Donnerstag, Oktober 10

Vom Bier-Refugium zur eleganten Hotelbar: Zürichs Barszene zeigt sich mit fünf Neuzugängen experimentierfreudig. Wer sich durchprobieren möchte, sollte jedoch nicht zu lange warten – manche der Adressen haben ein Ablaufdatum.

Im neuen Concept-Space «Fuse», unweit des Helvetiaplatzes gelegen, trifft rohe Ästhetik auf kulinarische und kulturelle Ambitionen. Anna Hew, Cecilia Etterlin und Johanna Roth – alle drei mit einem unterschiedlichen beruflichen Hintergrund – haben die verstaubte Papeterie Gartmann dieses Jahr zu einem multifunktionalen Raum umgestaltet, der Treffpunkt für Kultur-, Design-, Mode- und Kunstinteressierte werden soll. Ihr Raumkonzept basiert auf der Idee, mit rohen Materialien eine industrielle Atmosphäre zu schaffen. Die Einrichtung besteht aus Eigenkreationen, die aus Baumaterialien speziell für den Laden gefertigt wurden. Die rohen Kanten und freiliegenden Elemente vermitteln ein ungeschliffenes, für Zürich eher untypisches Ambiente.

Anna Hew, Cecilia Etterlin und Johanna Roth haben für das «Fuse» bewusst die Ästhetik der Imperfektion gewählt

An der Kaffeebar in der Mitte des grossen Raumes werden von Mittwoch bis Samstag frisch gebrühte Kaffeekreationen, Matcha, Apéro wie Campari Spritz und Snacks serviert, ebenso Frühstückszubereitungen wie Sauerteig-Toasties, Chia-Pudding oder Grenola. Darum herum zieht sich der Shopbereich mit einer toll kuratierten Auswahl an Kleidung, Designobjekten und Schmuck verschiedener Labels. Im Untergeschoss finden monatlich wechselnde Ausstellungen statt. Einziger Wermutstropfen: Das «Fuse», dessen Name die Fusion von Kunst, Kultur, Konsum und Events anspielt, wird es nur noch bis März 2025 geben.

«Fuse», Molkenstrasse 21, Zürich, Mittwoch bis Freitag: 10 bis 20 Uhr , Samstag: 10 bis 18 Uhr.

Text: Sonja Siegenthaler

«Haben Sie sich auch schon immer gefragt, wie ein Esel von innen aussieht?» – mit dieser Frage hat die «Esel»-Bar ihre Eröffnung beworben. Die Antwort findet man seit dem 4. Oktober 2024 an der Gertrudstrasse 44 in Wiedikon: wie eine getäferte, schlicht und gemütlich eingerichtete Gaststube mit warmer Atmosphäre.

In der neuen Pop-up-Bar kommen vor allem Bierenthusiastinnen und -enthusiasten auf ihre Kosten: Der «Esel» bietet rund hundert verschiedene Biersorten an. Vom lettischen Indian Pale Ale (IPA) und Schweizer Amboss-Bier bis hin zu Erdbeer-Sauerbier aus Schottland fliesst alles Mögliche von lokalen sowie internationalen Brauereien durch die insgesamt zehn Zapfhähne. Jannis Morgenthaler, einer der vier Betreiber des «Esels», meint, hier gebe es für jede und jeden das passende Bier. Kein Wunder: die Männer –drei Mittzwanziger und ein Routinier – kommen von der Brauerei Oerlikon, der Getränkefirma randvoll GmbH und ProBier, dem Zürcher Bier Festival.

Im «Esel» wird auch für das leibliche Wohl gesorgt: die Barbetreiber stellen ihre kleine Küche alle paar Wochen anderen externen Gastronomen zur Verfügung. In den ersten drei Wochen findet man die Tacos von den Köchen des beliebten Foodtrucks «Santaco» auf der Karte. Danach übernimmt «Faino», ein von ukrainischen Flüchtlingen in Winterthur lancierter Foodtruck, der für drei Wochen traditionelle ukrainische Teigtaschen serviert. Noch bis Weihnachten dieses Jahres hat der «Esel» geöffnet.

«Esel», Gertrudstrasse 44, Zürich, Dienstag bis Samstag: 17 bis 24 Uhr, Tacos werden von Donnerstag bis Samstag serviert.

Text: Simone Lo Bartolo

Geschwungene, schwarze Säulen aus Holz markieren den Eingang zur neuen «Canvas Bar & Lounge» im «Dolder Grand» ob Zürich. Fast schon höhlenartig hat sich die Cocktailnische in den Raum eingefügt, wo sich einst die Reception befand. Die Decke liegt tiefer, wie auch die orangefarbenen Samtsessel. Die LED-Röhren hinter der mit gewölbtem Holz verkleideten Wand erzeugen ein warmes Licht, das den edlen und gleichzeitig gemütlichen Gesamteindruck unterstreicht.

Nach viermonatigem Umbau feierte die Hotelbar im August 2024 ihre Eröffnung – just in dem Jahr, auf welches auch das 125-Jahr-Jubiläum des Fünfsternehotels fällt. Für das Design verantwortlich ist das Architekturbüro Küchel Architects mit Sitz in St. Moritz und Zürich. Deren Ziel war es, die Bar als für sich stehendes Kunstwerk in die Sammlung des Hotels zu integrieren.

Mit Klassikern und Signature-Drinks wie dem Dolder Negroni oder dem Grand Espresso Martini hat Head Bartender Matthieu Doucet, ein gebürtiger Franzose mit Erfahrung in namhaften Cocktailbars und Gourmetrestaurants Londons, die «Canvas Bar & Lounge» bereits zu einer der besten Hotelbars der Stadt gemixt. Die Cocktailkarte enthält auch alkoholfreie Alternativen wie etwa den Willow Tilt, der mit seinem süsslich-bitteren Geschmack und dem fast schon perlmuttartigen Lila überzeugt. Die Bar ist aber nicht nur für Nachtschwärmerinnen und Cocktailliebhaber gedacht: Sie ist bereits ab 10 Uhr morgens geöffnet, wo neben Kaffee hausgemachte Kuchen und Torten serviert werden.

«Canvas Bar & Lounge» im «Dolder Grand», Kurhausstrasse 65, Zürich, Sonntag bis Donnerstag: 10 bis 24 Uhr, Freitag und Samstag: 10 bis 1 Uhr.

Text: Claude Menzi

Hinter dieser neuen Bar im Zürcher Niederdorf stehen zwei in Zürich bekannte Namen: Marco Colelli und Ken Rojas. Bartender Colelli stand zuvor hinter den Tresen der «Tales»-Bar und des «Raygrodski» im Zürcher Kreis 3, während Rojas mit seinem Pop-up «Clubhaus» im Kunsthaus für Aufmerksamkeit sorgte. Nun haben sich die beiden erstmals zusammengetan und Mitte September mit Commercio Gastronomie das «Ora» im Zürcher Niederdorf eröffnet.

Eine Bar, in der man sich sofort gut aufgehoben fühlt. Was zum einen an der herzlichen Begrüssung durch die beiden Gastgeber liegt, zum anderen auch an der sorgfältig gewählten Inneneinrichtung – verantwortet von dem in Basel und Mailand lebenden Architekten Gabriel Heusser – mit himmelblauer Zimmerdecke und sonnengelbem Raumtrenner. Auch das Licht passt perfekt: schummrig genug, dass man die Aussenwelt gedanklich kurz einmal beiseite lassen kann, aber hell genug, um noch zu sehen, was vor einem steht: ausgefallene Cocktailkreationen und sorgfältig drapierte Speisen.

Nebst vielfältigem Drinks-Menu gibt es eine gute Auswahl an Naturweinen. Dazu werden hausgemachte Pickels (Giardiniera), Sauerteigbrot und Käse serviert. Wer grösseren Hunger hat, bestellt sich entweder das Porchetta-Weggli mit Salsa Verde oder das Cured Saibling Ceviche mit Kräutern, Kokos und Leche de Tigre. Zum Dessert gibt es Ken Rojas’ Signature-Cheesecake mit Miso.

Am Wochenende legt gerne einmal ein DJ auf. Und auch werktags, das zeigt der Besuch an einem Donnerstagabend, ist der Andrang auf die Bar in der Nähe des Centrals gross.

«Ora», Zähringerstrasse 38, Zürich, Dienstag und Mittwoch: 16 bis 24 Uhr, Donnerstag: 16 bis 00:30 Uhr, Freitag und Samstag: 16 bis 1:30 Uhr.

Text: Lea Hagmann

In den ehemaligen SBB-Werkstätten in Zürich-Altstetten entsteht mit dem Projekt Werkstadt Zürich ein spannendes, neues Quartier rund um Zürcher Kleinbetriebe. Auch wenn für viele die Ecke etwas abgelegen ist, hat sich die luftige Kaffeebar von «Vicafé», in der sich auch die Rösterei befindet, tagsüber zu einem beliebten Treffpunkt gemausert – am Laptop werkelnde Menschen verweilen hier ebenso gerne wie Menschen mit Kinderwagen.

Mittwochs zum After-Work-Drink mit Industriefeeling, Palmen und Abendhimmel bei «Vicafé» in Altstetten.

Vor zehn Jahren eröffnete «Vicafé» mit einem Kaffeefenster am Goldbrunnenplatz das erste Standbein in der Limmatstadt. Mittlerweile sind es insgesamt fünfzehn. Zum einjährigen Bestehen des Zürcher Hauptsitzes in Altstetten soll nun auch abends etwas Leben in diese Werkhallen kommen, zumindest einmal in der Woche: Jeweils mittwochs gibt es neuerdings hier bei «Vicafé» von 16 Uhr 30 bis 20 Uhr einen After-Work-Barbetrieb. Auf der Karte stehen nicht nur Kaffees, sondern auch sorgfältig ausgewählte Weine, lokales Bier, Drinks von Vivi Kola und Cocktails. Nebst einem Vodka-Mate oder einem Bio-Pét-Nat aus Franken darf natürlich ein Espresso Martini in einer Umgebung wie dieser nicht fehlen.

«Vicafé» Rösterei & Kaffeebar, Hohlstrasse 418, Zürich, jeden Mittwoch: 16:30 bis 20 Uhr.

Text: Kim Dang

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