Mittwoch, Oktober 2

Mit den Preisen werden Studien ausgezeichnet, die laut den Veranstaltern erst zum Lachen und dann zum Denken anregen.

Was haben Haarwirbel, 350 757 Münzwürfe und die Schwimmfähigkeit von toten Forellen gemeinsam? Alle drei Themen waren Gegenstand von Studien – und die Forscher dahinter sind am Donnerstag mit einem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet worden.

Der Name des Preises leitet sich von «Ignoble» ab, was auf Deutsch mit «unehrenhaft» übersetzt werden kann. Die Preise sollen laut dem Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Phantasievolle ehren» sowie das Interesse der Menschen an Wissenschaft, Medizin und Forschung wecken. Insgesamt wurden zehn wissenschaftliche Studien prämiert.

Forscher aus Japan und den Vereinigten Staaten etwa wurden in der Kategorie Physiologie geehrt für die Entdeckung, dass viele Säugetiere durch ihren Anus atmen können. Auf die Idee für die Studie kamen sie während der Corona-Pandemie, als in Spitälern ein Mangel an Beatmungsgeräten herrschte. Enterale Beatmung, also die Zufuhr über den Darm, bietet laut den Forschern ein neues Paradigma zur Unterstützung von Patienten mit Atemversagen.

Takanori Takebe, einer der Autoren der Studie, gab an der Preisverleihung laut dem «Guardian» zu, dass er zunächst «gemischte Gefühle» in Bezug auf den Preis gehabt habe. Doch es würde ihn sehr glücklich machen, wenn dadurch das Interesse an der enteralen Beatmung zunehmen würde. Zurzeit führt das Team eine Phase-1-Studie an freiwilligen Probanden durch.

Was für einen Effekt haben Nebenwirkungen?

Mehrere der Auszeichnungen gingen auch in die Schweiz und nach Deutschland. Die Wissenschafter Christian Büchel, Tahmine Fadai und Lieven Schenk von der Universität Hamburg erhielten die Auszeichnung in der Kategorie Medizin für die Demonstration, dass ein Präparat mit milden Nebenwirkungen effektiver sein kann als eines ohne Nebenwirkungen. Die Nutzung dieses Mechanismus kann laut den Forschern die Wirksamkeit einer Behandlung möglicherweise verbessern.

Ein Team aus den Niederlanden, der Schweiz, Belgien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und der Tschechischen Republik erhielt den Preis in der Kategorie Wahrscheinlichkeit. Die insgesamt 50 Wissenschafter untersuchten mit 350 757 Münzwürfen eine Hypothese von Persi Diaconis, einem ehemaligen Magier und Statistik-Professor. Dieser nahm an, dass die Münze bei einem Münzwurf dazu tendiert, auf derselben Seite zu landen, auf der sie vor dem Wurf lag. Die Studie unterstützt die Hypothese von Diaconis.

Ein amerikanischer Wissenschafter und sein an der Universität Bonn arbeitender Kollege Felipe Yamashita wurden in der Kategorie Botanik ausgezeichnet. Sie entdeckten, dass einige echte Pflanzen die Formen von benachbarten Plastikpflanzen imitieren. Daraus schliessen sie, dass «pflanzliches Sehen» eine plausible Hypothese sei. Wie genau die Pflanzen das machen würden, sei jedoch noch unklar.

Wissenschafter aus Frankreich und Chile wurden in der Kategorie Anatomie ausgezeichnet für eine globale Studie zu Haarwirbeln. Sie fanden heraus, dass sich das Kopfhaar der meisten Menschen spiralförmig im Uhrzeigersinn dreht, es aber auf der Südhalbkugel mehr Menschen gibt, bei denen es sich gegen den Uhrzeigersinn dreht.

Roman Khonsari aus Paris war an der Studie beteiligt. Er sagte an der Preisverleihung: «Trotz der unbestreitbaren Irrelevanz dieser Studie bin ich überzeugt, dass die Entschlüsselung von Mustern in der Natur zu wichtigen Erkenntnissen über grundlegende Entwicklungsmechanismen führen kann.» Formen würden eine interessante Menge an Informationen enthalten, ergänzte er.

«Spass in der Wissenschaft nicht ignorieren»

Der amerikanische Wissenschafter James Liao erhielt den Preis in der Kategorie Physik für die Demonstration und Erklärung der Schwimmfähigkeit einer toten Forelle. «Ich habe entdeckt, dass ein lebender Fisch sich mehr bewegt als ein toter Fisch – aber nicht viel mehr. Das Wasser ‹schwimmt› den Fisch», sagte Liao an der Preisverleihung. Er sagte weiter: «Danke an die Veranstalter dafür, dass sie den Spass in der Wissenschaft nicht ignorieren.»

Die Verleihung der Ig-Nobelpreise fand zum 34. Mal statt. Mit den Nobelpreisen, die im Oktober verliehen werden, haben die undotierten Auszeichnungen nichts zu tun. Die Preise wurden an einer traditionell schrillen Gala am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge jedoch von echten Nobelpreisträgern überreicht.

Wie in jedem Jahr flogen an der Gala Papierflieger durch das Publikum. Es gab Sketche, bizarre Kurz-Musikstücke und viel skurrilen Klamauk. Forscher erklärten ihr Thema erst in 24 Sekunden, dann in sieben Worten. Beendet wurde die Zeremonie von den traditionellen Abschlussworten des Moderators Marc Abrahams: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben – und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»

Mit Agenturmaterial.

Exit mobile version