Die lebensgrossen Krieger aus gebranntem Ton sind die berühmtesten Funde aus dem Mausoleum Qin Shi Huangdis. Aber immer noch werden spektakuläre neue Entdeckungen gemacht – und stellen Archäologen vor unlösbare Probleme.

Fisch, zumal vergammelter, ist Geschmackssache. In manchen Ländern gilt er als Delikatesse; man kann ihn mögen oder nicht. Aber er kann sehr nützlich sein, wenn man den Tod eines Kaisers verstecken will.

Als der Kaiser von China im Jahr 210 v. Chr. starb, war er gerade unterwegs im Osten des Reiches. Seinen Beratern kam das ungelegen. Sie brauchten noch etwas Zeit, um die Nachfolge zu regeln. Also verbreiteten sie, der Kaiser habe keine Lust, sich zu zeigen, und um den Verwesungsgeruch der Leiche im geschlossenen Pferdewagen zu übertünchen, griffen sie zu, genau: nicht mehr ganz frischem Fisch.

In welchem Zustand der Tote war, als er zwei Monate später schliesslich zu Grabe getragen wurde, will man sich lieber nicht vorstellen. Das Grab selbst war auf jeden Fall wesentlich glamouröser als diese letzte Episode aus dem an Episoden nicht armen Leben des Mannes, der vor 2250 Jahren über China herrschte. Das wurde der Welt vor genau 50 Jahren klar. Am 29. März 1974 stiess ein Bauer in der Provinz Shaanxi auf Bruchstücke einer lebensgrossen menschlichen Figur aus gebranntem Ton.

Die Figur ist Teil der sogenannten Terrakotta-Armee. Das ist die in Europa übliche Bezeichnung für die Objekte aus dem Grab des ersten Kaisers von China, Qin Shi Huangdi. Die Kriegerfiguren sind dabei der berühmteste Fund, aber längst nicht der einzige. Seit genau 50 Jahren graben und forschen Archäologen in der riesigen Anlage. Es gab spektakuläre Funde, es gab Fortschritte und Rückschläge. Eines aber ist in all den Jahren gleich geblieben: Die Grabkammer des Kaisers ist nicht geöffnet worden. Und das wird auch so bleiben – vielleicht für immer.

Das Grab des ersten Kaisers war bekannt, doch von der Terrakotta-Armee ahnte niemand etwas

Es wäre falsch, den 29. März 1974 als den Tag der Entdeckung des Grabs des ersten Kaisers von China zu bezeichnen. Das Grab war ja die ganze Zeit da, alle wussten es, der pyramidenförmige Hügel ragt immer noch 50 Meter hoch in den Himmel, er ist nicht zu übersehen. Bereits 1961 war die Grabanlage zu einem der zentralen Kulturdenkmäler der Volksrepublik China erhoben worden.

Das Gelände war auch schon untersucht worden, und in den 1930er und 1940er Jahren waren sogar schon drei sitzende menschliche Terrakottafiguren aufgetaucht; da es aber keinen historischen Hinweis auf die Existenz einer Armee aus gebranntem Ton gab, war, was dann folgte, dennoch eine Überraschung.

An diesem 29. März 1974 also grub der Bauer Yang Zhifa aus einem Dorf am Fuss des Berges Li einen Brunnen. In zwei Metern Tiefe stiess er zuerst auf Ziegel und zwei weitere Meter darunter auf die Fragmente einer lebensgrossen Tonfigur. Er brachte den Fund ins örtliche Museum, und damit begann die Ausgrabung einer der grössten archäologischen Sensationen aller Zeiten.

Etwa 2000 Terrakottafiguren sind geborgen worden, jede einzelne extrem detailreich ausgearbeitet, Soldaten mit oder ohne Panzerhemd, Kommandeure mit kleinen Hütchen, Bogenschützen. Aber das herausragendste Detail sind die Gesichter: Keines gleicht dem anderen. Jede einzelne Figur hat individuelle Gesichtszüge.

Der heutige Eindruck von den Terrakottakriegern ist falsch

Die Figuren wurden in drei Hauptgruben gefunden, die längst nicht vollständig untersucht sind; die Gesamtstärke der Terrakotta-Armee lässt sich deshalb nur schätzen auf etwa 7000. Sie stehen heute in Reih und Glied in schmalen langen Gängen, auf beiden Seiten Mauern aus Erde, die die gleiche Farbe haben wie sie selbst. Ein Dach schützt sie vor der Witterung, so können Besucher sie heute am Fundort besichtigen. Wer es gesehen hat, sagt: Der Eindruck ist überwältigend. Aber er ist falsch.

Diese erdbraunen Reihen von entschlossen dreinblickenden Männern: So sah das nie aus, weder zur Zeit des Begräbnisses von Qin Shi Huangdi noch bei der Auffindung zwei Jahrtausende später. Ursprünglich waren die Korridore nicht nach oben offen wie heute, sondern mit Holzbalken, Flechtmatten und darauf einer Schicht aus Tonerde abgedeckt, es war dunkel. Zwischen den Männern, die scharfe Bronzewaffen in den Händen hielten, standen Streitwagen aus Holz, gezogen von je vier Terrakottapferden.

Alle Gegenstände aus Holz sind vergangen. Das Dach stürzte ein, laut historischen Quellen wurde das Grab vier Jahre nach der Beerdigung von feindlichen Truppen verwüstet. Die Ausgräber jedenfalls fanden die Figuren nicht mehr stehend, sondern in Stücke zerbrochen vor. Jede einzelne ist rekonstruiert. Vor allem aber waren die Figuren bunt, auch nach über 2000 Jahren noch. Doch vor den Augen der Ausgräber verschwand die Farbigkeit innerhalb von Minuten für immer.

Die Farben waren mit Ei gebunden und auf eine Grundierungsschicht aufgetragen. Diese bestand aus Chinalack, dem in China schon vor 6000 Jahren genutzten Saft des Lackbaums. Die Herstellung von Chinalack ist sehr aufwendig und mit gesundheitlichen Risiken verbunden, die Erzeugnisse der chinesischen Lackkunst sind deshalb äusserst kostbar.

Für jede Terrakottafigur war der Jahresertrag eines Lackbaums nötig. Der Saft härtet zu einer transparenten schwarzbraunen Schicht aus, die unlöslich und extrem dauerhaft ist – eigentlich. Doch durch die jahrtausendelange Lagerung in der feuchten Erde ist der Lack auf den Terrakottafiguren aus dem Grab Qin Shi Huangdis mit Wasser gesättigt. Sobald sie an die Luft kommen, verdunstet das Wasser, der Lack schrumpft, und die Farben blättern ab.

Die Farbigkeit der Terrakotta-Armee zu erhalten, ist extrem schwierig

Erst durch eine Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ab den 1990er Jahren gelang es, eine Methode zu entwickeln, mit der die Farbigkeit bei neuen Funden besser erhalten werden kann. Dabei wird direkt nach der Freilegung das Wasser im Lack gegen Polyethylenglycol (PEG) ausgetauscht. Allerdings werden die Farben dadurch dunkler, als sie ursprünglich waren. Und die neue Oberfläche zieht Staub stark an.

Das Verfahren hat es zwar ermöglicht, die Farben bei einigen Figuren teilweise zu retten. Gelöst ist das Problem damit jedoch längst nicht. Die chinesischen Archäologen haben laut Medienberichten in den vergangenen Jahren auch die Erde mit den anhaftenden Farbschichten geborgen in der Hoffnung, sie eines Tages wieder auf die Terrakotta aufbringen zu können. Welche Bemühungen es derzeit gibt, die Farben von neuen Funden zu erhalten, lässt sich nicht herausfinden. Eine entsprechende Anfrage an die chinesischen Beteiligten bleibt unbeantwortet.

Catharina Blänsdorf, heute leitende Restauratorin der Archäologischen Staatssammlung von Bayern, hat aber immerhin die ehemaligen Farben analysiert und bei 55 Figuren die Bemalung genau rekonstruiert, zeichnerisch oder virtuell. Zwei originalgrosse Gipsabgüsse, ein Bogenschütze und ein General, zeigen besonders gut, wie die Krieger einst aussahen: detailreich bemalt in verschiedenen Nuancen und Mustern in Schwarz, Weiss, Gelb, Rot, Rosa, Grün, Blau und Chinesischviolett, dem einzigen leuchtend violetten Pigment, das es vor der Entwicklung synthetischer Farbstoffe im 19. Jahrhundert gab. Erst 1983 wurde seine chemische Struktur geklärt: Es handelt sich um Bariumkupfersilikat; Handwerker in China stellten es ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. her – wie, ist heute unbekannt, keiner kann das mehr. Die Handwerker damals aber waren Meister dieser Technik.

Die Augen, die heute leer wirken, waren in Farben von Schwarz bis Mittelbraun gemalt, die Gesichter in verschiedenen Hauttönen – und in einem Fall grün. Vielleicht, so eine Idee, bepinselten sich damals manche Krieger das Gesicht, um besonders furchteinflössend auszusehen. Ein Versehen kann es jedenfalls nicht gewesen sein: Die Handwerker, die die je 150 Kilogramm schweren Figuren mithilfe von Pressformen herstellten und anschliessend individuell ausarbeiteten, unterstanden einer strengen Qualitätskontrolle. Das zeigen Siegelabdrücke und die eingeritzten Namen der verantwortlichen Vorarbeiter.

Der Grabkomplex Qin Shi Huangdis ist grösser als Bern

Diese Qualität zu erreichen, würde selbst heutigen Töpfern kaum gelingen; die Technik, Keramik bei 950–1050 Grad Celsius nicht oxidierend hart zu brennen, beherrscht niemand mehr. Auch wie die Handwerker es schafften, dass der dicke Ton beim Brennen nicht zersprang, ist unklar. Ihre Fingerabdrücke aber sind teilweise noch erhalten.

Und auch den Ort, wo diese Handwerker bestattet wurden, haben Archäologen identifiziert, ebenso wie die Tongruben, in denen das Material für die Figuren gewonnen wurde. Sie liegen mehr als einen Kilometer ausserhalb der eigentlichen Grabanlage – genau wie die Gruben mit den tönernen Soldaten.

Denn so beeindruckend die Terrakotta-Armee auch ist: Das Grab Qin Shi Huangdis ist viel mehr als dieser berühmte Fund.

Das Gebiet, das heute zur archäologischen Zone gehört, nimmt 56 Quadratkilometer ein, mehr als Bern, so viel wie die Berliner Ortsteile Kreuzberg, Friedrichshain, Neukölln, Schöneberg und Mitte zusammen. 180 Fundstellen sind hier bis jetzt bekannt.

Das Zentrum bildet der an der Basis 350 Meter breite Grabhügel, anderthalbmal so lang wie die untere Kante der Cheops-Pyramide. Er ist umgeben von einer rechteckigen inneren Mauer aus Stampferde, die 685 auf 580 Meter misst und durch die bis zu 75 Meter breite Tore führen. Um sie herum verläuft eine noch grössere Mauer, deren kurze Seite etwa einen Kilometer misst, die lange mehr als zwei Kilometer.

Innerhalb dieser Mauern gruppieren sich um den Grabhügel herum zwei Dutzend Gruben mit Gegenständen, die dem Kaiser dienen sollten. Darunter waren Hunderte Pferde und zwei prunkvolle Wagen sowie Figuren von Beamten mit langen weiten Ärmeln, in die sie die Hände wie in einen Muff stecken, und von Akrobaten und Musikern, deren Instrumente allerdings nicht erhalten sind. Die Musiker gehören zur Anlage eines künstlichen Gewässers, um das herum Schwäne, Gänse und Kraniche aus Bronze angeordnet waren. Auch sie waren ursprünglich bemalt.

Spektakuläre neue Funde aus der Grabanlage des ersten Kaisers

Maria Khayutina ist Sinologin an der Universität München; sie hat 2013 eine der seltenen Ausstellungen von Terrakottakriegern in Europa organisiert und verfolgt, welche neuen Entwicklungen es seither gegeben hat. In den Gruben mit den Terrakottakriegern seien auch Archäologen tätig, denen die Touristen bei der Arbeit zuschauen könnten, sagt sie. Interessanter ist: 2013 wurde westlich des Mausoleums ein 15 Meter tiefes Grab mit zwei Zugangsrampen entdeckt, die insgesamt etwa 100 Meter lang sind. Schon das zeigt, dass es sich um ein hochrangiges Mitglied der Gesellschaft handeln muss. Je länger die Rampe, desto höher der Status.

Die Ausgrabung dauerte von 2013 bis 2023. Es fanden sich zahlreiche kostbare und seltene Objekte, darunter die Figur eines Kamels – wertvoll weniger wegen des Silbers und Goldes, aus dem sie gemacht ist, sondern weil es die früheste bekannte Darstellung eines Kamels aus China ist und Handelsbeziehungen in den Mittleren Osten bezeugen könnte.

Noch spektakulärer sind die 2023 ans Licht gekommenen Reste einer Pferdekutsche mit vier Rädern – der bis jetzt ersten und ältesten dieser Art. Alle anderen bisher gefundenen Wagen, auch die aus dem Grab des Kaisers, haben nur zwei Räder. Dachhalterungen aus Bronze und Überreste des Wagenkastens sind gut erhalten; er war einst rot lackiert.

Von einem weiteren Wagen ist kaum noch etwas übrig ausser den aufgezäumten Zugtieren, und die sind höchst ungewöhnlich: sechs Schafe. Solche Schafwagen waren bisher nur aus späteren Schriftquellen bekannt; ob sie eine besondere Bedeutung hatten, wird nun erforscht.

Wem das prunkvolle Grab gehört, das fast zeitgleich mit dem des ersten Kaisers entstand, ist unklar; es muss aber jemand gewesen sein, der aufgrund von Verwandtschaft oder von Verdiensten die Ehre erhielt, in der Nähe des Mausoleums bestattet zu werden. «Hochrangige Gräber können auch Frauen gehören», sagt Khayutina. «Das Grab von Qin Shi Huangdis Grossmutter zum Beispiel weist auf ihre königliche Würde hin.»

Üblich sei es gewesen, die Frau, die den männlichen Thronfolger gebar, nachträglich zur Hauptfrau zu ernennen. Von einer Hauptfrau Qin Shi Huangdis ist allerdings nichts bekannt, und auch sonst scheint sich die Überlieferung auf sein politisches Wirken zu beschränken.

Der erste Kaiser Qin Shi Huangdi ist bis heute umstritten

Man weiss, dass Qin Shi Huangdi im Jahr 246 v. Chr. den Thron des Königreiches Qin bestieg. Von diesem Namen, ausgesprochen als sehr luftiges «Tchin», leitet sich der moderne Name für das Land im Osten ab: China. Als Qin Shi Huangdi mit 13 Jahren König wurde, konnte aber von einem grossen Reich nicht die Rede sein. Es herrschte Krieg zwischen den Staaten in Nordchina, seit Jahrhunderten. Doch Qin Shi Huangdi eroberte sie in den folgenden 25 Jahren alle und rief sich im Jahr 221 zum Kaiser aus.

Bis heute ist er auch in China eine umstrittene Person. Nach seiner Thronbesteigung liess er alle Bronzewaffen einsammeln, einschmelzen und Glocken und Statuen daraus giessen. Er vereinheitlichte Masse und Gewichte, das Münzgeld, die Rechtschreibung, Gesetze und Kalender, er schuf ein zentralisiertes Verwaltungssystem und eine neue Amtssprache und baute ein Netz von Schnellstrassen auf. Andererseits heisst es in späteren Darstellungen, er habe Bücher verbrennen und Konfuzius-Gelehrte lebendig begraben lassen. Sein Grab liess er von verurteilten Straftätern in Zwangsarbeit errichten.

Er hatte offenbar sowohl ein grosses Selbstvertrauen als auch grosse Angst vor dem Tod. Zwar begann er schon mit 13 Jahren mit der Planung und dem Bau seines Grabes. Doch andererseits, noch so ein Widerspruch, hoffte er, dass er es nie benötigen würde: Er suchte nach dem Elixier für das ewige Leben und glaubte, es in Zinnober, einem Quecksilbersulfid, gefunden zu haben. Jeden Tag nahm er eine Portion davon zu sich, bis er starb – wahrscheinlich an einer Quecksilbervergiftung.

Da war er 49 Jahre alt. An dem Grab wurde zu diesem Zeitpunkt immer noch gebaut; es war nicht fertig, das zeigt sich auch in einer vierten, vermutlich für Terrakottakrieger gedachten Grube, die angelegt, aber leer war.

Der Historiker Sima Qian beschreibt die Grabkammer des Kaisers – die er nicht selbst gesehen haben kann – als eine Nachbildung der Welt im Kleinen, mit Sternenhimmel und Flüssen aus Quecksilber. Und tatsächlich haben Messungen und Probebohrungen im Jahr 1981 im Bereich des Grabhügels stark erhöhte Quecksilberwerte festgestellt. Auch die genaue Position der Grabkammer ist durch solche Untersuchungen bekannt.

Die Grabkammer des ersten Kaisers zu öffnen, wäre eine Katastrophe

Warum also wird sie nicht geöffnet? «Wenn man diesen Hügel abträgt, gibt es ihn nicht mehr», sagt Khayutina. «Das ist auch ein Wahrzeichen mit symbolischem Wert.» Den Hügel stehen zu lassen und einen Tunnel zur Kammer zu graben, wäre sicherheitstechnisch sehr kompliziert. Aber es gibt noch zwei weitere Gründe, die vielleicht noch wichtiger sind.

Der erste ist, dass der Hügel das Grab vor Plünderung schützt. «Auch für Grabräuber ist es eine kaum zu bewältigende Aufgabe, unter diesen Hügel zu kommen», sagt Khayutina. Und das ist ein Glück. Der Rest des riesigen Geländes muss permanent bewacht werden. Raubgrabungen sind auch in China ein Problem, «das findet jeden Tag statt, überall im Land». Nicht einmal die drastischsten Strafen scheinen als Abschreckung zu helfen: 1985 wurde ein Arbeiter, der den Kopf eines Terrakottakriegers gestohlen hatte, hingerichtet.

Der zweite Grund ist die Konservierung der Funde. Schon jetzt sind selbst die noch in der Erde liegenden Objekte in grosser Gefahr. Der Grundwasserspiegel sinkt, das Gelände droht auszutrocknen. Bei allen bemalten Terrakotta-Artefakten kleben die Pigmente dann eher an der Erde als am gebrannten Ton.

Und die chinesischen Archäologen haben schlechte Erfahrungen mit Kaisergräbern gemacht. 1956 führte die offizielle, aber unprofessionell durchgeführte Öffnung des Grabs des Kaisers Wanli aus dem 17. Jahrhundert zu einer archäologischen Katastrophe: «Alle Objekte wurden der Luft ausgesetzt und sind irreparabel beschädigt», sagt Khayutina. Danach erliess die Regierung ein Verbot, Kaisergräber auszugraben; das Verbot wurde mehrfach verlängert.

Und die abblätternde Farbe der Terrakottakrieger zeigt, wie schwierig die Bedingungen sind. «Alles müsste sofort passieren», sagt Khayutina. «Die Konservatoren müssten sofort vor Ort sein und für die ungewisse Dauer der Ausgrabung dort bleiben.»

Das Ausmass einer solchen Aktion ist zudem gigantisch. Seit 2011 untersuchen Archäologen das Grab des Haihunhou, der im Jahr 74 v. Chr. wenige Wochen lang Kaiser war. Er wurde abgesetzt und verbannt. Schon bei diesem Grab war der Aufwand enorm, und dabei wurde Haihunhou als König bestattet, nicht als Kaiser. Wie viel prunkvoller werden die Schätze sein, die man dem ersten Kaiser mit ins Grab gab, und wie gross wäre das Risiko, wenn schon die ausserhalb des eigentlichen Grabbezirks gefundene Terrakotta-Armee nicht zu bewältigende konservatorische Herausforderungen mit sich bringt?

Sima Qians Bericht über Qin Shi Huangdi entspricht, wie jede historische Quelle, nicht unbedingt in jedem Punkt der Realität. Seine Beschreibung der Grabkammer wird sich vielleicht nie verifizieren lassen (das gilt übrigens auch für die Geschichte mit dem vergammelten Fisch).

Aber falls er doch die Wahrheit sagt, gibt es noch einen weiteren Grund, weshalb es gefährlich wäre, die Grabkammer des ersten Kaisers zu öffnen. Qin Shi Huangdi soll einen Schutz vor Eindringlingen eingebaut haben: Armbrüste mit mechanischen Selbstauslösern.

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