Volkswagen fährt ein Drittel weniger Gewinn ein. Chinas Absatzkrise und steigende Umbaukosten setzen dem Konzern zu. Nun will der Vorstand auf sein Gehalt verzichten.
Der kriselnde Autobauer Volkswagen hat 2024 einen Gewinneinbruch von 30,6 Prozent verzeichnet. Wie das Unternehmen vermeldet, fiel der Nettogewinn auf 12,4 Milliarden Euro – 5 Milliarden weniger als im Vorjahr. Hauptgründe seien der schwache Absatz in China und steigende Umbaukosten.
China, einst verlässlicher Wachstumsmotor, entwickelte sich im vergangenen Jahr zur Problemzone. Das Land leidet unter einer Absatzkrise, insbesondere bei hochpreisigen Modellen, die Audi und Porsche empfindlich treffen. Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer beschreibt dies gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» als typischen VW-Fehler: «Sie dachten, sie sind die Grössten, und die Leute würden sowieso ihre Autos kaufen.» Man mache immer nur das, was notwendig sei; laufe also der Entwicklung hinterher.
Zusätzlich belasten hohe Umbaukosten den Gewinn. Besonders der Wechsel zur Elektromobilität gestaltet sich schwierig. Volkswagen kämpft mit Verzögerungen in der Softwareentwicklung durch die hauseigene Software-Tochter Cariad. Modelle von Audi und Porsche kamen verspätet auf den Markt. Als diese dann kamen, war die Technik der Konkurrenz bereits wieder einen Schritt weiter.
Vorstand verzichtet auf Gehalt, Konzern kürzt Boni
Trotz der finanziellen Schieflage erhielten alle VW-Mitarbeiter fast 4800 Euro Bonus für das Jahr 2024. Ab 2026 soll diese Prämie für zwei Jahre deutlich gekürzt werden, vereinbarten Management und Gewerkschaft. Der Konzernvorstand um VW-Chef Oliver Blume beteiligt sich ebenfalls an den Einsparungen und verzichtet 2025 und 2026 auf elf Prozent seiner millionenschweren Bezüge.
Trotz leichter Umsatzsteigerung plant Volkswagen mittelfristig weniger Investitionen. Der Finanzchef Arno Antlitz kündigte eine Kürzung der Investitionen für 2025 bis 2029 auf 165 Milliarden Euro an. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit, das Hochfahren der Batteriefertigung stärker an den Markt anzupassen.
Der Finanzchef bezeichnet das Jahresergebnis trotz allem als «insgesamt ordentlich» – und dies in einem «anspruchsvollen Wettbewerbsumfeld». Mit anderen Worten: Dem Konzern ist bewusst, dass die Lage schwierig ist. Konzernchef Oliver Blume erklärt in einem vorab verbreiteten Redemanuskript, Volkswagen habe «Meilensteine erreicht» und das «eigene Haus in Ordnung gebracht».
35 000 Stellen werden bis 2030 wegfallen
In der Krise des grössten deutschen Industriekonzerns stand lange nur die Kernmarke VW im Mittelpunkt. Inzwischen betrifft die Krise aber längst nicht mehr nur VW – auch Audi und Porsche kämpfen mit erheblichen Problemen. Das Management plante Werke zu schliessen und hob die Jobgarantie auf. Nach zähen Verhandlungen von insgesamt 70 Stunden und mehreren Streiks kam kurz vor Weihnachten ein Kompromiss zustande: Bis 2030 fallen rund 35 000 Stellen weg, Mitarbeiter verzichten vorübergehend auf Teile ihrer Vergütung. Im Gegenzug wurde eine neue Jobsicherung vereinbart – niemand verliert seinen Arbeitsplatz betriebsbedingt.
Drei Monate später sind die Spannungen jedoch weiterhin spürbar. Manche Mitarbeiter äussern hinter vorgehaltener Hand Zweifel am Verhandlungsergebnis des Betriebsrats, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Auch Teile des Managements sollen sich skeptisch zeigen: Sie halten die beschlossenen Massnahmen für zu gering, um Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig zu machen.