Dienstag, Oktober 22

Mit Brack hat Roland Brack ein Onlinehandel-Imperium geschaffen. In der Öffentlichkeit wurde er vor allem mit extravaganten Auftritten in der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» bekannt.

Roland Brack machte sich bereits selbständig, als er noch im Dachstock bei seinen Eltern im aargauischen Fricktal hauste. Er setzte Computer zusammen und vertrieb sie übers Internet. Das brachte ihn auf eine viel grössere Idee: 1997 lancierte Brack die Online-Handelsplattform brack.ch. Heute versendet das Unternehmen im Schnitt täglich 20 000 Pakete. Laut dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» verfügt Brack über ein Vermögen zwischen 350 und 400 Millionen Franken.

Als er brack.ch lanciert habe, sei der Handel mit Hardware in der Schweiz noch sehr überschaubar gewesen. Dann sei die Branche richtiggehend explodiert. «In den 30 Jahren war es nie wirklich langweilig», sagt Brack. Heute habe man oft das Gefühl, dass man alles perfekt und für die Ewigkeit schaffen müsse. Dabei veränderten sich die Dinge konstant.

Brack interessiert sich für das Neue, Altem trauert er nicht nach. Im Gespräch mit der NZZ erklärt er, dass er trotzdem eigentlich ein «Bünzli» sei. Traditionen seien ihm durchaus wichtig. Aber das Rad der Zeit könne man nicht zurückdrehen. «Als Unternehmer braucht es Offenheit.» Er versuche deshalb, nicht überall Probleme zu sehen, und betrachte Veränderungen immer als etwas Positives.

Brack liefert auch für die Konkurrenz

Mit 1300 Mitarbeitenden ist die Unternehmensgruppe heute in Bussigny, Winterthur, Willisau sowie in Polen und Serbien tätig. Mägenwil ist seit 1996 der Hauptsitz des Unternehmens. Wie viel Gewinn er mit seinen Handelsfirmen macht, will Brack nicht verraten. Was jedoch bekannt ist: Die Competec-Gruppe, die unter anderem aus den Handelsunternehmen Alltron, brack.ch sowie dem Eigenmarken-Hersteller Furber besteht und ab dem kommenden Jahr neu Brack Alltron heisst, hat letztes Jahr einen Umsatz von über einer Milliarde Franken gemacht – und Roland Brack ist Alleinaktionär.

Das Unternehmen ist nicht nur im E-Commerce-Geschäft mit privaten Kunden tätig. Mit Alltron beliefert Brack auch andere Händler wie Galaxus, Interdiscount oder Fust. Gewisse Hersteller-Vertretungen versorgt Alltron sogar exklusiv. Wenn also andere Händler etwas nicht an Lager haben, werden Pakete mit deren Absender-Etikette direkt vom Brack-Lager in Willisau verschickt.

Im Portfolio der Brack-Alltron-Gruppe befindet sich auch die Eigenmarken-Herstellerin Furber AG. Die Firma lässt in China Haushaltsgeräte wie Toaster, Mixer und Fritteusen herstellen. Dieser Geschäftszweig wachse schneller als seine anderen Firmen. Das habe auch mit der Konsolidierung zu tun, die in diesem Bereich derzeit im Gange sei.

Früher gab es neben Hersteller und Händler viele weitere Handelsstufen. Von der Europa-Vertretung bis hin zu den einzelnen Ländervertretungen haben alle mitverdient. Mittlerweile ist der Handel viel stärker globalisiert. Und auch wenn die chinesischen Hersteller heute direkt an die Kunden liefern und weder Mehrwertsteuern noch Recyclinggebühren zahlen, sieht Brack viele Chancen für Furber: «Wir schauen, dass unsere Produkte qualitativ hochwertig sind.»

Schon seit fünf Jahren ist Brack nicht mehr selbst in der Führungsrolle. Als Verwaltungsratspräsident arbeitet er vorwiegend im Home-Office und überlässt das Tagesgeschäft einem externen Manager. Seit Mitte Jahr fungiert der frühere Media-Markt-Schweiz-Chef Stefan Fraude als CEO der Brack-Alltron-Gruppe.

Zweite Karriere als Investor und TV-Star

Einen Teil seiner Zeit widmet Brack der Förderung von Jungunternehmen. Seine Beteiligungsgesellschaft Ziano Ventures ist in 30 Startups investiert. Auf die meisten seiner Investments wurde Brack laut eigenen Angaben durch die TV-Sendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» auf 3+ aufmerksam. In der Unterhaltungssendung werben Jungfirmen, Unternehmensgründer und Erfinder um Risikokapital bei finanzstarken Investoren.

Brack ist dort seit fünf Jahren als Juror tätig. Am Dienstagabend wird die letzte Sendung der sechsten Staffel ausgestrahlt.

Vor der Sendung hatte Roland Brack fast keine Startup-Beteiligungen. Die Abgabe der operativen Leitung seiner eigenen Firmen sei Voraussetzung für sein TV-Engagement gewesen. «Das war für mich ein grosses Abenteuer.» Zu Beginn sei das eine ganz neue Welt für ihn gewesen. Dank der Sendung habe er ganz viel dazugelernt – auch über die Medienwelt.

Plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen und auf der Strasse erkannt zu werden, damit musste Roland Brack zuerst leben lernen. Er hat auch die Negativseiten davon kennengelernt, eine öffentliche Person zu sein. So wurde ein Rechtsstreit mit einer Ex-Freundin von Lokalmedien und Online-Plattformen ausgeschlachtet.

Unter dem Strich seien Erfahrungen aber vorwiegend positiv, hält Brack fest. Auch viele Familien schauten die Sendung. Das sei ein wichtiger Grund, weshalb er mitmache. Er wolle Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass das Unternehmertum etwas Erstrebenswertes sei.

Der Aargauer scheint durchaus Gefallen am Scheinwerferlicht gefunden zu haben. Schliesslich kennt man Brack vor allem aufgrund seiner auffälligen Anzüge. Gerne trägt er einen Pailletten-Blazer oder ein Sakko mit goldenem Kragen. Ein Faible für glänzende Kleidung habe er erst mit seinen TV-Auftritten entwickelt. «Ich bin jemand, der eigentlich sehr leger unterwegs ist.»

Die Sendung sei aber ein Ort, wo das Unternehmertum gefeiert werde, weshalb sein extravaganter Stil gut dazu passe. «Immer wenn es etwas zu feiern gibt, habe ich Freude, einen ausgefallenen Anzug zu tragen.» Inzwischen besitzt Brack eine grosse Anzahl an speziellen Vestons und ausgefallenem Schuhwerk. «Wenn ich jeweils irgendwo etwas entdecke, kaufe ich gleich auf Vorrat.» Als Online-Händler ist er schliesslich an der Quelle.

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