Mittwoch, Oktober 9
Wanderung

Heinz Staffelbach


im Wallis

Die Walliser Gemeinde Grengiols ist ein Paradies für seltene Pflanzen. Bei der Wanderung von Hockmatta nach Binn Dorf überquert man eine Römerbrücke. Dabei entdeckt man im Frühling auch eine einzigartige Tulpe.

Gäbe es in der Schweiz so etwas wie eine Meisterschaft für seltene Pflanzen – dann hätte die kleine Walliser Gemeinde Grengiols alle Chancen, oben auf dem Podest zu landen. Denn nur auf ihrem Gebiet, und sonst nirgends auf diesem Planeten, wächst die Grengjer Tulpe (Tulipa grengiolensis). Sie wurde erst 1945 vom Botaniker Eduard Thommen entdeckt und wächst auf der Chalberweid oberhalb des Dorfes, mit meistens gelben Blüten, manchmal auch rot-gelb gestreiften und dunkelroten Blüten. Eine Tulpenzunft kümmert sich heute um den Erhalt der streng geschützten Pflanze.

Die Wanderung von Grengiols nach Binn ist im Frühling und im Frühsommer Balsam für die Seele. Auf den ersten paar Kilometern schlängelt sich der Weg durch weite, bunte Blumenwiesen, und man kann nur hoffen, dass Viehmäuler und Mähmaschinen ihr Werk noch nicht vollbracht haben.

Bei der Twingi-Schlucht findet man die seltene Walliser Levkoje

Im mittleren Teil zeigt die Tour aber auch ein wildes, zerfurchtes Gesicht. Denn nach der Hockmatta fällt der Weg durch Wald zur Binna ab, überquert diese auf der sogenannten Römerbrücke und folgt dann der alten, heute unbenutzten Strasse durch die wilde Twingi-Schlucht. Die Strasse wurde 1863/64 erbaut und verband Ernen mit Binn. Im Winter war diese Verbindung ins Binntal oft unpassierbar, so dass die Binner manchmal über Wochen von der Aussenwelt abgeschnitten waren. 1965 wurde dann eine neue, sicherere Strasse nach Binn gebaut.

In den Bündnerschiefer-Wänden am Strassenrand der Twingi-Schlucht gedeiht noch eine zweite botanische Rarität, die Walliser Levkoje (Matthiola valesiaca). Die vier Kronblätter der 10 bis 30 Zentimeter hohen Pflanze sind pinklila bis braungrün gefärbt. Die sehr seltene Pflanze wächst neben der Twingi-Schlucht nur noch im Simplongebiet und im Pfynwald.

Koordinaten

Start

Grengiols (Bahnstation)

Route

via Hockmatta und über die Römerbrücke nach Binn Dorf; 12,3 km, 670 m Aufstieg, 160 m Abstieg, etwa 3½ Std., Schwierigkeit T1–T2

Verpflegung

Grengiols, Binn

Karte

1:25 000, Blätter 1269 und 1270; 1:50 000, Blätter 264 und 265

Nach etwa dreieinviertel Stunden erreicht man oberhalb eines Stausees den hübschen kleinen Weiler Ze Binne mit der Kapelle St. Sebastian und kurz darauf das eigentliche Dorf Binn. Wichtig: Wegen Lawinenschäden vorher prüfen, ob der Weg begehbar ist (siehe Infobox oben).

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