Die verkrumpelte Landschaft des Emmentals ist die Heimat dieser schönen Tageswanderung von Trubschachen nach Trub – und wohl so einiger mythischer Gestalten.
Das Emmental, dieses Gewirr aus klammen Gräben und gebückten Bergrücken, mit einsamen Höfen, dunklen Wäldern und hie und da einem klagenden Muhen oder einer fernen Kirchenglocke – wann immer ich hier unterwegs bin, da erwachen in mir die schaurigen Wesen aus Franz Hohlers «Totemügerli» zu neuem Leben, und beinahe erwarte ich, hinter dem dunklen Hüttchen im Wald ein hutzfäggelig-schlimööggeligs Mändli zu entdecken, so dass ich am liebsten chatzetuuggelig abschwatärpele möchte.
Dieses Mal aber hatte ich Glück, und weder das Schtötzgrötzeler Eisi noch ein Blindeli sind mir auf dem Weg von Trubschachen über den Schynezingge nach Trub begegnet. Dabei würden sie sich in dieser verkrumpelten Landschaft mit den engen Tälern, dunklen Waldstücken und sonnigen Bergrücken sicher wohlfühlen. So konnte ich die 16 Kilometer zwischen Langnau und dem Napf so richtig geniessen, und mit den noch verschneiten Berner Alpen in der Ferne drang viel Helligkeit und Weite in mich.
Mit je etwa 800 Metern Auf- und Abstieg ergibt dies eine schöne lange Tageswanderung, die in einem grossen Bogen den Twäregrabe und das Sältebachtal umrundet. Unterwegs gibt es keine Restaurants, so dass man besser einen gut gefüllten Rucksack mitnimmt. Auf dem höchsten Punkt der Wanderung, dem 1317 Meter hohen Schynezingge, ergibt sich eine tolle Sicht über das ganze Emmental und Napfgebiet und in die Alpen vom Pilatus über die Jungfrau bis zum Wildstrubel.
Auch wenn der Zielort Trub mit nur ein paar Häusern sehr bescheiden daherkommt, so ist es flächenmässig die grösste Gemeinde im Emmental. Die auffällige Kirche aus dem 12. Jahrhundert gehörte zum Benediktinerkloster Trub, das im Zuge der Reformation 1528 aufgelöst wurde.
Ein Tipp noch zum Schluss. Besser ist es, diese Wanderung bei Tageslicht zu beenden. Denn sobald sich die Dunkelheit über Gräben und Wälder senkt, erwachen eben die lichtscheuen Totemügerlis zum Leben. Sollte es dann hinter Ihnen doch einmal merkwürdig zängpinggerle, trööze oder globofzgerle, dann seien Sie trotz chnuppelschlüütterigen Knien einfach nett zu den armen kleinen Wesen.
Koordinaten
Route
Via Hochstalden, Schinenalp und Staufenknubel nach Trub, Grundsäge. 16 km, 830 m Aufstieg,
770 m Abstieg, zirka 5 1⁄4 Std., Schwierigkeit T1
Verpflegung
Trubschachen, Trub
Karte
1:25 000, Blatt 1168; 1:50 000, Blatt 244