Immer wieder werden aus Museen unersetzliche Artefakte gestohlen. Im Zeitalter des 3-D-Druckers könnten Duplikate ausgestellt werden, um die Originale kostengünstig vor Diebstahl und Zerstörung zu bewahren.

Ende Januar wurde der berühmte Goldhelm von Cotofenesti gestohlen. Das Kunstwerk ist wichtiger Bestandteil des rumänischen Kulturerbes. Der Helm wird auf ein Alter von 2500 Jahren geschätzt und besteht aus purem Gold. Aufgetaucht ist er bis heute nicht wieder. Es wird befürchtet, dass er eingeschmolzen wurde.

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Der Raub wirft Fragen rund um die Sicherheitsvorkehrungen des Drents-Museums im niederländischen Assen auf, in dem er als Leihgabe ausgestellt war. Die elektronischen Sicherungssysteme konnten die Diebe nicht aufhalten. Eine Überwachung durch Sicherheitspersonal rund um die Uhr konnte sich das Museum nicht leisten. Es fragt sich überdies, ob sich der Wert eines solchen Kunstwerks überhaupt angemessen versichern lässt? Zudem können Museen die Kosten für Versicherungen kaum noch tragen. Wertvolle Unikate wie der Goldhelm sind deshalb oft nur unzulänglich geschützt.

In Anbetracht solcher Diebstähle sind Überlegungen berechtigt, warum man nicht Duplikate ausstellt? Im Zeitalter des 3-D-Druckers wäre es ein Leichtes, kostengünstige Kopien solcher Artefakte herzustellen.

Die Sache mit der Aura

Das Museum Leonardiana in Vigevano zeigt sämtliche Meisterwerke, die Leonardo da Vinci geschaffen hat – inklusive der «Mona Lisa». Natürlich handelt es sich hier um lauter Kopien. Das Original des Frauenporträts mit dem geheimnisvollen Lächeln befindet sich bekanntlich im Louvre in Paris.

Allerdings kann man in Vigevano die «Mona Lisa» in aller Ruhe und ganz ungestört vom Andrang der Touristen in Paris betrachten. Auch muss die Museumsdirektion nicht darum fürchten, dass das Bild eines Morgens nicht mehr an der Wand hängt. Überdies dürften sich die Versicherungskosten auf ein Minimum beschränken.

Wie aber steht es um die viel beschworene Aura dieses Kunstwerks? Nicht von ungefähr strömen Abertausende von Kulturtouristen nach Paris, um die «Mona Lisa» im Original zu sehen. Das Leonardo-Museum in Vigevano hingegen dürfte nur den wenigsten bekannt sein, auch wenn dort das Duplikat in exaktem Originalmassstab und in hoher Auflösung gezeigt wird.

Nicht anders verhält es sich mit dem goldenen Helm von Cotofenesti. Selbst wenn man von diesem historischen Kopfschmuck eine perfekte Kopie aus Gold anfertigen würde, wäre das nicht dasselbe. Die Gefahr aber, dass das Duplikat gestohlen würde, bliebe gleichwohl bestehen. Denn allein wegen des Goldes und nicht wegen seiner historischen Bedeutung wurde das Objekt überhaupt geraubt.

Zwar würde in einem solchen Fall von Diebstahl «nur» der materielle Wert der goldenen Kopie verlustig gehen. Das Original aber bliebe, sicher im Tresor verwahrt, mitsamt seiner ideellen Bedeutung geschützt. Weil der Helm aber für Rumänien vor allem auch einen symbolischen Wert hat, wurde er als Leihgabe in die Niederlande entsandt: Er fungiert als kultureller Botschafter des südosteuropäischen Landes. Und das dürfte mit einem Duplikat kaum funktionieren, wenn sich die Betrachter im Klaren darüber wären, bloss vor einer Kopie zu stehen.

Magie des Originals

Die Magie des Originals sollte nicht unterschätzt werden. Oder genauer: der Zauber, den der Glauben an das Original bewirken kann. Das zeigte sich exemplarisch am Beispiel des «Salvator Mundi», jenem Christus-Porträt, das Leonardo da Vinci gemalt haben soll und das 2017 auf einer Auktion den Erlös von 450 Millionen Dollar erbrachte.

Die Besucher der Vorbesichtigungsausstellung in New York weinten vor dem Gemälde. Sie glaubten, ein wiederentdecktes Meisterwerk des Renaissance-Genies zu betrachten: im Original. Heute ist indes alles andere als sicher, ob es sich dabei um ein echtes Kunstwerk von Leonardo handelt. Damit aber ist auch der Zauber wieder verflogen.

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