Samstag, Oktober 5

Gemüse, Glace, Kuchen, Barbecue: Warum die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in ihrem Wahlkampf auch auf Kulinarik setzt.

Wissen Sie, was die Geheimzutat in Kamala Harris’ Gemüsebeilage für ein Weihnachts-Dinner ist? Nein, nicht Liebe. Tabasco! Erfahren kann man das auf ihrem Instagram-Profil. Und es ist nicht der einzige kulinarische Post: Je länger der Wahlkampf dauert, desto mehr setzt die Präsidentschaftskandidatin auf Kulinarik. Sie besucht ein Grillrestaurant und tauscht sich mit den Angestellten aus («A little barbecue sauce never hurt anyone»), sie begeistert sich für die Kuchenauswahl in «Dottie’s Market» in Savannah. Sie besucht mit ihren Nichten die Eröffnung von «SMiZE & Dream», dem Glace-Pop-up-Shop des Models Tyra Banks in Washington, DC.

Das mag manchmal ein bisschen quer in der Landschaft stehen zwischen Posts wie «Trump wird wie ein Diktator regieren» und Aktivismus gegen Drogenmissbrauch. Aber genau das scheint gewollt: ein Bruch, eine Überraschung, eine neue Seite einer Frau, die von ihren Widersachern als zu kühl, zu intellektuell, zu unnahbar dargestellt wird. Es geht um die Wahlkampf-Währung, die sich Volksnähe nennt. Und davon, etwas Persönliches von sich preiszugeben.

Und während der Konkurrent Donald Trump sich immer wieder einmal zu typisch amerikanischem Fast Food bekannt hat, zeigt sie sich als Verfechterin einer zeitgenössischen Hausmannskost aus einem multikulturell geprägten Amerika. Ihre Schwäche für Süsses wie Glace oder Cake wird zusätzlich für Sympathien sorgen.

Gurkensalat und «The Bear»

Essen hat in unserer Gesellschaft einen ungemein grossen Stellenwert. Und bietet Gesprächsstoff in alle möglichen Richtungen. Welche Restaurants sind angesagt, und warum essen gerade alle Gurkensalat? Den einen gelten bestimmte Nahrungsmittel als Allheilmittel gegen Entzündungen und andere Zipperlein, andere wollen sich schöner essen, wieder andere sortieren radikal aus, was in ihrem Magen landen darf. Oder an ihrer Seite: Viele vegan oder vegetarisch Lebende können eher einen Partner, eine Partnerin mit einer anderen politischen Gesinnung akzeptieren denn jemanden mit anderen Essgewohnheiten.

Und auch Essen, das wir gar nicht zu uns nehmen wollen oder können, interessiert: Am Abend zieht man sich die dritte Staffel der Restaurant-Saga «The Bear» rein, wo die Sterneküche zelebriert wird, während man nebenbei noch auf Instagram oder Tiktok anderen beim Kochen zusieht.

Auch Kamala Harris kann man beim Rühren und Schnippeln zusehen: Als sie als Vizepräsidentin antrat, startete sie 2020 den Youtube-Kanal «Cooking with Kamala», auf dem sie Gerichte wie Monster Cookies und Currys zubereitet, gerne begleitet von Prominenten wie der Schauspielerin Mindy Kaling oder Chefköchen.

Kamala Harris Bakes Monster Cookies In Iowa

Es gibt nur sieben Folgen; dieser vermutliche Flop unterfüttert nun aber ihre Position als ernstzunehmende «Foodie». Die Bezeichnung steht für Essensliebhaber und -enthusiasten, Hobbyköche, Hobbyesser. Der amerikanische Nachrichtensender MSNBC bezeichnet «Foodies» als eine wachsende Wählergruppe in Amerika. Ob sie die geheime Zutat für einen Wahlsieg sind, wird sich im November zeigen.

Exit mobile version