Montag, Oktober 7

Ob sich die Situation bald entspannt, ist schwierig einzuschätzen. Das Wetter bleibt wechselhaft. Wanderungen sind aber nach wie vor möglich, wenn man sich gut vorbereitet.

Seit mehreren Wochen sorgen intensive Niederschläge und Gewitter in der Schweiz für Überschwemmungen und Erdrutsche. Vor allem das Wallis, das Tessin und die Bündner Südtäler sind betroffen. Hunderte Personen mussten evakuiert werden. Zehn Personen sind gestorben, weitere werden noch vermisst. In den betroffenen Gebieten ist es zu millionenschweren Schäden an der Infrastruktur gekommen.

Die Unwetter haben auch die Wanderwege in der Schweiz in Mitleidenschaft gezogen. 620 Wegabschnitte sind laut Zahlen der Dachorganisation Schweizer Wanderwege zurzeit gesperrt. Insgesamt sind 1300 Kilometer Weg betroffen.

Patricia Cornali, Sprecherin der Organisation, sagt: «Es ist uns nicht bekannt, dass es seit Beginn der Erfassung von Wegsperrungen vor vier Jahren bereits einmal eine so hohe Anzahl gesperrter Wege gab.»

Späte Schneeschmelze als zusätzliches Problem

Das Schweizer Wanderwegnetz ist 65 000 Kilometer lang. Wegsperrungen werden seit Sommer 2020 systematisch erfasst. Sie werden von lokalen Stellen wie Gemeinden oder Forstdiensten gemeldet, wobei es kantonale Unterschiede gibt. Publiziert werden laut Cornali nur Wegsperrungen, die voraussichtlich länger als eine Woche dauern.

Anhaltende und heftige Regenfälle können unterschiedliche Auswirkungen auf die Wanderwege haben. Bei gesättigten Böden kann es zu Überschwemmungen kommen, die Regenmassen begünstigen zudem Steinschläge, Wildbäche oder Rutschungen.

Cornali sagt: «Durch die Naturereignisse können die Wanderwege vorübergehend unbegehbar sein oder die Wanderweginfrastruktur auch mittel- oder längerfristig beschädigt werden.» Die späte Schneeschmelze habe die Situation in den letzten Wochen zusätzlich verschärft, sagt sie. In höheren Lagen liege teilweise auch im Juli noch Schnee, die Wanderwege seien auch deswegen nicht oder nur eingeschränkt begehbar.

Besonders viele Wegsperrungen gibt es gegenwärtig im Tessin und im Oberwallis. Auch das Misox im Kanton Graubünden ist betroffen. Generell gilt, dass die Wanderwege in den Bergen dem Wetter stärker ausgesetzt sind als jene in den tieferen Lagen.

Um die Wanderwege nun wieder instand zu setzen, sind verschiedene Arbeiten nötig. Mancherorts wird es laut Cornali ausreichen, die Wege von angespülten Steinen oder Ästen zu räumen. An anderen Orten dürften bauliche Massnahmen notwendig werden. Etwa wenn die Wegsubstanz weggespült wurde oder Übergänge wie Brücken oder Stege durch die Wassermassen beschädigt wurden.

Wanderungen weiterhin möglich

Ob es bald zu einer Entspannung kommt, ist schwierig einzuschätzen. Laut Wetterprognosen bleibt das Wetter wechselhaft, und lokal ist nach wie vor mit Gewittern sowie starken Regenfällen zu rechnen.

Wer wandern will, muss trotzdem nicht verzichten. Wichtig vor einer Wanderung ist jedoch eine gute Vorbereitung. Die Dachorganisation Schweizer Wanderwege empfiehlt, sich über das Wetter und den Zustand der Wege auf der geplanten Route zu informieren. Es empfehle sich, schon im Vorfeld Abkürzungen oder alternative Routen herauszusuchen.

Die zuverlässigsten Informationen haben lokale Stellen wie Bergbahnen, Tourismusbüros, Gemeinden und Forstdienste. Auf der Website map.geo.admin.ch lassen sich die gesperrten Wanderwege über einen Filter einblenden – jedoch ohne Garantie auf Vollständigkeit.

Wichtig ist auch die richtige Ausrüstung. «Speziell in den Bergen ist eine korrekte Ausrüstung wichtig», sagt die Wanderwege-Sprecherin Cornali. Diese umfasse mindestens stabile Wanderschuhe mit griffigem Profil, angemessene Kleidung im Zwiebelprinzip sowie Sonnen- und Regenschutz. Weiter brauche es genügend Proviant, ein aufgeladenes Mobiltelefon, eine kleine Taschenapotheke sowie eine Karte, um sich unterwegs zu orientieren.

Berghütten mit weniger Übernachtungen

Auch die Schweizer Berghütten spüren die Auswirkungen der vielen Regenfälle. Bruno Lüthi, Fachleiter Hüttenbetrieb beim Schweizer Alpenclub (SAC), sagt: «In den von den Unwettern betroffenen Gebieten im Wallis, im Tessin und in Graubünden sind die Zugangswege zu den Hütten zum Teil gesperrt.» Schäden an den Hütten seien jedoch keine bekannt.

Bemerkbar macht sich die Wetterlage jedoch bei den Übernachtungszahlen. «2024 wird sicher kein Rekordjahr», sagt Lüthi. Wegen des vielen Schnees seien viele Hütten verspätet in die Sommersaison gestartet. Und auch jetzt liege auf den Zugangswegen zu höher gelegenen Hütten noch viel Schnee. Immerhin dürfte es diesen Sommer bei keiner Hütte ein Problem mit der Wasserversorgung geben.

Auch Lüthi unterstreicht, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist. Besuchern empfiehlt er, sich vor Reisebeginn über die Hütten-Website zu informieren oder direkt mit der Hütte Kontakt aufzunehmen und abzuklären, welche Wanderrouten möglich seien.

Beim SAC hofft man nun auf eine längere Schönwetterperiode. Es kann laut Lüthi gut sein, dass einige Hütten im Herbst länger offen bleiben, wenn es die Wetterlage erlaubt. Eine Saison zu verlängern, sei jedoch auch eine ökonomische Abwägung, da sich der Besucherandrang im Herbst oft auf das Wochenende beschränke.

Exit mobile version