Samstag, Januar 4

Was hat uns in diesem kräftezehrenden Jahr abgelenkt? Wer war mit seiner Mode erfolgreich? Wer hat mit Stil gepunktet, und wer hat irritiert? Unser Jahresrückblick auf Menschen und Trends, die im Jahr 2024 zu reden gaben.

Es gab schon bessere Jahre. Sie waren lustvoller, fröhlicher, optimistischer oder einfach nur überraschender. 2024 war ein kräftezehrendes Jahr. Und dennoch gab es ein paar Momente, die lustig waren, froh stimmten oder auch irritierten, denen etwas Progressives, Verspieltes oder Wegweisendes innewohnte, wie die folgenden Beispiele zeigen, die das Jahr zwischen Hiobsbotschaften und düsterer Weltlage mitprägten.

Die «Artisanal»-Kollektion von Maison Margiela

Das Jahr begann mit einer spektakulären Kollektion und einem überraschenden Comeback des Designers John Galliano: Mit seiner «Artisanal»-Kollektion für Maison Margiela zeigte er im Januar, was Haute Couture kann und was Mode an Emotionen auszulösen vermag. Galliano bewies, wie eigenständig seine Herangehensweise nach wie vor ist und was alles zu einer fulminanten Show gehört – von der Performance, der Schneiderkunst bis hin zur sogenannten «glass skin», mit der der Make-up-Look im Nachgang beschrieben wurde.

Stilikone Jacob Elordi

Egal, was Jacob Elordi trug – es sass und inspirierte. Etwa sein Look in Arbeiterjacke, die er zu einem eleganten Event trug; diese war natürlich von Bottega Veneta und nicht irgendeinem Label. Auch prägte er mit seinem flaumigen Bart den Dirtbag-Moustache, über den auch hier auf diesem Portal geschrieben wurde. Er ist und bleibt wohl auch 2025 ein Sympathieträger mit seinem elegant-nonchalanten Stil.

Neue Sammelleidenschaft für Dinos

Im Juli versteigerte Sotheby’s ein Stegosaurusskelett namens «Apex». Über 40 Millionen Dollar zahlte der Milliardär Kenneth C. Griffin dafür. Dinos scheinen in den Trend gekommen zu sein. Die Sotheby’s-Schweiz-Präsidentin Caroline Lang sagte im Interview mit uns dazu: «Jede Periode in der Geschichte ist mit einer gewissen Identifikation verbunden, und viele Leute kaufen sich Dinge, die einen Bezug zu ihrer Vergangenheit haben oder mit ihrer Identi­fikation zu tun haben. Das kann ein Basquiat sein. Oder für Leute, die mit dem Film ‹Jurassic Park› aufgewachsen sind, ein Dinosaurier, der vor 150 Millionen Jahren gelebt hat.»

Die Rückkehr der adrett-perfekten Hausfrau

Konservativer Backflash: Sogenannte Trad-Wifes, wie hier Nara Smith, die Ehefrau des Schauspielers Lucky Blue Smith, machen ihre Küchen zu Red-Carpet-Zonen und treten in absoluter Perfektion auf. In Abendkleidern und mit schicken Frisuren sowie perfektem Make-up bereiten sie für ihre Familien Sauerteigbrote, Müesli oder aufwendige Abendessen zu – und alle können im Internet dabei sein und sich ihre Meinung bilden zu diesem konservativen Rollenbild, das damit zurückgekehrt ist.

Ungeschminktes Comeback

Die Transformation von Pamela Anderson begann schon zuvor, doch in diesem Jahr zeigte sie, dass die Sache mit dem No-Make-up ernst gemeint ist. Auch am Zurich Film Festival, wo sie ein Goldenes Auge so gut wie ungeschminkt entgegennahm. Sie feierte ihr Comeback als Schauspielerin mit dem Film «The Last Showgirl».

Süss-klebriger Hype um die Dubai-Schoggi

Die Dubai-Schokolade, schon 2021 von Sarah Hamouda in Dubai kreiert, ging wie kein anderes Genussmittel viral. Das süsse Wunder mit einer cremigen Füllung aus Pistazien und Kadayif ist mittlerweile tausendfach kopiert. Wer ab vom Trend-Schuss wohnt, macht sich daran, die Schokolade zu Hause selbst herzustellen.

Chanel bringt die Gerüchteküche zum Brodeln

Im Juni wurde bekannt, dass die Kreativchefin Virginie Viard Chanel verlässt. Das legendäre Modehaus verkündete keine Nachfolge, was für zahlreiche Gerüchte sorgte. Wird es Hedi Slimane? Nein, er wurde es nicht. Und Chanel schwieg weiter. Bis zum 12. Dezember. Zuerst gab Bottega Veneta bekannt, dass Louise Trotter neue Kreativdirektorin wird. Kurz darauf verkündete Chanel, dass Matthieu Blazy, seit November 2021 Chefdesigner bei Bottega Veneta, die kreative Leitung der französischen Maison übernimmt.

Taylor Swift in Zürich

Ein Rückblick, ohne den Ausnahmezustand in Zürich zu thematisieren, wäre unvollständig. Verantwortlich dafür: Taylor Swift, die auf ihrer Welttournee auch in der Limmatstadt haltmachte. Wer das alles verstehen wollte, musste die Codes der Swifties kennen. Gefühlt überall sah man plötzlich Glitzer, Cowboyhüte und Freundschaftsbändchen.

Olympisches Spektakel in Paris

Am 26. Juli wurden die Olympischen Spiele in Paris eröffnet. Wer sich weniger für Sport interessierte, bekam trotzdem etwas geboten, etwa bei der Eröffnungszeremonie mit überraschenden Gästen wie Lady Gaga und Céline Dion, perfektionierten Choreografien und einem unvergesslichen Lichtspektakel.

Vom Burger bis zur Gurke: Alles wird gesmasht

Smashed Food: Gurken, Burger, Kartoffeln, Rosenkohl – auf Nahrungsmittel wurde draufgeschlagen. Schön sieht das nicht immer aus, aber die Technik bietet in der Tat neue Zubereitungs- und Geschmacksmöglichkeiten. Und die Smashburger-Läden in Zürich sind nicht mehr wegzudenken; denn fein ist die plattgedrückte Ware in der Tat.

Wechseljahre

Podcasts, Serien und ganz vorne auch ein Buch. Nie wurden die Wechseljahre so ausführlich besprochen wie in diesem Jahr. Und die Autorin Miranda July hat mit «Auf allen vieren» gleich ein neues literarisches Genre geschaffen: den Wechseljahre-Roman. Schräg, verstörend und vor allem witzig – es muss nicht alles ein Drama sein.

Erfolgsgeschichte Miu Miu

Miu Miu, das einstige Zweitlabel von Prada, boomte und boomte, trotz sinkenden Zahlen in der Luxusindustrie. Das alles dank überraschenden Kollektionen, die verspielt, sportlich und für alle Generationen tragbar sind. Der Wermutstropfen: War Miu Miu einst günstiger und für eine junge Generation gedacht, wurde die Marke immer teurer. Zuletzt machte das Label mit seinen Taschenanhängern Furore; es trieb den Kult mit Miniversionen einiger seiner berühmten Stücke voran – für 1200 Euro.

Die Mode ist auf den Hund gekommen

Es braucht Akteure in der Mode, die Emotionen schüren. Hunde können das. Louis Vuitton und Dolce & Gabbana beispielsweise kreierten allerhand für Vierbeiner, vom Hundeparfum bis hin zu Hundekleidung und Accessoires. Hier Hundeleine, Haarschmuck und Halstuch für den Hund von Louis Vuitton. Und das Herrchen trägt die Hundeguetzli in einer Tasche in Knochenform.

Der Wilde Westen ganz nah

Mit ihrem Album «Cowboy Carter» trug Beyoncé dazu bei, dass Cowboyhüte, Westernstiefel und Wildwest-Accessoires in der Mode boomten. Optisch neu ist das zwar nicht, aber dass dies ausgerechnet von einer R’n’B-Künstlerin kommt, ist am Ende eben doch ein Coup.

Neue Strassenfeger: Der Trendschuh kam von Tod’s

Der wohl meistfotografierte Schuh war in diesem Jahr der Fransenschuh von Tod’s. Nachdem 2023 überlange Hosenbeine die Strassen gefegt haben, sind es nun Schuhe mit Fransen, die unbekümmert bei Kälte und Nässe getragen werden. Zumindest von jenen, die sich das leisten können.

Neue Jobbezeichnung: «Teilzeit-First-Lady»

Die First Lady gibt es neu auch in Teilzeit: Melania Trump wolle nur an den wichtigsten und grossen Events anwesend sein, heisst es – wie hier bei der Siegesfeier ihres Gatten Donald Trump. Und wie diese künftigen Teilzeitauftritte aussähen – auch darüber machte man sich Gedanken. Denn meistens schwieg Melania Trump (ausser zu ihrem Buch) und sendete optische Botschaften.

Transgender-Model bei Victoria’s Secret

Das Model Alex Consani wurde Model of the Year 2024. Erstmals ging dieser Titel bei den britischen Fashion Awards an ein Transgender-Model. Zuvor lief sie für das amerikanische Wäschelabel Victoria’s Secret, das bislang für ein eher klassisches Frauenbild stand.

Das Handwerk im Fokus

Wie eine Kelly-Bag entsteht oder ein Seidenfoulard bedruckt wird, interessiert das Publikum, wie die Ausstellung «Hermès in the Making» in Zürich zeigte. Die kostenlosen Eintritte für die Ausstellung im Maag-Areal waren blitzschnell ausgebucht. Aufwendig kuratierte Ausstellungen von Modehäusern ziehen weltweit ein immer grösser werdendes Publikum an. So rücken auch Louis Vuitton, Dior, Loewe oder Chanel vermehrt ihr handwerkliches Schaffen und dessen Förderung in den Fokus ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Aufregend, grandios, Sandra Hüller

Die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller, eigentlich ganz zurückhaltend und «down to earth» im Wesen, bewies auf Anlässen auf der ganzen Welt, dass sie Rollen wirklich grandios spielen kann – im Film und auf den roten Teppichen. Wie bei den Oscars, wo sie einen Entwurf von Schiaparelli trug, einem der derzeit interessantesten Modehäuser.

Generalüberholte Lindsay Lohan

Zurück an den Anfang: Die Schauspielerin Lindsay Lohan war lange von der Bildfläche verschwunden. Ein überbordendes Leben in den nuller Jahren hatte auch optisch Spuren hinterlassen. Geglättet und generalüberholt ist sie wieder zurück, als hätte es ihre turbulente Vergangenheit gar nie gegeben. Und in den sozialen Netzwerken steht die Frage im Raum, wie sie das geschafft und wer ihr neues Gesicht geschaffen hat.

21. Optisch veränderter Daniel Craig

Daniel Craig hat sich neu erfunden oder vielleicht auch modisch endlich gefunden. Das korrekte Image eines James Bond in Masskleidung ist einem verspielten Casual Look gewichen, der offener, lockerer und auch jünger wirkt. Gesicht der Loewe-Kampagne ist er schliesslich auch. In seiner neuen Rolle im Film «Queer» spielt er einen drogensüchtigen, homosexuellen Privatier – und auch hier lässt sich so gar nichts James-Bond-Haftes mehr finden. Der Smoking scheint passé, zumindest für den 56-jährigen Schauspieler.

22. Mob-Wives

Wenn es gleich zu Beginn des Jahres 2024 eine Trendbewegung gab, dann jene der sogenannten Mob-Wives. Dabei geht es hin zu einer zugespitzt-klischierten Weiblichkeit in Pelz (heute mehrheitlich Fake Fur), tiefen Ausschnitten, dazu auffälliger Schmuck, Big Hair. Die Ästhetik der Mob-Wives pfeift auf leisen Luxus. Vorbild für diesen Look sollen unter anderem die Mafiaserie «The Sopranos» gewesen sein oder der Film «The Godfather».

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