Der Luxusgüterkonzern LVMH hat sich soeben mit einem Zehnjahresvertrag der Formel 1 verpflichtet. Das hat unter anderem mit einer neuen und überraschenden Fanbase zu tun.
Wenn fünf rote Ampellichter ausgehen, starten die Fahrer ins Rennen – ein Moment, den Formel-1-Fans mit Spannung erwarten. Mitte März wird es wieder so weit sein, wenn die F1-Saison 2025, diesmal mit dem GP in Australien, offiziell beginnt.
Titelsponsor des Auftaktrennens in Melbourne ist das französische Modehaus Louis Vuitton. Im Januar wurde bekannt, dass es im Rahmen einer zehnjährigen Kooperation auch erstmals als offizieller Partner der Formel 1 ins Rennen gehen wird. Gleichzeitig kommunizierte man, dass das Mutterhaus der Maison, LVMH, nun auch mit Tag Heuer im grossen Stil dabei ist: Ab 2025 ist die Schweizer Luxusmarke nicht nur offizieller Zeitnehmer der Formel 1, sondern auch Titelsponsor des Grand Prix von Monaco.
Die Mode und die Formel 1 – eine neue alte Liebe
Luxusmarken und die Formel 1, das ist keine neue Liebe, aber eine, die gewachsen ist – am Beispiel von Louis Vuitton lässt sich das schön aufzeigen. Zwischen 2021 und 2024 wirkte das Modehaus noch am Rande in der Formel 1 mit. Es stellte den sogenannten «Trophy Trunk» für den Grand Prix von Monaco, arbeitete immer wieder mit F1-Fahrern zusammen und brachte Kollektionen heraus, die an die Jacken der Rennfahrer erinnern.
Nun drückt LVMH aber nochmals aufs Gas. Der neue Zehnjahresvertrag mit der Formel 1 soll gemäss Bloomberg News einen Wert von mehr als einer Milliarde Dollar haben. Laut dem Branchenportal «The Business of Fashion» soll sich der Deal derweil bereits auf manche Marken positiv auswirken: Im Januar verzeichnete man offenbar schon deutlich mehr Besucherinnen und Besucher in den Stores der LVMH-Uhrenbrand Tag Heuer als im Vorjahr.
Das weltweite Interesse an der Formel 1 ist riesig
Dass Modebrands nun im ganz grossen Stil mitmischen wollen, hat mit der Entwicklung der Formel 1 zu tun. Sie erreicht als jährliche Sportserie inzwischen insgesamt 750 Millionen Zuschauende – so viele Menschen lockt kein anderer Sport an, auch nicht der Super Bowl. Das weltweite Interesse an der Formel 1 ist in den letzten drei Jahren zudem um 5,7 Prozent oder rund 50 Millionen neue Fans gestiegen.
Treiber dieses Erfolgs sind einerseits F1-Fahrer wie Lewis Hamilton oder Charles Leclerc, die auf ihren Social-Media-Plattformen inzwischen fast 40 beziehungsweise beinahe 18 Millionen Followerinnen und Follower haben und damit zu den Sportlern mit der grössten Visibilität weltweit zählen. Besonders Lewis Hamilton ist einflussreich in Sachen Mode: Er hat im Luxussegment schon für viele Brands, darunter Louis Vuitton, Tommy Hilfiger oder Valentino, geworben und ist dieses Jahr sogar als Gastgeber an der Met-Gala an der Seite der «Vogue»-Chefin Anna Wintour im Einsatz.
Auch der Netflix-Hit «Drive to Survive» hat in den vergangenen Jahren zum Boom der F1 beigetragen. Seit der ersten Staffel von 2019 ist man in der Serie ganz nah am dramatischen Kampf um den Weltmeister- und den Konstrukteurstitel dran und verfolgt die Reise des mächtigen umherreisenden F1-Kolosses mit riesigem ökologischem Fussabdruck.
Es menschelt auch in der Welt der Motoren: Wer bisher nichts über die Formel 1 wusste, bekommt nicht nur Einblick in die Abläufe, Regeln und Austragungsorte dieses Sports, sondern lernt auch die Sorgen und Freuden der Fahrer und Teamchefs hinter den Kulissen kennen. Am 7. März, kurz vor dem Saisonstart, steht die Veröffentlichung der bereits siebten Staffel von «Drive to Survive» an.
Und so nebenbei: Dass man nun sogar in der grossen Produktion «F1» mit Brad Pitt in der Hauptrolle und Lewis Hamilton als einem der Produzenten (Filmstart ist der 26. Juni 2025) auf das Thema setzt, leuchtet vor diesem Hintergrund ein. Auch Hollywood will jetzt natürlich ein Stück vom Kuchen.
Immer mehr weibliche Fans
Insgesamt hat die Formel 1 durch die Serie viele neue Fans gewonnen. Auch Frauen. Sowieso sind laut dem Formel-1-CEO Stefano Domenicali inzwischen 40 Prozent aller Formel-1-Fans weiblich. Der McLaren-Fahrer Lando Norris sprach in einem Interview jüngst sogar von mehr weiblichen als männlichen Fans an der Rennstrecke, und auch unter den Prominenten, die sich an den Rennen ablichten lassen beziehungsweise für ihre Partner vor Ort sind, befinden sich viele Frauen: das Model Kendall Jenner, die Sängerin Rosalía oder die Schauspielerin Florence Pugh.
Die wachsende weibliche Fangemeinde ist für die Brands interessant. «Die Frauen engagieren sich nicht nur als Fans für die Formel 1, sondern bilden auch starke Gemeinschaften innerhalb der Formel 1», sagt etwa Susie Wolff, die ehemalige Rennfahrerin und Geschäftsführerin der F1 Academy, einer rein weiblichen Kategorie, die junge Fahrerinnen fördern soll, in einem Interview. «Das ist es, was jetzt das Interesse einer ganzen Reihe neuer Marken weckt, einschliesslich solcher aus dem Mode- und Schönheitsbereich.»
So verkündete etwa die Beauty-Ikone Charlotte Tilbury 2024 ihr allererstes globales Sport-Sponsoring bei der F1 Academy – und setzt damit wie derzeit so viele weitere Brands auf die Kaufkraft der neuen jungen und weiblichen Zielgruppe.