenig Toleranz für Enttäuschungen

Die wichtigste Phase steht damit erst bevor. «Diese Berichtssaison wird entscheidend für die Grundstimmung an der Börse sein und den generellen Optimismus im Nachgang der US-Wahlen testen», denkt Savita Subramanian, langjährige Aktienstrategin bei Bank of America.

Im Durchschnitt prognostizieren Analysten gemäss dem Datendienst LSEG, dass die Gewinne im S&P 500 für das vierte Quartal knapp 11% gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen sind. Für den IT-Sektor wird mit einer Zunahme von leicht mehr als 15% gerechnet.

Die meisten Unternehmen werden die Prognosen wie immer übertreffen. Analysten revidieren ihre Schätzungen vor der Berichtssaison in der Regel nach unten, was die Chancen für «positive Überraschungen» erhöht. Dann werden die Zahlen umgehend nach oben adjustiert. Wie die folgende Grafik von Morgan Stanley zu den Gewinnprognosen für das vierte Quartal illustriert, dürfte sich dieses Spiel einmal mehr wiederholen.

Entscheidend ist deshalb in erster Linie der Ausblick. «Die Bewertungen, die überspannt zuversichtliche Stimmung unter Investoren sowie die impliziten Erwartungen an das Wachstum setzen die Messlatte hoch an», meint Scott Chronert, US-Aktienstratege bei Citigroup. «Entsprechend bleibt wenig Spielraum für Schwächen bei den Prognosen.»

Mit Blick auf 2025 geht der Konsens an Wallstreet davon aus, dass die Konzerne im S&P 500 den Gewinn im Verlauf des Gesamtjahrs um knapp 14% verbessern können. Für den IT-Sektor rechnen sie mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs von gut 20%, wobei sich das Tempo im ersten Halbjahr wieder beschleunigen soll.

Letztlich läuft alles auf die Frage hinaus, wie es mit den «Magnificent Seven» weitergeht. Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Meta Platforms (Facebook, Instagram und WhatsApp), Tesla und allen voran Nvidia waren seit dem Frühjahr 2023 hauptsächlich für das Wachstum der Unternehmensgewinne im S&P 500 verantwortlich. Für dieses Jahr gehen Analysten davon aus, dass sich das Gewinnwachstum breiter auf den S&P 500 verteilen wird.

Speziell bei den Unternehmenspräsentationen im Tech-Sektor dürfte ausserdem der feste Dollar zu Reden geben. Das Research-Team von Bank of America schätzt, dass jeder Anstieg der US-Valuta um 10% die Gewinne im S&P 500 um 3% schmälert. Am empfindlichsten spüren den Effekt Unternehmen aus den Sektoren Grundstoffe (Materials), Technologie und Industrie, die einen bedeutenden Anteil der Einnahmen ausserhalb des US-Heimmarktes erwirtschaften.

Künstliche Intelligenz bleibt im Fokus

Thematisch wird sich bei den Tech-Abschlüssen auch diese Berichtssaison alles um künstliche Intelligenz und grosse Sprachmodelle drehen. Der Hype um die Technologie, die auch als generative künstliche Intelligenz bezeichnet wird, hat TSMC im vierten Quartal abermals einen kräftigen Schub gegeben.

Der weltgrösste Auftragsproduzent von Halbleitern, der Nvidia, Apple, Broadcom, Qualcomm und AMD zu seinen Kunden zählt, stellt für 2025 ein Umsatzwachstum in der Grössenordnung von 25% in Aussicht. Massgeblich dazu beitragen soll KI. In diesem Bereich sollen sich die Einnahmen verdoppeln, nachdem sie letztes Jahr auf das Dreifache oder rund 15% des konzernweiten Umsatzes gestiegen sind.

Gemäss dem Management soll die robust wachsende Nachfrage nach KI-Chips im ersten Quartal saisonal schwächere Einnahmen in anderen Segmenten kompensieren. Am meisten überrascht, dass TSMC die Prognose zu den Kapitalinvestitionen für 2025 um 35% auf 38 bis 42 Mrd. $ erhöht. Das würde den bisherigen Höhepunkt im Jahr 2022 übersteigen, was Aktien von Ausrüstern wie ASML, Applied Materials und Lam Research zuletzt neue Impulse gegeben hat.

Nvidia, der führende Anbieter von KI-Chips, legt seinen Abschluss erst am 26. Februar vor. Am meisten Aufmerksamkeit in Sachen künstliche Intelligenz wird sich daher auf die Investitionspläne von Microsoft, Alphabet, Meta und Amazon richten. Insgesamt dürften sich die Kapitalausgaben der vier Tech-Riesen letztes Jahr um über 50% auf 217 Mrd. $ erhöht haben. Für dieses Jahr erwarten Analysten eine Zunahme von knapp 20% auf annähernd 260 Mrd. $.

Im Vergleich zu diesen astronomischen Summen sind die Einnahmen mit neuen KI-Diensten bisher bescheiden bis mässig. Praktische Anwendungen fehlen in den meisten Branchen weiterhin. Der Beratungsdienst Gartner beispielsweise stellte in einer zwischen Mai und Juni 2024 durchgeführten Umfrage zum Copilot-Dienst von Microsoft unter mehr als 120 IT-Führungskräften fest, dass 72% von ihnen der Aussage «Nutzer finden es schwierig, Copilot in ihre tägliche Routine zu integrieren» vollständig oder teilweise zustimmen.

Daran hat sich bis heute wenig geändert. Vermutlich aus diesem Grund bauen Microsoft und Google ihre KI-Assistenzdienste jetzt einfach fest in ihre Pakete für Bürosoftware ein und zwingen Unternehmenskunden über Preiserhöhungen, dafür zu zahlen. «Der Subtext dazu ist, dass diese Produkte ausser in Bereichen wie Software-Programmierung und Marketing offenbar nicht wirklich zu den Marktbedürfnissen passen», denkt Branchenbeobachter Benedict Evans.

Mit ähnlichen Problemen kämpft Apple. Die neuen KI-Dienste erweisen sich als Flop. Hinzu kommt die Absatzflaute in China. «Unsere Befürchtungen einer schwachen iPhone-Nachfrage haben sich bewahrheitet», berichten Analysten der Investmentbank Jefferies. Sie erwarten, dass Apple die eigene Umsatzprognose von 5% Wachstum für das Dezember-Quartal verfehlt hat. Jefferies senkt das Aktienrating deshalb auf «Underperform», was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Der Kurs von Apple hat gestern Dienstag im Zug der negativen Einschätzung weitere 3% an Terrain eingebüsst. Seit dem Allzeithoch von Ende Dezember hat er mehr als 15% korrigiert. Der iPhone-Konzern hat somit den Titel als wertvollster Konzern an Nvidia verloren.

Fazit: Investoren haben die enormen Investitionen in künstliche Intelligenz lange wohlwollend akzeptiert. Doch die Anzeichen mehren sich, dass die Ungeduld an der Börse zunimmt. Die Reaktion auf die Quartalsergebnisse wird deshalb aufschlussreiche Anhaltspunkte geben, wie es mit dem KI-Hype dieses Jahr weitergeht.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Huawei ist der wohl wichtigste Tech-Konzern Chinas. Seine raschen technologischen Fortschritte und seine internationale Expansion waren ein wichtiger Faktor, der zum Handelskonflikt zwischen Washington und Peking geführt hat. US-Boykottmassnahmen haben ihn nur temporär gebremst. Eva Dou, Tech-Reporterin bei der «Washington Post», liefert im neuen Buch «House of Huawei: The Secret History of China’s Most Powerful Company», einen umfassenden und lehrreichen Bericht über den Aufstieg des Tech-Konglomerats.
  • Foxconn und andere IT-Auftragsfertiger haben in den letzten Jahren Produktion nach Indien verlagert. Dies, weil Kunden wie Apple versuchen, ihre Lieferkette weg von China zu diversifizieren. Auch sollen so Zölle für chinesische Einfuhren nach Indien vermieden werden. Doch jetzt dürfen chinesische Arbeiter nicht mehr zu Foxconns iPhone-Fabriken nach Indien reisen, und bereits in Indien stationierten Arbeiter werden zurückgerufen. Das Tech-Magazin «Rest of World» befasst sich mit dem angespannten Verhältnis der beiden Länder und den Konsequenzen für Tech-Konzerne.
  • Die Lancierung wird mit Spannung erwartet: Nintendo bringt dieses Jahr die nächste Generation der Spielkonsole Switch auf den Markt. Der Podcast «Business Breakdowns» befasst sich in dieser Episode mit der modernen Erfolgsgeschichte des japanischen Konzerns und seinen Chancen, den einzigartigen Katalog an geistigem Eigentum über die Welt der Videogames hinaus zu monetarisieren.

Und zum Schluss noch dies: Godspeed, Toni!

Analysten, die unbequeme Fragen stellen und das Karriererisiko nicht scheuen, wenn sie dem Konsens widersprechen, sind rar. Das gilt besonders im Tech-Sektor, wo Konzernchefs nicht selten als Visionäre vergöttert und überoptimistische Prognosen kritiklos in Research-Berichten übernommen werden.

Zu den Ausnahmen zählt Toni Sacconaghi. Wenige Analysten kennen sich in der IT-Industrie besser aus als er. Nach 26 Jahren in Diensten von Bernstein Research hängt er seinen Job an den Nagel. In seinem Metier gibt es nicht viele, die den Internetboom und das Platzen der Monsterblase zur Jahrtausendwende noch persönlich erlebt haben.

«Ich hatte das Privileg, in der ersten Reihe zu sitzen und einige der wichtigsten Unternehmen und Führungspersönlichkeiten der globalen Wirtschaft zu beobachten und zu begleiten», hält er in einer kurzen Email an Kunden fest. «Es hat grossen Spass gemacht, aber ich bin jetzt bereit für mein nächstes Kapitel.»

Sacconaghi hat primär das Segment Tech-Hardware sowie Tesla abgedeckt. Seine Studien zu Konzernen wie Apple, IBM, HP und Dell Technologies waren stets solid recherchiert und mit aufschlussreichen Fakten unterlegt. An Wallstreet war er für seine scharfsinnigen Fragen während den Telefonkonferenzen zu Unternehmensabschlüssen bekannt.

Manchmal konnte es dabei auch ungemütlich werden. Legendär ist seine Konfrontation mit Elon Musk beim Earnings Call von Tesla zum ersten Quartal 2018. Vor der Lancierung des Model 3 kämpfte der Elektrofahrzeughersteller seinerzeit gegen den Konkurs an. Als sich Sacconaghi genauer zum finanziellen Engpass erkundigen wollte, gingen die Emotionen hoch.

«Langweilige, idiotische Fragen sind nicht cool. Nächste Frage?», wurde er von Musk abkanzelt. Der Tesla-Chef entschuldigte sich zwar später für sein brüskes Verhalten. Doch die Episode ging nie wirklich vergessen. Als Sacconaghi, der die Aktien aus Bewertungsgründen bis zuletzt mit «Underperform» einstufte, vergangene Woche seinen Rücktritt ankündigte, kam bei eingefleischten Tesla-Anhängern spöttische Freude auf.

Tesla war nicht das einzige prominente Unternehmen, das Sacconaghi kritisch verfolgte. Auch für die Aktien von Apple war der Branchenveteran im Gegensatz zum breiten Konsens lange Zeit vorsichtig gestimmt. Beide Empfehlungen erwiesen sich zwar als falsch – zumindest bis jetzt. Andere Empfehlungen wie seine optische Einschätzung zu IBM ab 2005 gingen hingegen auf. Auch wird Glück – oder eben Pech – bei Investments oft unterschätzt.

Sacconaghi, der vor seinem Antritt bei Bernstein im Sommer 1998 mehr als sechs Jahre für McKinsey gearbeitet hatte, dürfte es künftig kaum langweilig werden. «Ich hoffe, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und reisen zu können», hält er fest. In Aussicht habe er zudem einen Posten im Verwaltungsrat einer kleinen Anzahl gemeinnütziger und/oder gewinnorientierter Unternehmen sowie möglicherweise einen Lehrstuhl als Dozent.

Mit seinem Rücktritt geht eine wichtige und kompetente Stimme im Tech-Sektor verloren. Gerade in Zeiten wie heute, in denen sich die Aktienkurse zusehends von den Fundamentaldaten gelöst haben, sind Analysten, die sich dem Gruppendenken an Wallstreet widersetzen können, umso wichtiger.

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