Die beiden italienischen Sportwagenhersteller spielen in einer
höheren Liga. Sie sind vielmehr mit einem Luxusgüterhersteller wie Hermès vergleichbar als mit anderen Autoproduzenten und halten höheren Zöllen eher stand.

Unbeirrt von Krisen und Kriegen drehen italienische Luxusautos der Marken Ferrari und Lamborghini eine Rekordrunde nach der anderen. Ferrari erreichte im Jahr 2024 mit knapp 14 000 Verkäufen einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro und eine Nettomarge von 28,2 Prozent. Lamborghini verkaufte gut 10 000 Autos, erreichte einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro und eine Marge von 27 Prozent. Auch für dieses Jahr sind die beiden Sportwagenhersteller optimistisch.

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Die amerikanischen Zölle auf Autoeinfuhren von 25 Prozent treffen die beiden Hersteller allerdings auch. Der amerikanische Markt ist für die Autoproduzenten von allen Einzelmärkten der wichtigste. Man werde die Entwicklung und mögliche Auswirkungen auf die Lieferkette genau beobachten, heisst es denn auch bei Lamborghini. Zölle hätten negative Konsequenzen für alle Seiten. «Wenn die Preise durch Zölle steigen, geht das auch an unseren Volumina nicht spurlos vorüber», sagte der Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann gegenüber der NZZ.

Träume gehen in Erfüllung

Ferrari erzielt rund einen Viertel des Absatzes in den USA. Dennoch rechnet der Sportwagenbauer damit, dass sich die US-Zölle nur gering auswirken werden. Auch die Analysten von Bernstein Research glauben nicht, dass sich amerikanische Kunden wegen höherer Preise zurückziehen. Im Gegenteil: Das würde die Autos vielleicht sogar noch exklusiver machen.

Sowohl Ferrari als auch Lamborghini legen den Schwerpunkt auf die Qualität und produzieren lieber ein Auto zu wenig als eines zu viel – um die Exklusivität zu wahren. Für Andrea Giuricin, Ökonom mit dem Schwerpunkt Transport an der Mailänder Bicocca-Universität, sind die beiden Unternehmen eher vergleichbar mit Luxuskonzernen wie Hermès als mit anderen Autoherstellern.

Bei einem Autopreis von 200 000 Euro und mehr ist die Preissensibilität und die Abhängigkeit der Kunden von Konjunkturzyklen gering. Die Zahl der Superreichen, die sich so ein Auto leisten können, wächst weltweit. «Der Preis richtet sich nach dem emotionalen Wert. Der zählt im Luxussegment viel», sagt Benedetto Vigna, CEO von Ferrari.

Die meisten Kunden haben viele Luxusautos in ihren Garagen stehen. «Unsere Kunden kaufen Autos nicht, weil sie sie brauchen, sondern weil sie sich Träume erfüllen wollen», sagt der Lamborghini-CEO Winkelmann. Er beobachtet die Märkte genau. Man achte darauf, dass kein Einzelmarkt zu dominant werde. Bei beiden Sportwagenherstellern trägt der weltgrösste Automarkt China weniger als 10 Prozent zum Absatz bei.

Investitionen in die Exklusivität

Mit individualisierten Sondermodellen, die gut und gern auch 2,5 Millionen Euro oder mehr kosten können, erzielen die Luxuskarossenhersteller besonders hohe Margen. Anders als etwa bei Porsche, wo das günstigste Modell bei etwa 60 000 Euro liegt, gibt es bei Lamborghini keine Pläne, die Produktpalette nach unten abzurunden. «Wir wollen uns nicht nach unten bewegen, sondern in Exklusivität investieren, um die Marge so hoch wie möglich zu halten», sagt Winkelmann.

Beim Thema Elektrifizierung sind sowohl Lamborghini als auch Ferrari dabei, allerdings ohne eine Vorreiterrolle zu spielen. Ferrari bietet zwar schon länger Hybridfahrzeuge an. Doch erst im Oktober soll das erste vollelektrische Modell, ein 2000 PS starker und 500 000 Euro teurer Bolide, auf den Markt kommen. Lamborghini lässt sich noch mehr Zeit. Die Markteinführung des ersten Elektroautos ist erst für 2029 vorgesehen.

Bei Lamborghini ist man optimistisch, mit Elektroantrieben vor allem jüngere Käufergruppen anzusprechen. In den vergangenen 18 Monaten wurden alle drei Lamborghini-Modellreihen erneuert und mit Hybridantrieben ausgestattet.

Lamborghini und Ferrari produzieren ausschliesslich in Italien, im sogenannten Motor Valley zwischen Modena und Bologna. Das soll auch so bleiben. Lamborghini plant trotz der schwierigen Lage in der Autoindustrie Neueinstellungen. In den letzten zwei Jahren wuchs die Mitarbeiterzahl bereits um etwa 1000 auf 3000. Beide Unternehmen beurteilen ihre Perspektiven als positiv – angesichts gut gefüllter Auftragsbücher und Wartezeiten zwischen eineinhalb und zwei Jahren.

Ferrari erwartet für 2025 mit 29 Prozent eine noch höhere Marge. Doch auch das Luxussegment ist kein Selbstläufer. Das zeigte sich beispielsweise bei Maserati, der Edelmarke von Stellantis, wo die Verkäufe 2024 um 64 Prozent einbrachen.

Auch bei der Lamborghini-Schwestermarke Porsche läuft es nicht. Der Nettogewinn brach 2024 um 30 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro ein. 2025 dürfte die Marge auf 10 bis 12 Prozent sinken, was der neue CFO Jochen Breckner mit Investitionen in neue Modelle begründet. Die deutsche Edelmarke, die fast 30-mal mehr Autos verkauft als die «Schwester» Lamborghini, leidet unter der schwachen Nachfrage in China, wo das Unternehmen etwa 20 Prozent aller Verkäufe tätigt. Im Reich der Mitte kam es zu einem starken Verkaufsrückgang. Die amerikanischen Zölle sorgen für weitere Unsicherheit.

Während Lamborghini und Ferrari Mitarbeiter einstellen, sind die Beschäftigten im Maserati-Werk in Modena nicht ausgelastet. Sie sollen daher «vorübergehend» in Serbien Fiat-Autos bauen. Porsche will bis 2029 etwa 3900 Stellen abbauen beziehungsweise Zeitverträge nicht verlängern.

Am Aktienmarkt ging es jüngst zwar auch für Ferrari bergab. Doch der im Vergleich zu Porsche kleine italienische Sportwagenproduzent ist an der Börse mit 72,8 Milliarden Euro dreieinhalbmal so viel wert wie die VW-Tochter mit 20,2 Milliarden Euro.

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