Sonntag, Oktober 20

Das Geschäft mit Luxusmarken kennt die Tochter des Luxusmarken-Königs Bernard Arnault in- und auswendig. Jetzt aber muss sie einen Weg aus der hausgemachten Krise der Luxusbranche finden.

Delphine Arnault steht vor der grössten Herausforderung ihrer Karriere. Der kotierte Luxusgüterkonzern LVMH, in dessen Führungsetage sie seit 2003 sitzt, zeigte diese Woche erneut schlechte Zahlen. Natürlich belastet der schwächelnde chinesische Markt, natürlich schlägt die düstere politische Weltlage auf die Stimmung.

Aber das grösste Problem der Luxusbranche ist hausgemacht. Seit bekannt wurde, dass viele Luxusbrands zu Tiefstpreisen fertigen und zu Höchstpreisen verkaufen, herrscht bei Kundinnen und Kunden weltweit Konsternation.

Delphine gilt seit Jahren als designierte Nachfolgerin ihres Vaters Bernard Arnault. Dieser gehört zu den reichsten Menschen der Welt, sein Vermögen wird auf 170 Milliarden Euro geschätzt. Grundlage dafür ist sein Mehrheitsbesitz von 47 Prozent am Luxusgüterkonzern LVMH. Er hält die Rechte an rund 75 Luxusmarken aus Mode, Champagner-, Cognac- und Lederherstellung und vertreibt die Produkte weltweit.

Interessantes Privatleben

Über seine Sprösslinge berichteten lange nur französische Zeitungen. Auch der Werdegang der ältesten Tochter Delphine unterschied sich zunächst nicht vom üblichen Weg reicher Töchter. Privatschulen, Studium an der London School of Economics und 1997 Einstieg beim Unternehmensberater McKinsey, der gern Nachwuchs mit klingendem Familiennamen rekrutiert.

Interessanter fand die Boulevardpresse sowieso Delphines Privatleben wie ihre erste Hochzeit mit einem italienischen Weinerben und ihre Freundschaft mit Brigitte Macron. Heute lebt Delphine mit Ehemann Nummer zwei, dem Pariser Telekom-Milliardär und Eigentümer von Salt Xavier Niel, im edlen 16. Pariser Arrondissement in einer Nachbildung des Schlosses Petit Trianon von Versailles.

2600 Euro Taschen

Allerdings kennt Delphine, im Jahr 2000 ins Familienunternehmen eingetreten, das Geschäft aus dem Effeff. Zwanzig Jahre amtete sie in Kaderpositionen bei den hauseigenen Prêt-à-porter-Firmen Céline, Loewe und Pucci und den Haute-Couture-Häusern Dior und Louis Vuitton. Und sie nahm zudem Einsitz in externen Verwaltungsräten bei der 20th Century Fox und dem Agenturnetzwerk Havas.

Anfang 2023 übernahm sie dann die Führung der Hausmarke Christian Dior, des Inbegriffs des hochwertigen Pariser Chics. Jetzt muss Delphine, die als kühle Geschäftsfrau mit Gespür für Trends und Nachwuchsdesigner beschrieben wird, ihrer kaufkräftigen Kundschaft zeigen, was genau hochwertig an einer Lederhandtasche für 2600 Euro sein soll, wenn die Herstellung gerade einmal 150 Euro kostet. Einfach wird das nicht.

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