Freitag, Januar 17

Der bayrische Ministerpräsident stellt in Berlin die Biografie von Friedrich Merz vor – und beweist erneut seinen Sinn für feine Nadelstiche.

Mit neugieriger Verwunderung blickte das Gros der deutschen Hauptstadtjournalisten auf das, was sich ihnen an diesem Freitag im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin bot: Dort stellte Markus Söder eine Biografie über den Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz, vor.

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Trotz aller betonten Freundschaft zwischen CDU und CSU schien der Termin den Kooperationswillen des bayrischen Ministerpräsidenten zu strapazieren. Auf die Frage des Moderators, warum er das überhaupt mache, antwortete Söder zunächst trocken: «Ja, weil sie mich gefragt haben» und schob dann erst hinterher, dass er sich freue, über das Buch sprechen zu können.

Merz’ CDU stagniert in Umfragen

In diesem dezidiert lässigen Ton verlief auch die Vorstellung der Merz-Biografie «Sein Weg zur Macht». Geschrieben hat das Buch der Autor Volker Resing. Söder erschien im legeren Look: schwarzer Rollkragen und Sakko. Der CSU-Chef lobte das Werk, wie es sich bei solch einer Veranstaltung gut einen Monat vor den Bundestagswahlen gehört: Er habe alle derzeit erhältlichen Merz-Biografien gelesen, und diese biete mehr Tiefgang als die «schnell Geschriebenen».

Die Frage, was er besser könne als Merz, beantwortet Söder flapsig: «Erstens habe ich ein besseres Abi.» Zweitens sei er stets eher The-Beatles- als Rolling-Stones-Fan gewesen. Wenn er Merz etwas mit auf den Weg geben könnte, dann etwas mehr «bayrisches Temperament». Kein Tiefschlag, aber eine gezielte Spitze: Unter Merz stagnieren CDU und CSU in Umfragen bei etwas über 30 Prozent und kommen kaum voran. In Beliebtheits-Umfragen war Söder stets beliebter als Merz.

Söder lobt Merz in puncto Migration und Wirtschaft

Dennoch bemühte sich Söder sichtlich, auch die positiven Seiten von Merz hervorzuheben. So lobte er dessen konsequente Haltung und bezeichnete ihn als «Sachradikalen», der inhaltlich stets klar und kompromisslos bleibe. Merz’ Standhaftigkeit bei zentralen Themen wie Migration, Wirtschaft, Aussenpolitik und den Beziehungen zu den USA wisse er zu schätzen.

Die AfD, die vor kurzem noch durch ihren Antiamerikanismus auffiel und nun den amerikanischen Unternehmer Elon Musk umarme, nachdem er sich für die deutsche Rechtspartei ausgesprochen habe, sei hingegen nicht glaubwürdig, attestierte Söder.

Die Unterstützung für Merz lässt Söder sich einiges kosten. Auf die Frage, welche Posten er sich nach der Wahl vorstellen könnte, weist er die Gerüchte über ein mögliches Amt als Bundespräsident zurück. «Irgendein Amt in einem Schloss», das interessiere ihn nicht. Und lässt dann durchblicken, dass die CSU nach einer erfolgreichen Wahl nicht leer ausgehen werde: «Es wird sicher Ämter geben für uns. Es wird sicher gut laufen.»

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