Dienstag, November 26

Die Attacke fand während eines Charity-Anlasses für ein Museum in Jerusalem statt. Der Veranstalter wundert sich.

Am Montagabend kommt es im Kunsthaus Zürich zu unschönen Szenen. Mehrere vermummte Personen aus der propalästinensischen Szene verschmieren den Eingang des Museums mit roter Farbe und verteilen Flyer mit einem Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Auf einem anderen steht «Boycott Kunsthaus Zürich!». So schildert es der «Blick».

Der Grund für die Attacke: Der Verein «Schweizer Freunde des Israel-Museums» in Jerusalem organisierte an dem Abend einen Fundraising-Anlass im Kunsthaus, an dem auch die israelische Sängerin und ESC-Teilnehmerin Eden Golan auftrat. Wie die Stadtpolizei Zürich gegenüber der NZZ bestätigt, hat sie insgesamt vier Personen kontrolliert und zwei davon für weitere Abklärungen auf die Polizeiwache mitgenommen.

Schon bei Eden Golans Auftritt am Eurovision Song Contest im Mai in Malmö hatte es Zwischenfälle gegeben. Aktivisten verlangten, die israelische Delegation auszuschliessen, an Demonstrationen wurden israelfeindliche Parolen skandiert. Auch in den sozialen Netzwerken war Stimmung gemacht worden gegen die Sängerin. Ihr Auftritt im Kunsthaus am Montag konnte trotz der Attacke stattfinden. Golan wurde laut «Blick» von Personenschützern abgeschirmt.

Dirk Boll ist Co-Präsident des Vereins «Schweizer Freunde des Israel-Museums». Er sagt, zum Zeitpunkt der Farbattacke hätten sich alle Gäste der Veranstaltung bereits im Kunsthaus befunden und kaum etwas davon mitbekommen. Boll hat kein Verständnis dafür, warum der Verein zur Zielscheibe wurde.

«Das Museum in Jerusalem ist eine Begegnungsstätte und Plattform für Menschen aller Religionen und Herkünfte, in dem auch Werke von palästinensischen Künstlern gezeigt werden», sagt er. Es sei privat finanziert und keine staatliche Einrichtung, sondern getragen von einer breiten bürgerschaftlichen Initiative. «Ich bedaure sehr, dass nicht mehr differenziert wird zwischen dem Land und seiner Bevölkerung sowie der Politik.»

Boll sagt, der Verein habe sich auf einen Zwischenfall vorbereitet, die Stadt informiert und Sicherheitspersonal engagiert. «Aber für uns war von Anfang an klar, dass wir die Veranstaltung durchführen wollen.»

In den letzten Monaten ist es in der Stadt Zürich zu zahlreichen Farbattacken aus der propalästinensischen Szene gekommen. Mitte November verschmierten Vermummte nach einer unbewilligten Demonstration die Fassade des NZZ-Gebäudes mit einem roten Hamas-Dreieck.

Im Juli wurde beim Oberen Letten der antiisraelische Slogan «From the river to the sea» als Graffito auf einer Mauer angebracht. Einen Monat zuvor waren mehrere Galerien mit propalästinensischen Slogans versprayt worden. Damals sagte eine betroffene Galeristin zur NZZ: «Nie hätte ich gedacht, dass so etwas in der Schweiz passieren könnte.»

Nun also ist das Kunsthaus zur Zielscheibe geworden. Dessen Mediensprecherin Priska Amstutz sagt zur NZZ, die Attacke sei wohl die erste politisch motivierte Aktion dieser Art im Kunsthaus gewesen. Es lehne jede Form von Protest, die Sachbeschädigung oder Gewalt beinhalte, ausdrücklich ab.

Darüber hinaus verweist das Museum auf eine allgemeine Stellungnahme, die es bereits im Juli verfasst hat. Darin heisst es unter anderem: «Hass, Hetze, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art haben bei uns keinen Platz.»

Man erachte es als essenziell, die Meinungsfreiheit hochzuhalten und das gemeinsame Gespräch nicht abreissen zu lassen. «Wir streben an, Ideen und Argumente auszutauschen, nicht zu canceln oder zu zensieren.» Kunst und Kultur stünden geschlossen für den Schutz der Menschenrechte – «auf allen Seiten und unter allen Umständen».

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