Montag, November 25


Grosse Rotweine

Im Burgund wird mit dem Pinot noir eine grosse Rotwein-Rebsorte angepflanzt. Schwierig ist es, sich im Dickicht der Appellationen und Lagen zurechtzufinden. Wer die richtige Wahl trifft und genügend Geld hat, wird mit sensationellen Crus belohnt.

Das Burgund ist einfach, was die Rebsorten betrifft. Vornehmlich werden Pinot noir und Chardonnay kultiviert. Schwieriger gestaltet sich die Aufgabe, etwas Licht in die Hierarchie der Appellationen hineinzubringen. Zuunterst befinden die regionalen Bezeichnungen (etwa Bourgogne rouge, Bourgogne Passetoutgrain). Dann folgen die Gemeinde-Appellationen (Gevrey-Chambertin, Meursault usw.), es folgen die 640 (!) Premiers Crus.

Die besten Weine kommen theoretisch aus den 33 Grand-Cru-Lagen. Angesichts dieser Menge und der enormen Vielfalt –unterschiedliche Böden, Ausrichtung der Rebberge oder Mikroklima – ist es praktisch unmöglich, den Durchblick zu haben. Kommt dazu, dass eine einzelne Lage oftmals unter mehreren Winzern und Winzerinnen aufgeteilt ist. Der Rebberg Clos de Vougeot etwa, eine Grand-Cru-Lage, wird unter mehr als 70 Besitzern aufgeteilt.

Geschmackvolle Raritäten aus der Côte de Nuits

Ein anderer Grand ist Chapelle-Chambertin in der Gemeinde Gevrey-Chambertin, die in der Côte de Nuits liegt. Der lediglich 5,49 Hektaren grosse Weingarten, der durch magere Böden charakterisiert ist, gehört acht Winzern. Um herauszufinden, wer den besten Rotwein produziert, müsste man prinzipiell alle Crus degustieren. Einen habe ich kürzlich genossen – dank seinen Finessen, seiner Eleganz und Komplexität wohl einer der besten je getrunkenen Burgunder.

Er hatte die perfekte Harmonie, seidene Gerbstoffe, mit viel Tiefgründigkeit und einem minutenlangen Nachhall. Es handelt sich dabei um den aussergewöhnlichen Chapelle-Chambertin 2017 von Cécile Tremblay. Der Kult-Produzentin gehört die bescheidene Fläche von 0,36 Hektar.

Die Tragik: Sowohl der Chapelle-Chambertin als auch andere Weine von Cécile Tremblay sind kaum auf dem Markt zu finden, einerseits wegen der Nachfrage, andererseits wegen der geringen Mengen. Die Preziosen werden in der Regel zugeteilt.

Wie bei vielen gefragten Spitzenburgundern sind auch die Preise für die Tremblay-Weine durch die Decke gegangen. Für einen Grand Cru muss man einen höheren dreistelligen Betrag auf den Tisch legen. Für ältere Jahre habe ich schon Summen von rund 2000 Franken gesehen. «Günstiger» sind die Premiers Crus sowie die Gemeindeweine. Sie sind allenfalls auf Auktionen oder vinpark.ch zu finden.

Günstigere Alternativen zu den Grand Crus

Wer etwas weniger ausgeben will, muss im Burgund auf weniger renommierte Appellationen ausweichen, beispielsweise auf Rully, Santenay oder Fixin. In der letztgenannten Gemeinde ist eines meiner Lieblingsweingüter zu Hause.

Die Domaine Berthaut-Gerbet keltert charaktervolle, eigenständige, charmante, finessenreiche Weine aus Pinot noir. Das gilt auch für den Village-Wein Fixin 2021, der sich durch ein geradezu sensationelles Preis-Genuss-Verhältnis auszeichnet. Das passt täglich, während die Weine von Cécile Tremblay ganz speziellen Momenten vorbehalten sind – wenn man diese denn kriegt.

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