Auf die Komödie «Happy Gilmore» von 1996 folgt knapp dreissig Jahre später ein Sequel. Adam Sandlers neue Golfer-Komödie lebt vom Wiederkäuen der Figuren und Dialoge.
Die ehemaligen Golf-Kontrahenten Happy Gilmore und Shooter McGavin treffen sich zufällig am Grab von Gilmores Ex-Frau, um sofort fluchend übereinander herzufallen. Die Narben ihres alten Konfliktes sind nie verheilt. Da sie nicht mehr die Jüngsten sind, raufen sie sich unbeholfen im Gras. Schliesslich rollen sie vorbei an Gräbern, auf denen die Namen von Figuren stehen, die den Fans aus dem Film «Happy Gilmore» (1996) bekannt sind.
Es geht um nichts. Es gibt in «Happy Gilmore 2» so wenig versteckte Botschaften oder satirische Ansprüche wie schon in «Happy Gilmore». Dafür jene Alberei, die Adam Sandler seit Jahrzehnten zu einem der beliebtesten Stars Hollywoods macht. «Happy Gilmore» war eine seiner prägenden Filme, in der er den zu Wutanfällen neigenden Golfer namens Happy spielte, der eigentlich lieber Hockeyspieler wäre.
Die Würde des Aussenseiters
«Happy Gilmore 2» zeigt, dass man drei Jahrzehnte später immer noch ähnliche Filme drehen kann. Das Sequel erinnert an ein Lied am Radio, das an ein älteres Lied erinnert, von dem man nie wusste, ob man es mochte oder nicht.
Gilmore, der seine Frau aus Versehen mit einem Golfball umgebracht hat, hat sich später in den Alkohol geflüchtet und muss nun wieder von vorne beginnen. Dazu landet er in einer vom schrägen Betrüger Hal L. (Ben Stiller) geleiteten Therapiegruppe – und irgendwann auch auf dem Golfplatz, auf dem er früher oder später seine Familie, sich selbst, den Golfsport und die Würde des gesellschaftlichen Aussenseiters retten muss.
In diesem Sommer verspäteter Komödien-Sequels («Das Kanu des Manitu», «Freakier Friday», «The Naked Gun») beginnt das Kino offenbar nostalgische Gefühle einer neuen Generation zu melken. Der Friedhof soll Knete bringen. In «Happy Gilmore 2» zeigt die Nostalgie jedoch mehr als die Einfallslosigkeit Hollywoods. Sie ist ein Running Gag. Das bedeutet, dass wirklich jede Figur aus dem Vorgänger wieder auftaucht. Zumindest als Name auf einem Grabstein. Manche werden zitiert, einige zeigen sich gealtert. Auffällig viele werden von ihren Söhnen vertreten, die sich gleich präsentieren wie einst ihre Väter.
Das Zitat als Gag
Das Spiel mit Bezügen hebt den Film aus dem Allerlei ähnlicher Sequels etwas heraus. Das Zitat allein erweist sich hier als Gag, das Wiedererkennen wird wichtiger als das Sehen. Das ist das Unterhaltungskino von heute. Man sieht nicht mehr einen Film, sondern dessen Referenzen. Dazu passt auch, dass es von Eminem bis zu vielen professionellen Golfern in fast jeder Szene einen Gastauftritt gibt.
Das Sequel beschränkt sich nicht auf wiederkehrende Figuren. Auch ganze Passagen aus «Happy Gilmore» werden in den Film montiert. Die Dialoge gleichen sich oft aufs Haar, und auch dramaturgisch ist der Film ein einziges Zitat. Die Nonkonformisten halten wieder zusammen und triumphieren. Und erzeugt werden soll so das Gefühl, die Welt sei noch immer die gleiche.
Wer Sandlers Neigung zum Derben mag, wird sich auch im neuen Film an mancher Bodenlosigkeit erfreuen können. Es gibt wieder diese stille Verständigung zwischen Film und Zuschauern, in der es möglich ist, dass eine Figur von Alligatoren gefressen wird, ohne dass deshalb die Stimmung getrübt würde.
In einer einzigen augenzwinkernden Szene wird immerhin der Sexismus des ersten Teils aufs Korn genommen. Und dann und wann macht sich Sandler lustig über sein Alter. Das ändert jedoch nichts daran, dass er auch mit achtundfünfzig Jahren noch jene Männlichkeit vertritt, die ihre Pubertät nie verlassen hat.
Fehlende Manieren
Der Regisseur Kyle Newacheck, ein langjähriger Verbündeter Sandlers, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, setzt den Elitismus des Golfsports, auf dem der Humor des ersten Films basierte, diesmal auf unterschiedliche Weise ins Bild. Auf der einen Seite steht Gilmore mit seinem Hockey-Shirt und den fehlenden Manieren immer noch für eine Proleten-Attitüde in diesem Sport der Reichen, auf der anderen Seite werden die Traditionalisten dafür gefeiert, dass sie sich gegen die bizarre Eventisierung der Disziplin zur Wehr setzten, die von chirurgisch manipulierten Golfern dominiert wird.
Auch hier also geht es ums Bewahren alter Werte, die Rückwärtsgewandtheit hat Konjunktur. Die Tradition des Golfsports steht auf noch festeren Füssen als der letztlich doch sympathische Humor Adam Sandlers.