Samstag, Oktober 5

Tierischer Ernst im Ständerat +++ Statistisch-alkoholische Unschärfen +++ Staatlich umsorgt im Stillzimmer +++ Durchsagen aus der Bundesgasse

Esel unter sich

fab. Am Montag beginnt die Herbstsession, wieder stehen viele wichtige Geschäfte auf dem Programm. Und einige andere. Der Ständerat wird einen schönen Vorstoss aus der Abteilung für Viechereien diskutieren. Urheberin ist FDP-Nationalrätin Anna Giacometti: Der Bundesrat müsse dafür sorgen, dass im Tierschutz «den besonderen Eigenschaften von Eseln und Maultieren/Mauleseln Rechnung getragen wird».

Giacometti schreibt wunderbare Sätze wie aus «Grzimeks Tierleben», in denen es auch um Sozialkontakte von Pferden, Eseln, Maultieren und Mauleseln geht. Schön ist die Feststellung, dass Esel sehr soziale Tiere seien, die sich in ihrer Herde am wohlsten fühlten. Apropos: Bei der Abstimmung über den Vorstoss im Nationalrat haben die einzelnen Fraktionen geschlossen abgestimmt.

Trinkerinnen holen auf

bin. Die Frauenwahl 2019 hallt nach, der Gender-Gap ist in vielerlei Hinsicht kleiner geworden. Zum Beispiel beim Alkoholkonsum. Sowohl beim Rauschtrinken als auch beim chronischen Kübeln haben sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen verringert. Zu verdanken ist diese ernüchternde Erkenntnis dem Bundesamt für Statistik (BfS).

In den letzten dreissig Jahren hat sich der chronisch risikoreiche Konsum bei den Männern von 8 auf 4 Prozent halbiert, während er bei den Frauen nur von 5 auf 3 Prozent zurückging. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Rauschtrinkerinnen von 6 auf 11 Prozent fast verdoppelt, während er bei den Männern bloss von 16 auf 19 Prozent zunahm.

Auch wenn die Zahlen des BfS sogar im Promillebereich korrekt sein sollten, sind Unschärfen nicht auszuschliessen. Unter Rauschtrinken verstehen die Statistiker nämlich schon vier Standardgläser pro Trinkgelegenheit bei Frauen und fünf bei Männern. Bei solchen Mengen sprechen manche Parlamentsmitglieder geschlechtsunabhängig nicht einmal von einem Apéro, geschweige denn von einem Damen-Rüschli, sondern höchstens von präventiven Dehydrationsmassnahmen. Santé.

Bundesamt für Muttermilch

fab. Apropos Flüssigkeitsaufnahme: In ihrer umfassend umsichtigen Art nimmt sich die Bundesverwaltung nicht nur vergärter Substanzen an, sondern auch gesünderer. Während ihr statistischer Flügel die Stangen und Halbeli zählt, die das Bundesamt für Gesundheit der Bevölkerung auszureden nicht imstande war, sorgen sich die Kollegen vom Wirtschaftsdepartement um den noch nicht verdorbenen Teil der Gesellschaft: die Babys.

Diese Woche findet unter dem Titel «Stillen am Arbeitsplatz» eine nationale «Sensibilisierungsaktion» statt. Sie soll die Arbeitgeber «auf ihre Informations- und Fürsorgepflichten rund um das Stillen und Milch-Abpumpen am Arbeitsplatz aufmerksam machen». Also wie jetzt?

Soll der Chef der Sekretärin erklären, wie das geht mit dem Andocken? Natürlich nicht. Stattdessen offeriert der Bund den Firmen «informative, individuell anpassbare Poster» sowie «flexibel einsetzbare Türhänger». Die sollen es ermöglichen, «betroffene Frauen» (sic!) auf ihre Rechte hinzuweisen und Stillzimmer zu kennzeichnen. Poster und Türhänger sind angeblich «kostenlos». Sprich: steuerfinanziert.

Zuständig für die Kampagne ist das Staatssekretariat für Wirtschaft, das früher im Ruf stand, sich für einen liberalen, schlanken Staat einzusetzen, heute aber solche Bemutterungsaktionen durchführt. Da bleibt keine Windel trocken.

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