Donnerstag, Mai 8

«If rape is inevitable, relax and enjoy», soll der Bundeswehrgeneral Hartmut Renk in einer Nato-Teamsitzung gesagt haben. Das hat offenbar massive Konsequenzen. Sowohl die Allianz als auch das Bundesverteidigungsministerium äussern sich dazu nicht.

«If rape is inevitable, relax and enjoy.» Zu Deutsch: Wenn sich Vergewaltigung nicht vermeiden lasse, solle man sich entspannen und geniessen. Die Worte haben offenbar einen Eklat in der Nato ausgelöst. Sie sollen von dem deutschen Bundeswehrgeneral und Vizekommandeur des Nato-Kommandos zur Koordinierung der Ukraine-Hilfe (NSATU) in Wiesbaden, Hartmut Renk, ausgesprochen worden sein. Eine anwesende britische Soldatin hat den Vorfall nach übereinstimmenden Medienberichten gemeldet. Zuerst hat der «Spiegel» darüber berichtet.

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Im Herbst sollte Generalmajor Renk seinen dritten Stern bekommen und damit zum Generalleutnant befördert werden: Vorgesehen war wohl, dass er beim Joint-Force-Kommando Norfolk im amerikanischen Gliedstaat Virginia als Stabschef des Allied Command Transformation eingesetzt wird. Diese Ehre dürfte ihm nun verwehrt bleiben. Stattdessen droht dem 62-jährigen Renk nun womöglich der einstweilige Ruhestand.

Für die Bundeswehr ist der Vorfall peinlich genug, Renk selbst steht vor den Trümmern seiner Karriere.

Verteidigungsministerium schweigt

Das Verteidigungsministerium wollte den Vorfall auf Anfrage der NZZ unter Verweis auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte nicht kommentieren. Dies stelle weder eine Bestätigung noch ein Dementi des geschilderten Sachverhaltes dar, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Die Nato reagierte zunächst nicht auf die Anfrage.

Naheliegend wäre ein formales Disziplinarverfahren, das auf eine offizielle Beschwerde in der Regel folgt. Der «Spiegel» berichtet von einer internen Untersuchung, bei der Renk die Äusserung eingestanden haben soll. Die Bemerkung sei ironisch-sarkastisch gemeint gewesen und bei einer Teamsitzung in Wiesbaden gefallen. Einsicht für sein Fehlverhalten zeigte Renk gemäss dieser Darstellung nicht.

Laut dem «Spiegel» war in der Prüfung des Vorfalls auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, als ranghöchster Soldat der Bundeswehr involviert. Verteidigungsminister Boris Pistorius soll Renk dann von seinem Posten abgezogen haben. Auf der Website des Nato-Kommandos ist er allerdings nach wie vor als stellvertretender Kommandeur ausgewiesen. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt.

Prestigeeinheit der Nato

Das NSATU wurde erst im Juli 2024 beim Nato-Gipfel gegründet und soll die militärische Hilfe und Unterstützung der Nato-Staaten für die Ukraine bündeln. Renk, der als sehr erfahrener Soldat und innerhalb der Nato als gut vernetzt gilt, wurde direkt zum stellvertretenden Kommandeur erhoben.

Noch vor der Ernennung des amerikanischen Dreisternegenerals Curtis Buzzard zum Kommandeur des NSATU hatte Renk das Hauptquartier in Wiesbaden errichtet und geführt.

Das NSATU ist mit 700 Personen von Nato-Mitgliedern und Partnerländern besetzt, neben Australien und Neuseeland ist auch die Ukraine daran beteiligt. Mit 47 Dienstposten stellt Deutschland einen grossen Teil des Personals für den Stab.

Aufstrebender General

Vor seiner Schlüsselrolle beim NSATU war Renk in der Bundeswehr immer weiter aufgestiegen. Dort hatte er 1983 begonnen, war in zahlreichen Einheiten und zunehmend in Führungspositionen tätig, etwa als Leitender Offizier eines Staatssekretärs im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.

Militärisch war Renk Anfang der 2000er Jahre unter anderem als Leiter des Stabes Operationen der Multinationalen Brigade Süd in Prizren im Kosovo- Einsatz und von 2015 bis 2016 als Kommandeur des Resolute Support Train Advice and Assist Command North in Afghanistan.

Seit Januar 2023 ist er Stabschef der US Army Europe in Wiesbaden. Im Juli 2024 übernahm er das stellvertretende Kommando bei der NSATU.

Nun hat Renks steile Karriere womöglich ein abruptes Ende gefunden.

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