Freitag, Februar 7

Der USA-Japan-Gipfel am Freitag demonstriert, wo der aussenpolitische Fokus Trumps liegt: in Asien.

Der amerikanische Präsident Donald Trump setzt ein diplomatisches Zeichen für seine Bündnisstrategie: Asiatische Verbündete stehen im Fokus. Am Freitag empfängt er vor anderen westlichen Vertretern den japanischen Premierminister Shigeru Ishiba. Der Japaner ist damit der erste Regierungschef eines grossen Industrielandes, den Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar persönlich in Washington trifft.

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Mehr noch: Während Trump seine Handelskriege gegen China, Mexiko und Kanada bereits begonnen hat und mit Importzöllen für Produkte aus Europa droht, hält er sich gegenüber Japan mit scharfen Worten noch zurück. Dabei hat Japan mit rund 70 Milliarden Dollar einen der grössten Überschüsse im Handel mit den USA.

Für Yuki Tatsumi, Ostasien-Expertin am amerikanischen Think-Tank Stimson Center, ist dies ein klares Zeichen: «Es zeigt, dass die Trump-Administration den Beziehungen zu Japan im sich verschärfenden strategischen Wettbewerb mit China Priorität einräumt.» Dies steht im Gegensatz zu Trumps wiederholten Drohungen, die Nato zu verlassen.

Zwar gehen Experten davon aus, dass der alte und neue Präsident Bündnissen generell kritisch gegenübersteht. Aber er scheint zu Kooperationen bereit, wenn sie in seine grossen Strategien passen. Und die lauten derzeit: Kampf gegen China und «America first».

Japans Stärken: treuer Verbündeter, grösster Investor

Japan versuchte schon lange, beiden Ansprüchen gerecht zu werden: In der amerikanischen Strategie in Asien spielt der einstige Feind nun als engster Verbündeter traditionell eine wichtige Rolle. Rund 50 000 amerikanische Soldaten und eine Flugzeugträgerflotte sind in Japan stationiert. Zudem hat Japan in den letzten Jahren nicht nur eine grössere militärische Rolle in Asien übernommen, sondern auch seinen Rüstungsetat auf zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts verdoppelt.

Wirtschaftlich ist Japan schon lange der grösste Investor in den USA. Es wird erwartet, dass Ishiba nun höhere Öl- und Gaseinkäufe sowie noch mehr Investitionen zusagt, um wie von Trump gefordert mehr Fabriken in die USA zu bringen.

Künstliche Intelligenz könnte dabei eine besondere Rolle spielen. Immerhin hat Japan mit dem Chef des Technologie-Investors Softbank, Masayoshi Son, einen Multimilliardär mit Zugang zu Trump. Im Beisein von Trump gründete Son mit dem KI-Startup Open AI und dem IT-Konzern Oracle die Initiative «Stargate».

500 Milliarden Dollar will das Trio für den Aufbau einer KI-Infrastruktur in den USA auftreiben. Und Son führt den Vorsitz. Ishiba will das politisch nutzen. Bei einem Treffen mit Son und Open-AI-Chef Sam Altmann kündigte er am Montag an, die Zusammenarbeit mit den USA im Bereich KI zu vertiefen.

Für Japan steht viel auf dem Spiel

Japan hofft daher, wie schon in Trumps erster Amtszeit einen guten Eindruck zu hinterlassen. Der damalige Regierungschef Shinzo Abe war unmittelbar nach Trumps Wahlsieg als erster Regierungschef in die USA gereist. Es gelang ihm sogar, ein recht enges Verhältnis zu Trump aufzubauen und sein Golffreund zu werden.

Das hielt Trump zwar nicht davon ab, die japanische Stahlindustrie mit Strafzöllen zu belegen. Aber weitere Importzölle, vor allem auf Japans wichtige Autoexporte, konnten in Verhandlungen abgewendet werden.

Diesmal lehnte Trump zwar ein Treffen mit Ishiba gleich nach dem Wahlsieg ab. Dafür wird die gemeinsame Erklärung der beiden Partner laut japanischen Medienberichten voraussichtlich für Japan wichtige Punkte enthalten.

So wird erwartet, dass die amerikanisch-japanische Allianz als Dreh- und Angelpunkt für Frieden und Stabilität im indopazifischen Raum bezeichnet wird. Zudem dürfte die Regierung in Washington ihre Position bestätigen, dass eine von China beanspruchte und von Japan kontrollierte unbewohnte Inselgruppe Teil des japanischen Territoriums ist. Für Japan ist das ein wichtiger Punkt.

In wirtschaftlicher Hinsicht wird die Erklärung wahrscheinlich einen deutlichen Anstieg der Investitionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen KI und Halbleiter ankündigen.

Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass sich Japan den härteren Forderungen Trumps ganz entziehen kann. Zum einen sicherheitspolitisch: Seiji Inada, Senior Advisor bei KPMG Consulting, glaubt, dass Trump mehr daran interessiert sei, «ob Japan die Rolle eines Bollwerks spielen kann». Eines Bollwerks gegen China.

Zum anderen wirtschaftspolitisch: «Japan muss damit rechnen, dass früher oder später Handelsfragen aufkommen», sagt die Expertin Tatsumi. Wie extrem die Forderungen werden, könnte vom Verhältnis zwischen Trump und dem oft steifen Ishiba abhängen, meint sie. «Für Ishiba steht viel auf dem Spiel.»

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