Sonntag, Oktober 6

Der Rap-Star Drake rettet den Fussballklub Venezia FC vor dem Konkurs – und kleidet das Team mit den Trikots des eigenen Brands ein. Was steckt dahinter?

Sportlich ist der Venezia FC im italienischen Fussball nicht gerade eine Topadresse. Aber das alte Stadio Pierluigi Penzo am Jachthafen in der Lagune ist für Fussballromantiker ein Hotspot, und die Stadt Venedig soll bekanntlich auch die eine oder andere Attraktion bieten. Das muss reichen, um eine schöne Opportunität für ein schönes Business abzuleiten. So dachte jedenfalls Aubrey Drake Graham.

Der Kanadier Graham, besser bekannt unter dem Künstlernamen «Drake», gehört zu den drei grössten Rap-Stars der Welt und ist längst ein schwerreicher Unternehmer, der in seinem Business-Portfolio in Zusammenarbeit mit Nike einen eigenen Fashion-Brand führt. Zielpublikum: reiche Kids, die ein wenig Turnschuh-Gangster spielen möchten. Da ist der Weg zum Fussball kurz.

Als Vorleistung für das Engagement in Venedig liess Drake im Frühling 10 Millionen Euro überweisen, damit der Klub das Rennen um die Rückkehr in die Serie A nicht mit dem Konkurs bezahlen musste. Nachdem der Aufstieg geschafft war, trieb Drake weitere 30 Millionen auf. Jetzt tragen die Venezia-Kicker die Trikots des Rap-Stars.

Wer ein Shirt kaufen will, kann nicht einfach in einen Laden gehen oder im Internet bestellen. Man kann sich für den Trikot-Kauf bewerben, wie es bei speziellen Sneakers oder limitierten Shirts längst gang und gäbe ist. Wertsteigerung durch Verknappung, lautet die Business-Idee. Schon die Vorbesitzer steckten mit schicken Retro-Trikots viel Geld ins Klub-Branding, bevor Venezia abstieg und fast pleiteging.

Drake ist in Sachen Fussball kein Unbekannter. Mit dem wegen Dopings gefallenen Superstar Paul Pogba feierte er Promi-Partys, auf der Bühne führte er die berühmte Retro-Trainingsjacke des SSC Napoli spazieren. Das legendäre rosa Auswärtstrikot von Juventus Turin wurde zum Fashion-Kult, weil er damit posierte. Drake zeigte sich im Barcelona-Shirt im Camp Nou, als er für die Lancierung eines neuen Albums das Trikot der notorisch klammen Katalanen mit seinem Eulen-Symbol für ein Spiel kaufte.

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Wie geht das alles zusammen? Juventus Turin, SSC Napoli, FC Barcelona, Manchester United und jetzt auch noch Grossinvestor in Venedig? Hauptsache, Fussball – es muss nur gut aussehen, das Geschäft am Laufen halten und Geld einbringen. Die Vorstellung, dass ein Klub-Shirt mit Identifikation mit einem Verein zu tun haben könnte, wirkt da doch ziemlich gestrig.

Das war noch anders, als zur Jahrtausendwende Fortuna Düsseldorf in Not geriet. Die Rockband Die Toten Hosen zahlten ihrem Herzensklub einen Stürmer und übernahmen das Trikot-Sponsoring mit dem Logo ihrer Plattenfirma. Auch Herbert Grönemeyer wirkte im Vergleich zu Drake fast schon verträumt, als er vor kurzem als Dank für die Stadionhymne «Bochum» für die Cup-Spiele seines VfL Bochum das Ärmel-Sponsoring kaufte mit der Aufschrift «HG 4630 Bochum», Titel seines Debüts 1984. Dazu passt, dass die Aktion einmalig blieb. Der Cup endete für Bochum nach dem ersten Spiel mit der Niederlage in Regensburg.

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