Donnerstag, Mai 8

Dies hat US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social verkündet. Details zum Abkommen sind noch unklar.

Die USA und Grossbritannien sollen sich auf eine «volle und umfassende» Handelsvereinbarung geeinigt haben. Das teilte der amerikanische Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social mit. Für die Vereinigten Staaten wäre es der erste grosse Deal nach Trumps weitreichender Verhängung von Strafzöllen Anfang April. Viele weitere Deals seien in einem fortgeschrittenen Stadium, liess er wissen.

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Details zum Abkommen sind noch unklar. Für 10 Uhr (Ortszeit / 16 Uhr MESZ) ist eine Pressekonferenz geplant.

Vor allem die Autoindustrie ist auf Exporte in die USA angewiesen

In Medienberichten war zuvor spekuliert worden, Grossbritannien könnte zumindest eine Erleichterung der von Trump verhängten Zöllen erreicht haben. Vor allem die britische Autoindustrie ist auf Exporte in die USA angewiesen. Im Gegenzug wurde über Zugeständnisse im Bereich von Agrargütern und einer Steuer für digitale Dienstleistungen spekuliert.

Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Briten auf breiter Front nachgegeben haben, falls die Amerikaner ihrerseits nicht auf den «Basiszoll» von 10 Prozent verzichten, den sie Anfang April gegenüber der ganzen Welt eingeführt haben.

Ein Experte meinte in einem Bericht der BBC warnend, es könne sich beim verkündeten Deal auch nur um Massnahmen handeln, die für einen eher kurzen Zeitraum gelten und nur einige Wirtschaftsbereiche abdecken. Auch auf amerikanischer Seite warnen Experten vor überzogenen Erwartungen. «Diese Ankündigung ist vermutlich erst eine Einigung, um die Verhandlungen zu lancieren», sagte etwa der Handelsjurist Tim Brightbill dem «Wall Street Journal». Es würde wohl den Rahmen an Themen abstecken, die in den kommenden Monaten nun verhandelt würden.

Zurzeit gelten für die Briten auf den meisten Exportgütern amerikanische Zölle in Höhe von 10 Prozent, auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos und Autoteile werden 25 Prozent erhoben. Falls die Amerikaner darüber hinaus Einfuhrzölle auf Medikamente erheben würden, was Trump schon mehrfach angedroht hatte, wäre London ebenfalls stark betroffen. Motorfahrzeuge, Autoteile, pharmazeutische und chemische Erzeugnisse machen zusammen bereits mehr als einen Drittel aller britischen Güterausfuhren in die USA aus.

Die britischen Exporte von Stahl und Aluminium machen dagegen nur rund 2 Prozent aller Güterausfuhren aus. Grossbritannien hatte zuletzt mit Indien ein umfangreiches und langfristiges Freihandelsabkommen geschlossen, der Premierminister Keir Starmer sprach nach der Verkündung von einer neuen Ära des Handels.

Ein «Deal» zur richtigen Zeit

Für Donald Trump kommt das Abkommen mit Grossbritannien, selbst wenn es nur einen bescheidenen Umfang haben sollte, genau richtig. Seine radikale Handelspolitik ist in der amerikanischen Bevölkerung nicht sonderlich beliebt; die Amerikaner befürchten, dass die Zölle eine neue Inflationswelle auslösen werden.

Die amerikanische Regierung muss daher möglichst rasch beweisen, dass ihre harte Verhandlungstaktik zu zählbaren Resultaten führt – zu «Deals». Das hatte Trump mehrfach versprochen, seit er am 2. April die «reziproken» Zölle gegen Freund und Feind vorgestellt hatte. In den vergangenen Tagen haben seine Regierungsvertreter auch immer wieder von Fortschritten in den Gesprächen mit Südkorea, Indien, Japan oder Indonesien gesprochen.

Zudem trifft sich der amerikanische Finanzminister Scott Bessent an diesem Wochenende in Genf mit dem stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten He Lifeng. Ein Abkommen mit China auszuhandeln, wird indes bedeutend schwieriger, nachdem der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern in den vergangenen Wochen eskaliert ist und weil keine Seite nachgeben und Schwäche zeigen möchte.

Grossbritannien war dagegen stets ein geeigneter Kandidat für ein solches Vorzeigeabkommen. Einerseits ist die Handelsbilanz der beiden Länder ziemlich ausgeglichen; die USA weisen gemäss ihren eigenen Handelsdaten sogar seit Jahren einen kleinen Überschuss auf. Trump misst der bilateralen Handelsbilanz grosses Gewicht bei und kann den Briten daher kaum den Vorwurf machen, sein Land schlecht oder «unfair» behandelt zu haben.

Zudem mag Trump die Briten. Sein Familienunternehmen betreibt seit längerer Zeit zwei Golfplätze in Schottland, und er ist ein bekennender Fan der königlichen Familie. Ein Umstand, den der britische Premierminister Keir Starmer beim Treffen in Washington Ende Februar genutzt hat: Vor laufenden Kameras überreichte er Trump eine Einladung zum Staatsbesuch, unterzeichnet von König Charles III.

EU will Vertiefung der Beziehungen anstossen

Für die Schweiz ist das Abkommen aus mehrerer Hinsicht von Bedeutung: Einerseits dient es als Vorlage, wie ihre eigene Übereinkunft mit den USA aussehen könnte. Andererseits ist Grossbritannien, was etwa die Pharmaindustrie angeht, ein wichtiger Konkurrent. Sollten sich britische Pharma- und Chemieunternehmen zollfreien Zugang zum amerikanischen Markt sichern, müsste die Schweiz auf ähnliche Konzessionen hinarbeiten.

Fraglich ist, ob die britische Vereinbarung mit den USA einer möglichen Annäherung mit der EU im Wege stehen wird. Gemäss Berichten sollten amerikanische Lebensmittelstandards nicht anerkannt werden. Chlorhühnchen und hormonbehandeltes Rindfleisch werde es in britischen Supermärkten nicht geben, hatte die Zeitung «Financial Times» berichtet.

Der Premierminister Keir Starmer und die EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen sowie der EU-Rats-Präsident António Costa wollen bei einem EU-UK-Gipfel am 19. Mai eine Vertiefung der gemeinsamen Beziehungen anstossen. Spekuliert wurde auch immer wieder über eine dynamische Vereinbarung im Bereich von Tiergesundheit und Lebensmittelstandards.

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