Dienstag, Oktober 8


Modetrend

Der Fokus auf eine Farbe macht Spass – und Eindruck. Manche Marken haben es gar geschafft, dass man sie damit identifiziert.

Wann immer man an das modische Vermächtnis der verstorbenen Königin Elisabeth II. denkt, fallen einem ihre bonbonbunten Outfits ein. Sie könne kein Beige tragen, sagte die Monarchin einst, weil man sie ja sonst in der Menge nicht sehen würde. Doch ihre Looks fielen nicht nur aufgrund ihrer Buntheit auf. Elisabeth war meist so gekleidet, dass sie fast nur eine einzige Farbe trug: Die Hüte waren farblich stets auf den Mantel abgestimmt. Auf Rot folgte Rot, auf Neongrün folgte Neongrün, auf Pastellgelb folgte Pastellgelb und so weiter.

Die Königin wusste um die Macht einer Farbe, die grossflächig getragen wird. Auch im High-Fashion-Geschehen sind monochrome Looks nichts Neues, aber ihre wachsende Popularität ist unübersehbar. In der aktuellen Frühlingskollektion von Versace passt die grüne Jacke zum grünen Rock und zu farblich abgestimmten Pumps und Minitasche. Bei Michael Kors folgt fast jeder Look dem Monochrom-Konzept und fokussiert sich entweder auf weisse, schwarze oder Nude-Töne. Hermès bevorzugt kräftigere Farben, wie ein leuchtendes Rot, aber auch hier verzichtete die Chefdesignerin Nadège Vanhee-Cybulski zum grössten Teil darauf, unterschiedliche Farben zu vermischen.

Einfarbig, aber nicht einfältig

Aus geschäftlicher Perspektive ergibt der Fokus auf eine Farbe natürlich besonders viel Sinn: Wenn die Hose streng genommen zu der Bluse gehört oder der Rock zu dem Mantel und das Top eigentlich auch, werden Kunden dazu animiert, mehr als ein Teil zu kaufen. Andererseits setzen monochrome Looks immer Statements, die je nach Farbe subtiler oder lauter ausfallen können. Ein komplett beigefarbenes Outfit mutet eher dezent an, doch wer statt eines schwarzen einen gelben Hosenanzug zum Meeting trägt, fällt garantiert auf.

Reduktion auf ein Maximum

Modedesigner können den Look auch im Hinblick auf Kommunikation und Marketing gut für sich nutzen. Für den Herbst und Winter 2022 präsentierte beispielsweise Valentino unter der Leitung seines damaligen Chefdesigners Pierpaolo Piccioli eine Kollektion, die fast ausschliesslich aus komplett pinkfarbenen Looks bestand (bis auf ein paar Ausnahmen in Schwarz von Kopf bis Fuss). Der Pinkton trug den Namen «PP Pink» und war eigens für die Kollektion entwickelt worden – passend für ein Label, dessen Gründer einst mit einem feurigen Rotton namens «Rosso Valentino» schon eine andere Signatur-Farbe prägte.

Farben sind in der Mode wichtige Botschafter, und wer eine in den Mittelpunkt stellt, hat ohne grossen Aufwand die Aussage definiert, die man mit dem Look aussenden möchte. Das ist auch der Vorteil des Monochrom-Stylings: Man muss nicht lange darüber nachdenken, ob Grün und Lila sich vertragen. Jedes einzelne Accessoire auf die Kleidung farblich abzustimmen ist allerdings ein wenig viel, und zu einem Ton sollte der Look schon passen: dem der eigenen Haut. Monochrome Magie wirkt nur, wenn sie den eigenen Typ zum Strahlen bringt.

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