Der Brasilianer kassierte beim saudischen Verein Al-Hilal 100 Millionen Franken Jahresgehalt und erzielte in 18 Monaten ein einziges Tor. Trotzdem sind die Klubbesitzer womöglich zufrieden.
Damit Neymar sein Tagwerk als Fussballer verrichten kann, braucht er neben 100 Millionen Franken Jahreslohn netto ein angemessenes Umfeld. Also eine Villa mit einem Schwimmbecken von mindestens 40 Metern Länge und drei Saunas. In der Garage haben drei Sportwagen der Marken Bentley, Aston Martin und Lamborghini zu stehen, zudem vier Mercedes-Geländewagen und eine geräumige Limousine mit einem jederzeit verfügbaren Chauffeur. Um das Wohlergehen der Freunde und Gäste sind sieben Vollzeitangestellte besorgt, darunter ein Koch mit Gehilfen. Gegen den Durst sind die Kühlschränke immer mit Guarana-Getränken gefüllt. Und bevor es vergessengeht: Der Privatjet hat rund um die Uhr bereitzustehen.
Diese bizarren Vertragsdetails waren Teil des Spektakels, als vor anderthalb Jahren Neymar für 88 Millionen Franken von Paris Saint-Germain zu Al-Hilal in Saudiarabien wechselte. Nun scheint das Kapitel zu enden. Vor kurzem kursierte die Meldung, Al-Hilal habe genug von Neymar, dieser kehre nach Brasilien zu seinem Jugendverein FC Santos zurück. Zwar endet der Arbeitsvertrag erst im Juni, doch der Trainer von Al-Hilal will nichts mehr wissen vom 32-Jährigen, der in 18 Monaten nur sieben Spiele bestritt und ein einziges Tor erzielte. Dessen Fitnesszustand genüge nicht, er strich ihn aus dem Kader für die Meisterschaft. Aber eben, ganz so einfach ist es nicht. Einer wie Neymar lässt sich nicht einfach wegschicken.
So steht ihm bis zum Vertragsende noch ein halber Jahreslohn zu, also rund 50 Millionen. Auf einen solchen Batzen will man nicht einfach so verzichten. Zurzeit laufen Verhandlungen zwischen den Anwälten von Neymar und Vertretern von Al-Hilal, wie viel vom Restlohn überwiesen werden soll. Der FC Santos hat keine Mittel, um Geld für die Rückkehr des verlorenen Sohns beizusteuern. Vielleicht hilft David Beckhams Inter Miami, wo Neymar auf Lionel Messi und Luis Suárez treffen würde, die alten Gefährten aus Neymars goldener Zeit im FC Barcelona.
Die Ära ist lange her. Unterdessen ist Neymar zum Inbegriff des dekadenten Fussballprofis geworden, der sich auf und neben dem Platz alles erlaubt. Er beschimpfte Schiedsrichter, beging Tätlichkeiten oder hatte Klagen wegen Vergewaltigung am Hals. Neymars früherer PSG-Teamkollege Kylian Mbappé sagte vor kurzem, er könne viel erzählen, doch er schweige «aus Respekt vor dem grossartigen Fussballer». Der grossartige Fussballer Neymar ist Vergangenheit.
Immerhin kassierte er im letzten Jahr pro gespielter Minute nochmals grossartige 2,4 Millionen. Doch so gering Neymars sportliche Gegenleistung für viel Geld und bizarren Luxus sein mag, so gross ist der Gewinn für die saudischen Machthaber um Kronprinz Mohammed bin Salman. Denn der Wert der Neymar-Investition lässt sich nicht in einem Geldbetrag bemessen, sondern in Aufmerksamkeit. Für die Saudis ist Aufmerksamkeit als WM-Gastgeber und Sportveranstalter die entscheidende Währung. Was sie kostet oder ob sie mit positiven oder negativen Schlagzeilen verbunden ist, spielt keine Rolle. Neymar hat seinen Dienst getan.