Samstag, Oktober 5


Taylor Swift in Zürich

Mit den Auftritten von Taylor Swift in Zürich rollt eine Welle bunt gekleideter Swifties über die Stadt. Die Fans sind angezogen wie ihr Lieblingsalbum, tragen die Zahl 13 auf der Hand oder kommen im Cowboy-Look zum Konzert. Was haben diese Stilmerkmale zu bedeuten?

Einen Swiftie erkennt man oft schon von weitem. Die «Eras»-Tour, Taylor Swifts eineinhalbjährige Welttournee, ist zu einem eigenen Ökosystem mit eigenem Dresscode geworden. Glitzer, Freundschaftsarmbänder und Westernkleidung sind bei Fans der amerikanischen Sängerin sehr beliebt: Die britische Bastelkette Hobbycraft etwa verkaufte dank der «Eras»-Tour fünfmal so viel Zubehör für die Herstellung von Armbändern als sonst, wie sie der BBC angab; in Australien herrschten wegen Swifts Auftritten laut Berichten zeitweise gar Engpässe bei der Versorgung mit Plastikperlen.

Von Fans erstellte Websites liefern Outfit-Vorschläge, auf Tiktok wird derweil die Kreation von Looks für den Konzertbesuch fieberhaft dokumentiert und mitverfolgt. Jedes sorgfältig aufgeklebte Strasssteinchen, jede mit Bedacht aufgefädelte Perle zählt.

Am 9. und 10. Juli wird Taylor Swift im Zürcher Stadion Letzigrund auftreten. Hierzulande setzen einige Händler auf die Bedürfnisse von Swifties: Unter «Dein Outfit für das Taylor Swift Konzert» hat der Online-Shop About You auf seiner Website eine separate Auswahl für Fans zusammengestellt, und bei Orell Füssli gibt es ein «Swiftie-Schmuckset» für knapp dreissig Franken.

Doch woher kommen eigentlich diese Trends? Warum tragen die Fans Cowboyhüte, obwohl Swift selbst das nicht tut, und warum prangt auf so vielen Handrücken eine Dreizehn?

1. Die Zahl 13 auf der Hand

Swifties haben zu Zahlen ein innigeres Verhältnis als jeder Mathematiker, misst ihnen Taylor Swift selbst doch eine enorme Wichtigkeit an. Dass ihre persönliche Glückszahl – die 13, oft fett und bunt auf Handrücken gemalt – an ihren Konzerten allgegenwärtig ist, ist deswegen keine Überraschung. Die Tradition startete die Sängerin wie so oft selbst, als sie während ihrer ersten Konzerttournee, der «Fearless»-Tour in den Jahren 2009 und 2010, ihren Handrücken als Glücksbringer vor Auftritten gut sichtbar mit der Zahl versah. Swift hat damit längst aufgehört, ihre Fans nicht.

2. Ein Arm voller Freundschaftsbändeli

Taylor Swift hat eine Kindheitserinnerung wiederaufleben lassen: Freundschaftsbändeli. Fans verbringen Stunden damit, Perlen aufzufädeln und Bänder zu knüpfen. Auf den Bändeli stehen Songnamen und -texte. Am Konzerttag werden diese untereinander getauscht und gesammelt, bis der Arm voll ist. Damit zeigen sie ihre Verbundenheit untereinander. Auch VIP-Gäste wie Selena Gomez, Travis Kelce und Jennifer Lawrence machen mit.

Inspiration für die Tradition kommt aus Swifts Lyrik. In ihrem Song «You’re on Your Own, Kid» aus dem Album «Midnights» singt sie: «So, make the friendship bracelets, take the moment and taste it» – «Macht euch Freundschaftsarmbänder, nutzt den Moment und kostet ihn aus.»

3. Die Cowgirl-Ästhetik

Ein Cowboyhut ist zu einem der sichtbarsten Kennzeichen der Swifties geworden. Dabei trägt Taylor Swift gar keine Cowboyhüte. «Vice» vermutet den Ursprung der Vorliebe in der Ähnlichkeit zwischen Margot Robbies «Barbie» und Swift und den überlappenden Fan-Kreisen der beiden. Robbie trug im 2023 erschienen Film von Regisseurin Greta Gerwig zeitweise einen Cowboyhut.

Eher ist der Trend aber wohl auf Swifts Anfänge als Sängerin in den nuller Jahren zurückzuführen, als sie sich musikalisch im Country-Genre um Nashville verortete und mit ihrem Modestil darauf anspielte. Daher auch die Cowboystiefel, die man an vielen Konzerten sieht. Abgesehen davon hat sich der aufgepimpte Cowboyhut zu einer Art Uniform für mehrere zeitgenössische Konzerttourneen gemausert, von Beyoncé bis Harry Styles, ob mit kleinen Spiegeln wie Discokugeln beklebt oder mit Federboa dekoriert.

4. Strasssteine, Pailletten, Glitzer

Schon die alten Ägypter trugen metallische Pailletten, um Reichtum und Status auszustrahlen. Seit der Erfindung von Plastik kann das fast jede Person, mal weniger und – wie etwa während der Zeit des Disco – mal mehr. Gerade für viele Performer ist Glitzerndes längst zur Uniform geworden, da es das Scheinwerferlicht reflektiert und Blicke fesselt.

Das ist bei Taylor Swift nicht anders; ihre Fans ahmen das en masse nach. Hinzu kommen beliebte Swift-Songs wie «Bejeweled», die es als Metapher für Ausstrahlung, weibliche Selbstermächtigung und Erfolg zelebrieren, zu glänzen, zu schimmern oder eben zu glitzern. Eine stilistische Steilvorlage, die viele Modemarken nur zu gern annehmen.

5. Gestylt wie das Lieblingsalbum

Jedes von Taylor Swifts Alben, jede ihrer sogenannten «Eras» (Englisch für Ära) steht für ein Gefühl und eine damit verbundene Ästhetik. Beim Styling fürs Konzert entscheiden sich viele Swifties für eine bestimmte «Era». Zur Auswahl stehen elf: von dem Album «Debüt Era» (2006–2008) über «1989 Era» (2014–2015) bis zum aktuellen «The Tortured Poets Department» (2024).

Die Looks werden auch von den Songtexten und -titeln inspiriert. Etwa dient der Titel des Albums «Midnights» als Impuls für Mond- und Sternmotive auf Kleidern. Swifties, die in Pink erscheinen, gehören traditionsgemäss zur «Lover Era», und wer eher düster angezogen ist, gehört entweder zu den «Reputation»- oder «The Tortured Poets Department»-Liebhaberinnen. So wissen Fans gleich, wer eher die ruhigen Lieder mag und wer mehr Lust zum Tanzen hat.

6. Nicht ohne Merch

Wer er geschafft hat, an ein begehrtes Ticket für die «Eras»-Tour zu kommen, postet das nicht nur auf Instagram, sondern zeigt es auch durch Merchandise-Artikel. Letztere können bei den Konzerten in Zürich selbst all jene erwerben, die es nicht ins Stadion schaffen, denn gemäss dem Veranstalter Gadget gibt es auch auf dem Turbinenplatz einen Verkaufsstand.

Bei den Swifties sind besonders Stofftaschen und T-Shirts mit «The Eras Tour»-Aufdruck beliebt. Diese werden auch gern schon auf das Konzert getragen. Auf Tiktok gibt es Tausende Videos mit Hauls, Try-ons und Styling-Ideen: Der Einkauf und das Tragen werden gleichermassen zelebriert.

7. Wie auf der Bühne, so im Publikum

Genauso wie die Songs kennen Swifties auch die Bühnenoutfits ihrer Lieblingskünstlerin in- und auswendig. Bei der «Eras»-Tour sind es unter anderem Spezialanfertigungen von Versace, Roberto Cavalli, Zuhair Murad, Etro, Alberta Ferretti und Christian Louboutin. Viele Swifties verbringen die Monate vor dem Konzert damit, sich eines nachzuschneidern. Ein beliebtes Outfit ist ein mitternachtsblauer Body – im Original von Oscar de la Renta – mit vielen Perlen und Fransen.

Weniger aufwendig sind T-Shirts mit aufgedruckten Songtexten wie «We Are Never Getting Back Together» oder «I Have A Lot Going On At The Moment». Die paillettenbesetzten Originale, die Swift beim Singen ihres Songs «22» trägt, stammen vom Londoner Designer Ashish Gupta. Während der Performance desselben Lieds hat der einzige unplanbare Aspekt der Fan-Garderobe seinen Auftritt: der schwarze Fedorahut, den Swift auf dem Kopf trägt und danach einer Person im Publikum schenkt. Swifties in Zürich dürfen noch hoffen.

Exit mobile version