Donnerstag, Januar 30

Der Toyota-Chef Akio Toyoda und der Tesla-Chef Elon Musk haben eines gemeinsam: Sie beschränken ihre Ambitionen nicht auf die reine Autoproduktion. Jetzt steigt Toyota auch in die Raketenproduktion ein – wenn auch nur im Kleinen.

Der Toyota-Chef Akio Toyoda fordert Teslas Chef Elon Musk im Weltall heraus. In einer Rede an der amerikanischen Elektronikmesse CES über Toyotas Smart City «Woven City» kündigte er beiläufig den Einstieg in die Entwicklung von Weltraumraketen und Satellitenlogistik an – ein Feld, das bislang Musks Unternehmen SpaceX dominiert.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

«Apropos Himmel», sagte Toyoda, «wir forschen auch an Raketen, denn die Zukunft der Mobilität sollte nicht auf die Erde beschränkt sein – oder auf einen einzigen Autohersteller!» Gemeint war offensichtlich Elon Musk, der nicht nur Tesla leitet, sondern auch SpaceX. Eine Presseerklärung lieferte dann die Details.

Toyotas Technologie-Venture Woven by Toyota wird 7 Milliarden Yen (41 Millionen Franken) in das elf Jahre alte japanische Raketen-Startup Interstellar Technologies investieren. Das Unternehmen entwickelt Kleinraketen für erdnahe Satelliten.

Toyota baut damit eine Kooperation, die bereits 2020 mit der Entsendung von Ingenieuren begonnen hat, zu einer Allianz aus. Das Ziel ist ähnlich wie bei der Investition des deutschen Sportwagenherstellers Porsche in Isar Aerospace im Jahr 2021: Die Autobauer hoffen, Teil des boomenden Segments der Weltraum-Mobilität zu werden, das bisher von den USA und China beherrscht wird.

Japan will zum Player in der kommerziellen Raumfahrt werden

Die weltweite Nachfrage nach dem Kleinsatelliten hat sich zwischen 2016 und 2023 verzwanzigfacht. Die meisten wurden von SpaceX ins All geschossen, darunter auch Musks Satellitenkommunikationssystem Starlink. Neben vielen anderen Akteuren haben allerdings auch die japanische Regierung und Wirtschaft ernsthafte Ambitionen, in dieser Industrie mitzumischen.

Zwar ist Japan bislang nur ein Nischenplayer. 2023 starteten gerade einmal drei Weltraumraketen made in Japan. Doch die japanische Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis Anfang der 2030er Jahre rund 30 Starts pro Jahr durch die Raumfahrtagentur Jaxa und private Unternehmen zu erreichen.

Tatsächlich ist die japanische Industrie bereits aktiv. Die Firma Ispace will sich als führendes Logistikunternehmen für Weltraum- und Mondflüge etablieren. Im Jahr 2023 endete das bisher prestigeträchtigste Projekt, die erste Mondlandung eines Privatunternehmens, mit einer fatalen, harten Landung auf der Mondoberfläche. Aber Ispace gibt nicht auf.

Am 15. Januar startete Ispace seinen zweiten Angriff auf den Mond – an Bord einer Falcon-9-Rakete von SpaceX. Die Landung auf dem Erdtrabanten ist für Ende März geplant. Japanische Versicherer arbeiten bereits an Versicherungen für Raumtransporte. Doch noch fehlen die Raketen made in Japan.

Die Raumfahrtagentur Jaxa versucht, seine grossen Weltraumraketen konkurrenzfähig zu machen. Das bekannteste private Projekt ist jedoch Interstellar Technologies. Das vom ehemaligen Internet-Milliardär Takafumi Horie alias Horiemon gegründete Unternehmen will zunächst relativ kleine Raketen für den Satellitentransport in Gross-Serie entwickeln.

Lunar Cruiser: Der Start von Toyotas kosmischen Plänen

Noch ist das Unternehmen nicht über Prototypen hinausgekommen. Doch hier kommen die wachsenden Ambitionen von Toyota in Sachen Weltraummobilität ins Spiel. Der Automobilhersteller hatte bereits im vergangenen Jahrzehnt mit der Entwicklung eines Wasserstoffbusses für die Mond-Erkundung begonnen. Der Lunar Cruiser war quasi die mondgängige Version von Toyotas legendärem Geländewagen Land Cruiser.

Dabei handelt es sich um ein sechssitziges Mondfahrzeug mit Sauerstoffatmosphäre für längere Ausflüge von Mondforschern. Das Konzept ist sechs Meter lang, 5,2 Meter breit und 3,2 Meter hoch, hat eine Toilette, eine Dusche und eine Reichweite von 10 000 Kilometern. Die Energie liefert ein innovatives regeneratives Brennstoffzellensystem.

Die Idee sei aus einer Motivationsübung für Ingenieure entstanden, erklärte einmal ein Toyota-Vorstand. Eine Arbeitsgruppe habe diskutiert, was die Ingenieure gerne produzieren würden. Eine der Ideen waren Fahrzeuge für den Einsatz im Weltraum.

Aus der Idee wurde ein offizielles Projekt, erst 2019 mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa, dann im April 2024 Jahr mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Seitdem ist Toyota ganz offiziell Teil des amerikanischen Mondprogramms Artemis. Entsprechend ernst nimmt der Konzern sein Produkt. Neben einem Fahrsimulator hat er sogar eine Teststrecke für das Mond-Mobil entwickelt, Krater und Hindernisparcours inklusive.

Nun gibt der Konzern auch Interstellar Technologies Rückendeckung. Dessen Chef Takahiro Inagawa erklärte bereits, Woven by Toyota sei der «ideale Partner», um die Raketenproduktion von der Einzelfertigung zu einer skalierbaren Lieferkette weiterzuentwickeln.

Hajime Kumabe, CEO von Woven by Toyota, verriet auch wie: Die neue Allianz werde «die umfangreichen Produktionskapazitäten der Toyota Gruppe nutzen und unsere Expertise bündeln, um die Raketenproduktion voranzutreiben». Für Toyota nur folgerichtig: Der japanische Hersteller baut auch Yachten und hat sich massiv am US-Flugtaxihersteller Joby Aviation beteiligt. Denn offenbar definiert sich Toyota als Mobilitätsunternehmen für die Menschheit, wohin auch immer sie reist.

Exit mobile version