Thomas F. aus B. will wissen, warum gewisse Weinnationen über ein breites Spektrum an einheimischen, teilweise unbekannten Rebsorten verfügen. Lohnt sich ein solcher Anbau? Warum sieht es diesbezüglich etwa in Frankreich anders aus?
Das hat mit der Geschichte und den Traditionen zu tun. So besitzt Portugal seit Jahrhunderten einen grossen Schatz an sogenannt autochthonen (oder einheimischen) Rebsorten. Es sollen über 500 verschiedene Trauben sein. Allerdings wird lediglich etwa die Hälfte für den Weinbau genutzt. Aufgrund dieser Vielfalt, die zum entsprechenden Klima und zu den Böden passt, ist man gar nicht auf die Idee gekommen, etwas anderes anzupflanzen. So findet man kaum globale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah oder Chardonnay.
Das Gleiche gilt in Italien. In diesem Land spielen rund 400 Varietäten eine gewisse Rolle, allen voran die berühmten Sangiovese und Nebbiolo. Das Duo ergibt eigentlich nur in Italien gute bis überragende Weine. Mit solch eigenständigen Trauben besteht natürlich die Möglichkeit, sich zu profilieren. Das trifft hierzulande auch auf das Wallis zu, wo eine Reihe von Spezialitäten und Exoten gepflegt und zunehmend mehr nachgefragt werden.
Auf den ersten Blick sieht es in Frankreich etwas anders aus, denn die grossartigen, ursprünglich aus der «Grande Nation» stammenden Beispiele wie Cabernet Sauvignon, Pinot noir oder Chardonnay haben sich anderswo erfolgreich etabliert. Trotzdem findet man eigenständige Sorten, etwa Trousseau oder Poulsard im Jura.
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