Die Präsidentengattin glänzt mit Abwesenheit. Die Frage ist, ob das Weisse Haus überhaupt noch eine First Lady braucht.

Es gab in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika erst zwei Männer, die als Ledige ins Weisse Haus einzogen: James Buchanan 1857 und Grover Cleveland 1885. Buchanan war auch nach seiner vierjährigen Amtszeit beim Auszug noch Single, Cleveland heiratete dagegen als Präsident.

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Und dann gibt es Donald Trump, drei Mal verheiratet, zwei Mal geschieden und trotzdem meistens allein. Die «New York Times» will nachgerechnet haben, dass Melania Trump in den ersten 100 Tagen von Trumps zweiter Präsidentschaft höchstens 14 Tage im Weissen Haus verbrachte. Im Seitenflügel, wo sich die First Lady gewöhnlich aufhält, sei es so gut wie immer dunkel.

Rosengarten ist die Sache des Präsidenten

Während Donald Trumps erster Präsidentschaft kümmerte sie sich zumindest noch um eine Neubepflanzung des Rosengartens und die Weihnachtsdekoration. Doch schon zwischen 2016 und 2020 war sie nur selten in Washington. Der gemeinsame Sohn Barron war damals noch klein und ging in New York zur Schule.

Nun ist es Donald Trump, der sagt, wie er es im Garten gerne hätte. Auch soll er ab und zu Besucher durchs Weisse Haus führen, eigentlich die Aufgabe der Frau im Regierungssitz. Die Inneneinrichtung der Wohnung und seines Oval Office, so hört man, sei mit dem vielen Gold sowieso mehr Donald und weniger Melania.

Melania Trump wird bereits als Teilzeit-First-Lady bezeichnet. Sie lebt hauptsächlich in Manhattan und disloziert gelegentlich ins Resort Mar-a-Lago in Florida. Vor der Inauguration sagte sie in einem seltenen Interview gegenüber Fox News, sie sei für den Umzug nach Washington bereit. Doch wer nur einen kleinen Koffer packen muss für eine Nacht, ist schnell parat.

Melania will da sein, wo Barron ist. Der inzwischen 19-Jährige studiert nun in New York. Auch ihr Vater Viktor Knavs soll viel Zeit bei ihr im Trump Tower verbringen, seit er Witwer ist. Melanias Mutter starb im Januar vor einem Jahr. Melania ist Mitte der neunziger Jahre als Model von Slowenien in die USA gezogen, wo sie 1998 den Immobilienunternehmer Donald Trump kennenlernte.

Wo es geht, versteckt sie sich

Gesichtet wurde Melania Trump bisher bei der Inauguration im Januar, beim Ostereiersuchen auf dem Rasen vor dem Weissen Haus und in Rom. Die Katholikin hat ihren Mann zur Beerdigung von Papst Franziskus begleitet. In der Air Force One feierte sie auf dem Weg dorthin ihren 55. Geburtstag. Kaum sind sie in den USA gelandet, haben sich ihre Wege wieder getrennt. Am Donnerstag hatte Melania einen kurzen Auftritt, um eine Briefmarke mit dem Konterfei von Barbara Bush einzuweihen.

Die First Lady scheint das Rampenlicht nicht zu suchen. Wo es geht, versteckt sie sich. Bei der Amtseinführung unter einem grossen Hut, bei der Papst-Beerdigung hinter einem schwarzen Schleier und generell hinter riesigen Sonnenbrillen. Ein Auftritt, wie ihn Barbara Bush beispielsweise 1990 hatte, wo sie vor College-Absolventen sprach, wäre bei Melanie Trump eher weniger denkbar.

Barbara Bush war erst Second Lady, als George Bush der Vizepräsident von Ronald Reagan war, dann First Lady und später Präsidentenmutter. Mehr geht fast nicht für eine amerikanische Politikergattin und konservative Vorzeigefrau.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Weisse Haus scheint nach einer tendenziell hyperaktiven Hillary Clinton, einer fürsorglich-kämpferischen Michelle Obama und Doktor Jill Biden als Aufpasserin des Präsidenten gut mit einer Teilzeit-Präsidentenfrau auszukommen. Mrs. Trump ist mehr Stilikone als Übermutter. Ihr Fehlen könnte durchaus als emanzipatorischer Akt gesehen werden.

Die Zeit, die sie nicht mit Vorlesen in Kindergärten und an Veteranen-Witwen-Anlässen verbringt, scheint sie gut zu nutzen. Kürzlich wurde bekannt, dass sie mit Amazon einen Produktionsvertrag für eine dreiteilige Doku-Serie abgeschlossen hat. Statt Küsschen-Küsschen gibt’s dafür als Protagonistin und Co-Produzentin 40 Millionen Dollar.

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