Sonntag, Oktober 6

Der Verteidigungsminister Vietnams ist auf Staatsbesuch in Manila. Die Armeen der beiden Länder möchten stärker kooperieren und senden damit ein Zeichen der Geschlossenheit an die Regierung in Peking.

Die Philippinen und Vietnam rücken militärisch enger zusammen. Das verkündete die Regierung in Manila am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. Die Ankündigung erfolgt wenige Wochen nach der ersten gemeinsamen Militärübung der Küstenwachen der beiden Länder.

Sowohl Vietnam als auch die Philippinen befinden sich im Konflikt mit China, das einen Grossteil des Südchinesischen Meers für sich beansprucht. In den vergangenen Wochen und Monaten kam es zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen mehrfach zu Zusammenstössen und gegenseitigen Beschuldigungen.

Die Philippinen bauen eine Front gegen China

Er habe sich mit dem vietnamesischen Verteidigungsminister darauf geeinigt, die Zusammenarbeit im Bereich Verteidigung und maritime Sicherheit zu vertiefen, sagte Gilberto Teodoro, der philippinische Verteidigungsminister, am Freitag. Der vietnamesische Verteidigungsminister Phan Van Giang war am selben Tag für Gespräche in Manila. Insgesamt sollen die Beziehungen und der Handel zwischen den beiden Ländern ausgeweitet und vertieft werden, wie die Regierung in Manila verlauten liess.

Das ist bemerkenswert, zumal die Philippinen und Vietnam auch untereinander in Territorialkonflikte im Südchinesischen Meer verwickelt sind. Nun haben beide Länder den Wunsch geäussert, diese Streitigkeiten anzugehen.

Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos sucht strategische Partner angesichts der Unbeugsamkeit der chinesischen Regierung. Bereits im Juli haben die Philippinen mit Japan einen Verteidigungspakt unterzeichnet, im Februar mit Australien. Das Verteidigungsabkommen mit den USA von 1951 wurde mehrfach erweitert und erneuert.

In Canberra sagte Ferdinand Marcos: «Die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, mögen enorm sein, aber unsere Entschlossenheit ist ebenso enorm. Wir werden nicht aufgeben.» China versuche ernsthaft, gemeinsame Regeln und Normen zu untergraben. Davon sei nicht nur Manila betroffen, sondern alle südostasiatischen Länder und jene mit wirtschaftlichen Interessen im Südchinesischen Meer.

China bleibt ein unabdingbarer Partner

Aus chinesischer Sicht stecken hinter der aussenpolitischen Strategie der Philippinen die USA. Washington wolle einen Keil zwischen China und die Länder Südostasiens treiben mit dem Ziel, China einzukreisen und einzudämmen, heisst es aus Peking. «Die USA werden sich wahrscheinlich weiterhin ohne Skrupel in südostasiatische Angelegenheiten einmischen und gewisse Länder dazu anstiften, mit China auf Konfrontationskurs zu gehen», schreibt ein Gastautor in der chinesischen Zeitung «China Daily». Diese Versuche seien jedoch zum Scheitern verurteilt.

Die Rivalität Chinas mit den USA zeigt sich im Indopazifik vermehrt, seit China seine strategische Zurückhaltung ab 2010 aufgegeben hat. Gleichzeitig lenkten die USA seit 2011 ihre Aufmerksamkeit auf die Region mit dem Ziel, den Aufstieg Chinas zu bremsen. Peking verfolgt im Südchinesischen Meer die Strategie «Teile und herrsche» – ein Versuch, allzu starke Einigkeit zwischen den Ländern Südostasiens zu verhindern. Über Grenzstreitigkeiten im Südchinesischen Meer will Chinas Regierung nur bilateral verhandeln und arbeitet darauf hin, dass das Thema nicht auf die Traktandenliste an Treffen des Verbands Südostasiatischer Nationen (Asean) kommt.

Für Südostasien ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, China, ein unabdingbarer Partner. Handel mit China sorgt für Wirtschaftswachstum, was wiederum den Regierungen südostasiatischer Länder Legitimation verleiht. Viele Regierungschefs in der Region pflegen deshalb strategische Beziehungen zu beiden Grossmächten. Vietnam gelingt diese Balance besonders gut. Letztes Jahr hat das Land die Beziehungen zu den USA auf eine umfassende strategische Partnerschaft angehoben, gleichzeitig gelingt es Hanoi, China Neutralität zuzusichern. Die erste Auslandreise des neuen Parteichefs To Lam führte ihn im August nach Peking.

Laut einer aktuellen Umfrage ist China insgesamt der bevorzugte Partner in Südostasien, besonders in den Ländern Malaysia, Indonesien, Laos und Brunei. Aber in Vietnam und den Philippinen hält man sich laut der Umfrage lieber an die USA. Doch man sucht auch anderswo Verbündete, um sich abzusichern.

Marcos tritt China gegenüber bestimmter auf

In diesem Kontext sind Ferdinand Marcos’ Bemühungen, mit Australien, Japan und Vietnam militärisch enger zu kooperieren, zu verstehen. Unter seinem Vorgänger, Rodrigo Duterte, waren die Beziehungen der Philippinen zu China noch enger gewesen. Er hat China im Südchinesischen Meer wenig entgegengehalten. Marcos hat andere Ziele. Er will China Grenzen aufzeigen und braucht dafür Rückendeckung.

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