Die Qualitätsspitze im toskanischen Chianti Classico sind die Gran-Selezione-Weine. Sie bestehen hauptsächlich aus Sangiovese. Wir haben vier besonders gelungene Beispiele degustiert.
Das Chianti Classico zwischen Florenz und Siena lässt die Weinherzen höherschlagen. Das italienische Weinanbaugebiet liefert vor allem edle Tropfen aus Sangiovese, einer Rebsorte, die sich durch eine markante Säure und präsente Gerbstoffe charakterisiert. Wer stimmige Weine produzieren will, sollte die Vinifikation im Griff haben. An der Spitze der Qualitätspyramide stehen die sogenannten Gran Selezione. Die Trauben für diesen Cru müssen aus eigenen Rebbergen stammen. Die Reifezeit beträgt mindestens 30 Monate. Ab dem Jahrgang 2022 beträgt der Anteil des Sangiovese mindestens 90 statt wie bisher 80 Prozent.
Auf einer kürzlichen NZZ-Leserreise habe ich eine Reihe von Gran-Selezione-Weinen verkostet. Eines der Highlights war zweifellos der Chianti Classico San Lorenzo Gran Selezione 2020 des Castello di Ama. Die engagierte Besitzerin Lorenza Sebasti keltert seit Jahren herausragende Gewächse, die sich durch eine faszinierende, vielschichtige, intensive Aromatik, viel Eleganz, Dichte und Tiefgründigkeit auszeichnen.
Chianti Classico – vier Weintipps:
Dank relativ hoch gelegenen Rebbergen bis zu knapp 530 Meter über Meer, die sich in Gaiole befinden, zeigt sich der langanhaltende Terroir-Wein überaus frisch. Er reift problemlos zehn und mehr Jahre. Nicht nur dieser verführerische Chianti Classico, der neben Sangiovese kleine Anteile von Merlot und Malvasia nera enthält, ist ein Kunstwerk (Fr. 50.80; granchateaux.ch). Auch im Weingut Ama selbst ist die Kunst allgegenwärtig.
Heute produzieren rund 200 Güter diesen Weintyp. Etwa das historische Castello di Meleto, das der Schweizer Familie Schuler gehört. Der Gran Selezione besteht zu 100 Prozent aus Sangiovese. Der 2019er zeichnet sich durch eine rubinrote Farbe aus, enthüllt in der Nase einen schönen Duft von roten Beeren, Kräutern und dezenten Röstnoten. Er ist kräftig, komplex, geschmeidig und relativ lang. Die reife Säure ist gut integriert (46 Franken; schuler.ch).
Ein sehr guter Chianti Classico Gran Selezione kommt auch von der Familiendynastie Antinori, die verschiedene Weingüter besitzt. So gehört Badia a Passignano zum Imperium. Der 2021er (100 Prozent Sangiovese) besitzt exzellente Anlagen: In der vielschichtigen Nase sind Noten von roten Beeren, Gewürznelken und etwas Vanille festzustellen. Der Gaumen ist durch einen dichten Körper, eine gute Fülle und schöne Eleganz geprägt. Die Säure ist gut integriert, die Gerbstoffe sind reif. Etwas Reife tut dem Chianti Classico, der in neuen und gebrauchten Barriques ausgebaut wird, gut (49 Franken, bindella.ch).
Wie Castello di Meleto ist auch das Weingut Brancaia in Schweizer Hand. Barbara Widmer führt den Betrieb seit Jahren umsichtig. Ihr Chianti Classico Gran Selezione 2021 ist erst der dritte Jahrgang und basiert ausschliesslich auf Sangiovese. Die Trauben kommen aus einer speziellen Lage in Castellina. Der neueste Jahrgang präsentiert sich vielversprechend: komplexes Bouquet, rote Beeren, Thymian, Röstnoten, im Gaumen kräftig, komplex, aber auch elegant, strukturiert und langhaltend, gutes Potenzial (79 Franken; www.vinothek-brancaia.ch).