Donnerstag, Oktober 10


Gewagtes Experiment

Ein nicht alltäglicher Versuch: Sechs Walliser Weine wurden während eines Jahres in Höhen von 2200 bis 3800 Metern völlig der Natur ausgesetzt. Gewisse Crus profitierten davon, andere nicht.

Jeder weiss, wie man eine Flasche Wein korrekt lagern sollte: dunkler Raum, gleichmässige Temperatur von 12 Grad, Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent, keine Erschütterungen, keine Fremdgerüche. Zwei Walliser Winzer, der Chef-Sommelier des Zermatter Hotels Zermatterhof sowie ein Mitarbeiter der Zermatter Bergbahnen wollten die Komfortzone verlassen und beschlossen auf einer Bergtour ein spektakuläres Experiment: Der Wein soll völlig der Natur überlassen und während eines Jahres Wind und Wetter ausgesetzt werden.

Dementsprechend wurden je drei typische Crus aus Walliser Sorten der Winzer Thierry Constantin und Patrick Z’Brun von der Domaines Chevaliers an sechs Bergstationen in Zermatt gelagert. Der tiefste Punkt lag rund 2300 Meter über Meer an der Station Sunnegga. Ein anderer Ort befand sich auf dem Gornergrat (3089 Meter) und der höchste auf dem Klein Matterhorn (3883 Meter).

Das halten die sechs «Höhenweine»

Wie präsentieren sich die «Höhenweine» im Vergleich mit den gleichen Gewächsen, die unter normalen Bedingungen im Tal gereift sind? Generelles Fazit: Alle «Bergweine» wirken deutlich reifer, gewisse in der Nase gar oxidiert, aber durchaus noch trinkbar. Namentlich den Roten, dem Syrah Lux Vina 2018 der Domaines Chevaliers und dem Red Cuvée 2018 des gleichen Guts, bekam die Höhe weniger gut.

Die «Talweine» wirkten frischer und ausgewogener. Dagegen haben der Heida 2021 von Constantin und der Petite Arvine Lux Vina Altimus 2019 von der Domaines Chevaliers in der «Bergversion» ähnlich gut abgeschnitten wie die Beispiele aus dem Tal.

Der beste Walliser «Bergwein»

Als bester «Bergwein» entpuppte sich der Süsswein Larme de Décembre 2018 von Constantin. Ihm ist die Lagerung auf dem Klein Matterhorn sehr gut bekommen. Der entsprechende Johannisberg (Sylvaner) ist weniger süss, harmonischer als der «Talwein» und überzeugt mit einem vielschichtigen Bouquet von nussigen Honignoten.

Der rare «Bergwein» wird nur mit dem «Talwein» verkauft. Menge und Preis auf Anfrage beim Sommelier peter.zimmermann@zermatterhof.ch. Allerdings besteht die Möglichkeit, einfach den «normalen» Larme de Décembre beim Produzenten zu erwerben.

Fazit eines gewagten Experimentes: Es war eine höchst interessante Degustation, die auf diese Art wohl einzigartig bleiben wird.

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