Donnerstag, März 20

Erstmals liegt eine repräsentative Umfrage dazu vor, wie die Bevölkerung über den Nagra-Standort denkt.

Die Verwunderung war gross, als die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) im September 2022 den Standort für das geplante Tiefenlager von atomarem Abfall bekanntgab: Stadel im Zürcher Unterland.

Der Entscheid überraschte, weil die Nagra die Region Nördlich Lägern 2015 als möglichen Standort aus dem Rennen genommen hatte. Der Fokus lag danach auf den beiden anderen untersuchten Gebieten: Bözberg im Aargau und Zürich Nordost zwischen Winterthur und Schaffhausen.

Die Kehrtwende begründete die Nagra damit, dass es damals bautechnische Unsicherheiten gegeben habe, weil die für das Tiefenlager nötige Gesteinsschicht – Opalinuston – in Stadel viel tiefer liege als an den anderen möglichen Standorten.

Doch wie geht Stadels Bevölkerung damit um, dass hier dereinst Atommüll gelagert werden soll? Und wie steht die Schweizer Bevölkerung allgemein zu dem Thema?

Um das herauszufinden, hat die Nagra beim Umfrageinstitut GfS Bern eine Studie in Auftrag gegeben. Im Herbst 2023 wurden schweizweit 1006 Personen befragt, für die regionale Umfrage in Nördlich Lägern kamen weitere 800 Personen dazu. Erstmals liegen damit Zahlen für die ganze Schweiz wie auch für die Standortregion Nördlich Lägern vor.

Am Dienstag hat die Nagra die Ergebnisse der Studie präsentiert.

Gemäss den Umfrageergebnissen nimmt die Bevölkerung in puncto Tiefenlager eine überwiegend pragmatische Haltung ein, die Akzeptanz sei schweizweit und in der betroffenen Region hoch, heisst es in der Medienmitteilung der Nagra. Sowohl technisch wie auch politisch traue sich die Schweiz die Lösung des Atommüllproblems zu.

Schweizweit würden zwei Drittel der Befragten ein Tiefenlager am eigenen Wohnort akzeptieren, teilt die Nagra mit. «In der tatsächlich betroffenen Region Nördlich Lägern sind es 68 Prozent.»

Die Akzeptanz für ein Tiefenlager ist national und regional gross

in Prozent

60 Prozent der schweizweit Befragten sind zudem der Meinung, dass die Standortregion die Solidarität der Schweiz verdient habe. «Die Mehrheit der Schweiz anerkennt, dass die Region einen wichtigen Beitrag leistet zur Lösung einer nationalen Aufgabe», sagt Philipp Senn, Nagra-Geschäftsleitungsmitglied und Bereichsleiter Kommunikation.

Das Thema berge aber auch Konfliktpotenzial: Die Mehrheit der Befragten sehe Spannungen und Proteste, sowohl national als auch regional, als wahrscheinliche Szenarien. 17 Prozent der Befragten in der Region fühlen sich zu wenig ernst genommen und fordern mehr Information und Transparenz.

Um den Austausch mit den Menschen in der Region zu vereinfachen, eröffnet die Nagra ein Büro in Stadel, ergänzt Senn. «Wir möchten dazu beitragen, dass die Debatte konstruktiv bleibt und es nicht zu Spannungen kommt.»

Eine vergleichsweise kleinere Rolle spielen Bedenken rund um die Sicherheit und die Gesundheit. Nur eine Minderheit der Befragten schätze es als wahrscheinlich ein, dass für heutige oder künftige Generationen durch die Freisetzung von Radioaktivität oder eine Verseuchung der Umwelt Risiken bestünden, schreibt die Nagra. In der Standortregion würden diese Risiken von deutlich weniger Befragten als wahrscheinlich eingeschätzt als schweizweit.

Mehr folgt.

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