Sonntag, November 24

Von Theodore Roosevelt bis Trump und Biden haben seit Beginn des 20. Jahrhunderts sehr verschiedene Persönlichkeiten das höchste Amt der USA geprägt – unter ihnen der älteste und der jüngste Präsident.

Seit der Wende zum 20. Jahrhundert haben einundzwanzig amerikanische Präsidenten im Weissen Haus regiert, zwölf Republikaner und acht Demokraten. Für ihre Präsidentschaften spielte in der jeweiligen weltpolitischen Lage indessen weniger die Parteizugehörigkeit die ausschlaggebende Rolle als vielmehr die Persönlichkeit des Amtsinhabers und seine Ausstrahlung. In diesen gut 120 Jahren haben die Bedeutung des Präsidentenamtes und das weltweite Interesse für den Machthaber im Weissen Haus enorm zugenommen. Das hängt vor allem mit dem Aufstieg der USA zur führenden Weltmacht zusammen. Der Blick auf diese Präsidenten zeigt aber auch die erstaunliche Kontinuität dieser wichtigen Institution. In kaum einem Land sind die verfassungsmässigen Strukturen so stabil geblieben wie in den USA.

Theodore Roosevelt (1901–1909)

Der Republikaner Roosevelt war zuerst Assistenzsekretär für die Marine und focht später im spanisch-amerikanischen Krieg als erfolgreicher Offizier. 1898 bis 1900 war er Gouverneur von New York und wurde dann Vizepräsident unter William McKinley. Nach dessen Ermordung stieg er 42-jährig ins Präsidentenamt auf, als bis heute jüngster Amtsinhaber der amerikanischen Geschichte. 1904 gelang ihm die Wiederwahl. Roosevelt verfocht eine Aussenpolitik der Stärke, innenpolitisch ging er hart gegen Korruption und das Big Business vor und verschrieb sich dem Naturschutz. Er förderte seinen Nachfolger William Howard Taft und trat aus Desillusion über diesen 1912 ohne Erfolg nochmals an.

William Howard Taft (1909–1913)

Republikaner, Staatsanwalt und Richter aus Ohio. Taft machte Karriere als Gouverneur der Philippinen und in Kuba, dazwischen diente er als Kriegsminister unter Roosevelt. Dieser verhalf ihm 1908 zur Präsidentschaft. Auch Taft verfolgte eine harte Anti-Trust-Linie, überwarf sich aber immer mehr mit dem progressiven Flügel der Partei, der sich vor den Wahlen von 1912 unter Führung Roosevelts abspaltete. Dadurch verlor Taft die Wiederwahl gegen den Demokraten Woodrow Wilson. Er machte sich später einen Namen als Richter des Obersten Gerichtshofes.

Woodrow Wilson (1913–1921)

Demokrat aus Virginia. Karriere als Rechtsprofessor und Präsident der Princeton-Universität, danach Gouverneur von New Jersey. Wilson gewann die Wahl von 1912 gegen Taft und Roosevelt. Nach 1914 versuchte er, die USA aus dem Weltkrieg herauszuhalten, und gewann damit 1916 knapp die Wiederwahl. 1917 liess er den Kriegseintritt zu, arbeitete aber schon intensiv an einer Nachkriegsordnung mit dem Völkerbund als Eckstein (14-Punkte-Erklärung von 1918). Er erhielt dafür den Friedensnobelpreis. Am Widerstand des isolationistischen Senats zerbrachen seine Ideen und seine Gesundheit. Wilson starb 1924.

Warren Harding (1921–1923)

Republikaner aus Ohio. 1915 in den Senat gewählt, verfolgte Harding eine isolationistische Linie und bekämpfte Wilsons Friedensordnung und den Völkerbund. Er siegte 1920 gegen den Demokraten James Cox mit dem Slogan «Return to normalcy». Seine kurze Amtszeit wurde geprägt von einer konservativen Sozialgesetzgebung, von einer isolationistischen Zollpolitik, von Abrüstungsbemühungen im Flottenbereich und von der Verwicklung enger Mitarbeiter in Korruptionsskandale (Teapot-Dome-Skandal). 1923 erlag Harding in San Francisco einer Herzattacke.

Calvin Coolidge (1923–1929)

Republikaner, Jurist, Gouverneur von Massachusetts und 1919 Vizepräsident unter Harding. Nach dessen Tod setzte er als 30. Präsident die Politik einer zurückhaltenden Regierung fort. Es gelang ihm, nach den Korruptionsskandalen wieder Vertrauen in die Administration zu wecken. Coolidge erhielt die hohen Zölle aufrecht und steuerte einen betont wirtschaftsfreundlichen Kurs. Hilfe an die bereits unter einer schweren Depression leidenden Farmer verweigerte er. Die Amtszeit des spröden und farblosen Coolidge war geprägt von unauffälliger, ruhiger Arbeit. Auf eine Wiederwahl 1928 verzichtete er.

Herbert Hoover (1929–1933)

Republikaner. Als Geologe weltweit tätig, organisierte er im Jahr 1900 während des Boxeraufstandes in China die Hungerhilfe. Seine Erfahrungen brachte er als Regierungskoordinator für Nothilfe später auch in Belgien und Russland ein. Unter Harding und Coolidge war er Handelsminister. Als Präsident beharrte er in der Depression ab 1929 auf einer Politik staatlicher Zurückhaltung, was ihn zunehmend unpopulär machte. Er verlor 1932 klar gegen Franklin Roosevelt. Truman machte ihn 1947 zum Chef des European Food Program. Er gründete die Hoover Institution in Stanford (Kalifornien).

Franklin Roosevelt (1933–1945)

Demokrat aus New York. Einziger Präsident, der vier Mal in dieses Amt gewählt wurde. Entfernter Verwandter von Theodore Roosevelt. Senator im Staat New York, dann Assistenzsekretär für die Marine während des Ersten Weltkrieges. Trotz schwerer Behinderung durch Kinderlähmung Gouverneur von New York. Wahlsieg gegen Hoover um die Präsidentschaft. Gegen die Wirtschaftsdepression lancierte er den «New Deal» mit staatlichen Arbeitsbeschaffungs- und Sozialprogrammen. Nach dem japanischen Angriff gegen Pearl Harbor führte er die USA in den Krieg gegen die Achsenmächte. FDR starb 1945 während eines Kuraufenthalts in Georgia im Amt.

Harry Truman (1945–1953)

Demokrat aus Independence, Missouri. Zuerst Farmer, dann nach Rückkehr aus dem Krieg Leiter eines Herrenmodegeschäfts in Kansas City. 1935 Senator, 1945 Roosevelts Vizepräsident. Nach dessen Tod zum Präsidenten vereidigt. Als Herr im Weissen Haus hatte er unvorbereitet wichtige Entscheidungen zu treffen: Einsatz der Atombomben gegen Japan und Frontwechsel gegen Stalin. Truman-Doktrin, Marshallplan, Berlin-Blockade und Gründung der Nato fallen in seine Amtszeit, ebenso der Beginn des Korea-Kriegs 1950. Nach Verzicht auf eine neue Kandidatur zog er sich mit seiner Frau nach Independence zurück und starb dort 1972.

Dwight Eisenhower (1953–1961)

Republikaner, geboren in Texas, aufgewachsen in Kansas. Berufsmilitär mit Ausbildung in West Point, diente unter den Generälen Pershing und MacArthur. Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte bei der Landung in Nordafrika 1942 und bei der Invasion in der Normandie 1944. Nach dem Krieg Präsident der Columbia University und 1951 Oberkommandierender der Nato-Truppen. In seinen zwei Amtszeiten versuchte er, die Spannungen im Kalten Krieg zu vermindern: Waffenstillstand in Korea und Vertrag über die Neutralität Österreichs. Um die Desegregation der Schulen durchzusetzen, entsandte er Truppen nach Little Rock, Arkansas.

John F. Kennedy (1961–1963)

Demokrat aus Massachusetts. Stammte aus einer reichen Familie irischer Herkunft. Im Zweiten Weltkrieg Dienst in der Marine. Kongressabgeordneter, 1953–1960 Senator für Massachusetts. 1960 mit knapper Mehrheit gegen Nixon als erster Katholik zum Präsidenten gewählt. Mit 43 Jahren der jüngste gewählte Präsident in der Geschichte des Landes. Die Aussenpolitik war vom Machtkampf mit der Sowjetunion geprägt: Bau der Berliner Mauer, Raketenkrise um Kuba, erste Entsendung amerikanischer Truppen nach Südvietnam. Innenpolitisch kam es zu verstärkten Rassenspannungen. Kennedy wurde 1963 bei einem Besuch in der texanischen Stadt Dallas ermordet.

Lyndon Johnson (1963–1969)

Demokrat aus Texas, ursprünglich Lehrer. Ab 1937 zunächst Kongressabgeordneter, dann Senator in Washington, ab 1953 demokratischer Fraktionsführer. 1960 mit Kennedy zum Vizepräsidenten gewählt. Nach Kennedys Ermordung Einzug ins Weisse Haus. 1964 Wahlsieg gegen den Republikaner Goldwater. Unter dem Schlagwort «Great Society» setzte Johnson den Ausbau von Sozialprogrammen durch. Trotz seinem Einsatz für gesetzliche Rassengleichheit kam es zu schweren Unruhen und Studentenprotesten. Johnson scheiterte am Vietnamkrieg und verzichtete 1968 auf eine neue Kandidatur.

Richard Nixon (1969–1974)

Republikaner aus Kalifornien. Im Zweiten Weltkrieg Marineoffizier. 1947–1953 Kongressabgeordneter und Senator, 1952 mit Eisenhowers Wahlsieg zum Vizepräsidenten gewählt. 1960 Niederlage gegen Kennedy um die Präsidentschaft. 1968 Sieger gegen Hubert Humphrey, 1972 gegen George McGovern. Zusammen mit Henry Kissinger führte Nixon eine innovative Aussenpolitik gegenüber Moskau und Maos China. Auch erreichte er eine Lösung von der Verstrickung in Vietnam. Starke innenpolitische Polarisierung. Der Watergate-Skandal und die drohende Amtsenthebung zwangen Nixon 1974 zum Rücktritt. Er war der einzige Präsident, der sein Amt vorzeitig aufgeben musste.

Gerald Ford (1974–1977)

Republikaner aus Michigan. Ford war 25 Jahre lang Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Er wurde nach dem Rücktritt Spiro Agnews 1973 Vizepräsident und nach Nixons Abgang 1974 Präsident – der Erste, der in beiden Funktionen nicht gewählt wurde. Trotz seinem Motto «Openness and candor» gewährte er Nixon kurz nach seinem Amtsantritt Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung. Er führte Amerikas Rückzug aus Vietnam zu Ende und besuchte China. Dem demokratisch beherrschten Kongress leistete er mit 48 Vetos Widerstand. 1976 setzte er sich parteiintern gegen Reagan durch, verlor die Wahl aber gegen Carter.

Jimmy Carter (1977–1981)

Demokrat aus Georgia. Entstammt einer Baptisten- und Farmerfamilie. Mitglied des Senats von Georgia, dann Gouverneur. 1976 als Herausforderer Fords zum Präsidenten gewählt. Aussenpolitisch setzte er die Bemühungen um nukleare Abrüstung fort (Unterzeichnung des Salt-II-Vertrages mit Breschnew). Unter seiner Präsidentschaft wurde die Übergabe des Panamakanals ausgehandelt. Vermittler des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel in Camp David. Innenpolitisches Malaise; die Geiselnahme von Botschaftsangehörigen in Iran liess seine Popularität sinken. 1980 abgewählt. Nach seiner Präsidentschaft engagierte er sich in verschiedenen diplomatischen Missionen und für humanitäre Anliegen. Gegenwärtig im 101. Altersjahr stehend, hat Carter von allen Präsidenten das höchste Alter erreicht.

Ronald Reagan (1981–1989)

Republikaner aus Illinois, Sohn eines irischen Schuhverkäufers. Sportreporter und Filmschauspieler, zunächst Demokrat. Präsident der Gewerkschaft der Schauspieler und Sprecher für General Electrics. 1966 Gouverneur von Kalifornien, zwei Amtszeiten. 1981 Einzug ins Weisse Haus als bis dahin ältester Präsident, überlebte bald darauf ein Attentat. Reagan-Revolution im Innern und Strategie zur Unterminierung der Sowjetunion mit Rüstungsaufbau prägten die Präsidentschaft. 1983 Invasion in Grenada. Abkommen über nukleare Mittelstreckenraketen mit Gorbatschow. Der Iran-Contra-Skandal belastete die zweite Amtszeit. Reagan starb 2004.

George H. W. Bush (1989–1993)

Republikaner, Sohn eines Senators aus Connecticut. Marineflieger im Zweiten Weltkrieg. Bush begann seine Karriere in Texas, zuerst in der Ölindustrie, dann als Abgeordneter im Kongress. Er war amerikanischer Botschafter bei der Uno, leitete das Verbindungsbüro in Peking und die CIA. Unter Präsident Reagan Vizepräsident. 1988 gewann er für die Republikaner eine dritte Amtszeit in Folge. Führungsstark in der Aussenpolitik (Intervention in Panama, Unterstützung der deutschen Wiedervereinigung, Golfkrieg gegen den Irak), innenpolitisch eher orientierungslos. Verlor 1992 den Kampf um die Wiederwahl, erlebte später aber den Einzug seines Sohnes ins Weisse Haus. Bush senior verstarb 2018.

Bill Clinton (1993–2001)

Demokrat aus Arkansas, Ehemann der späteren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Mit 32 Jahren zum Gouverneur gewählt. Gewann 1992 als Herausforderer den Präsidentschaftswahlkampf gegen Bush und den Parteilosen Ross Perot. Vier Jahre später Sieg gegen den republikanischen Konkurrenten Robert Dole. Die von seiner Administration geplante Reform des Krankenkassensystems scheiterte, doch die Wirtschaft entwickelte sich überaus erfolgreich. In der Monica-Lewinsky-Affäre entging Clinton einer Amtsenthebung. Aussenpolitisch zählen die Nato-Erweiterung und die Intervention in den Balkan-Kriegen zu den bedeutenderen Leistungen seiner Administration.

George W. Bush (2001–2009)

Republikaner aus Texas. Geboren 1946, Sohn von George H. W. Bush. Studium in Yale und Harvard. 1994 zum Gouverneur von Texas gewählt. 2000 Präsidentschaftskandidat. Sein demokratischer Konkurrent Al Gore verlor die Wahl trotz knappem Stimmenmehr. Bush wurde Präsident, weil er (aufgrund einer Entscheidung des Obersten Gerichts zum Ergebnis in Florida) die Mehrheit der Elektorenstimmen erhielt. Wiederwahl 2004. Prägende Themen seiner Präsidentschaft waren der Anti-Terror-Kampf nach den Attacken vom 11. September 2001 und die kontroverse Invasion im Irak.

Barack Obama (2009–2017)

Demokrat. Sohn einer weissen Amerikanerin und eines Studenten aus Kenya. Aufgewachsen in Hawaii und Indonesien. Jus-Studium, dazwischen Tätigkeit als Sozialarbeiter in Chicago. 2004 in den Senat gewählt, 2008 ins Weisse Haus. Erster nichtweisser Präsident. Wichtigstes innenpolitisches Ereignis war die Reform der Gesundheitsversicherung; der Verlust der Kongressmehrheiten verhinderte aber weitere legislative Erfolge. Die Aussenpolitik war geprägt durch den Abzug aus dem Irak, Misserfolge bei der Reaktion auf die im Arabischen Frühling ausgebrochenen Konflikte und die Ohnmacht gegenüber Russlands Besetzung der Krim.

Donald Trump (2017–2021)

Republikaner aus New York. Der einzige Präsident der USA, der vor seiner Wahl nie ein politisches oder militärisches Führungsamt innehatte. Karriere in der Immobilienbranche, später verschafften ihm Fernsehshows nationale Prominenz. Trump setzte sich 2016 in den Primärwahlen seiner Partei trotz Widerstand der Parteielite durch. Überraschender Sieg gegen die Demokratin Hillary Clinton, die knapp die Stimmenmehrheit errang, aber bei der Elektorenzahl unterlag. Seine Präsidentschaft war geprägt von zwei gescheiterten Impeachment-Verfahren, zahlreichen Wechseln in der Regierung und einer extremen, auch vom Präsidenten selber geschürten parteipolitischen Polarisierung. Eine Steuerreform begünstigte zunächst einen konjunkturellen Höhenflug, der jedoch in der Corona-Krise ein jähes Ende fand. Aussenpolitisch setzte Trump einen Kurswechsel gegenüber China durch und zog den Grossteil der Truppen von den mittelöstlichen Kriegsschauplätzen zurück. Seine Abwahl 2020 versuchte er mit illegalen Mitteln umzukehren, was später mehrere Strafverfahren nach sich zog.

Joe Biden (seit 2021)

Demokrat aus Delaware, ursprünglich Anwalt. 36 Jahre lang Senator, danach Vizepräsident unter Obama. Nach zwei gescheiterten Anläufen 1987 und 2008 gelang ihm als knapp 78-Jähriger die Wahl zum Präsidenten 2020. Seine Aussenpolitik war gekennzeichnet durch den chaotischen Abzug aus Afghanistan, das erneuerte Bekenntnis zur Nato und die Militärhilfe für die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland. Die von Trump eingeleitete Politik der Härte gegenüber China behielt Biden bei. In der Innenpolitik setzte er, auch zur Überwindung der Corona-Krise, auf grosse Investitionsprogramme, musste aber wegen fehlender Mehrheiten starke Abstriche an seinen Plänen machen. Trotz Wirtschaftswachstum schrumpften oder stagnierten die Reallöhne, was Bidens Popularität ebenso schadete wie die rekordhohe illegale Einwanderung. Machtlos gegen das Comeback seines Gegners Trump und gezeichnet vom hohen Alter, musste er 2024 auf Drängen seiner Partei die Kampagne für seine Wiederwahl abbrechen und verzichtete zugunsten seiner Vizepräsidentin Kamala Harris.

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