Papst Franziskus liegt mit einer Lungenentzündung im Spital. Sein Zustand ist kritisch. Doch was passiert eigentlich im Falle seines Todes?
Der Papst liegt nach wie vor in der Gemelli-Universitätsklinik in Rom. Wie das Spital in einem Communiqué vom Sonntagabend schreibt, hatte der 88-Jährige keine akuten Atembeschwerden mehr. Er sei wach und bei Bewusstsein. Gleichwohl muss er von den Ärzten mit Sauerstoff versorgt werden, eine «eingeschränkte Nierenfunktion» wurde diagnostiziert. Der Papst befindet sich also weiterhin in einem kritischen Zustand.
Was geschieht, wenn der Papst stirbt? Wer leitet die katholische Kirche, wenn der Heilige Stuhl leer ist?
Die Zeit nach dem Tod eines Papstes ist genaustens geregelt und folgt in den meisten Fällen jahrhundertealten Traditionen und Ritualen. Nichts wird dem Zufall überlassen, wenn das Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken weltweit stirbt. Die Vorkehrungen für den Tod von Papst Franziskus sind längst getroffen worden.
Wie verlaufen die ersten Stunden nach dem Tod des Papstes?
Stirbt der Papst, wird ein Arzt offiziell seinen Tod feststellen. Aber nicht nur: Nach einem alten Brauch tut dies auch der sogenannte Camerlengo, der päpstliche Kämmerer und damit ein hoher Beamter im Vatikan. Der Camerlengo übernimmt nach dem Tod des Papstes auch eine wichtige Rolle als Verwalter und Organisator des Konklaves, der Papstwahl. Derzeit besetzt dieses Amt der irische Kardinal Kevin Farrell.
Nach der Tradition besucht der Camerlengo den Leichnam des Papstes in dessen privater Kapelle und ruft dessen Taufnamen, im Falle von Papst Franziskus lautet er Jorge Mario Bergoglio. Lässt sich der Papst damit nicht aufwecken, gilt er als tot.
Der Camerlengo nimmt dem Papst anschliessend seinen persönlichen Siegelring ab, der einst als Siegel für offizielle päpstliche Dokumente gedient hat. Dann verschliesst und versiegelt der Camerlengo die Wohnung des Papstes und informiert die wichtigsten Personen im Vatikan sowie die Öffentlichkeit. Der Siegelring wird später zerstört, als symbolisches Ende der Amtszeit des Papstes.
Mit der Feststellung des Todes beginnt eine Andacht, die neun Tage dauert. Diese Zeit wird Novene genannt.
Wer leitet die katholische Kirche nach dem Tod des Papstes?
Die Zeit zwischen dem Tod eines Papstes und der Wahl eines Nachfolgers heisst im Vatikan Sedisvakanz. Das ist Lateinisch für «Der Stuhl ist leer».
Während dieser Zeit leitet jeweils das Kardinalskollegium die katholische Kirche, das aus allen Kardinälen der römisch-katholischen Kirche besteht. Nach dem Tod des Papstes müssen die Kardinäle so schnell wie möglich nach Rom reisen, weltweit sind das mehr als 250 Männer.
Zu normalen Zeiten beraten sie den Papst bei der Leitung der Weltkirche, ihre wichtigste Aufgabe haben sie aber während der Sedisvakanz: die Organisation und die Durchführung des Konklaves, die Wahl eines neuen Papstes. Es gilt eine Altersbeschränkung von 80 Jahren. Deshalb sind gegenwärtig knapp 140 Kardinäle wahlberechtigt. Das ist eine rekordhohe Zahl.
Die Kardinäle kommen ab dem Tod des Papstes bis zur Wahl täglich zusammen. Bis das Konklave beginnt, übernehmen die Kardinäle Verwaltungsaufgaben. Wichtige Entscheide dürfen sie nur fällen, wenn sie als unaufschiebbar gelten. Das Kollegium darf jedoch keine Gesetze ändern, die der Papst erlassen hatte.
Wann findet das Begräbnis des Papstes statt, und wie läuft es ab?
Beim Begräbnis gibt es Traditionen, die bis ins alte Rom zurückgehen. Doch vieles haben die Päpste über die Jahrhunderte auch der Zeit und ihren eigenen Bedürfnissen angepasst.
Früher kam es beispielsweise vor, dass die Päpste einbalsamiert und ihnen vor der Beisetzung die Organe entnommen wurden. Die Organe wurden später als heilige Reliquien aufbewahrt – in einer Kirche in der Nähe des Trevi-Brunnens in Rom liegen etwa die Herzen von mehr als zwanzig Päpsten. Die Praxis wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts angewendet und gilt heute als überholt.
Sobald ein Papst stirbt, wird sein Leichnam gesegnet, in ein päpstliches Gewand gekleidet und im Petersdom zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Es ist davon auszugehen, dass Hunderttausende in den Vatikan reisen, sollte Papst Franziskus sterben. Auch ausländische Würdenträger und Staatsoberhäupter, die sich vom Papst verabschieden wollen, werden erwartet.
Ein Papst kann für sein Begräbnis vieles selbst bestimmen. Papst Franziskus hatte erst 2024 festschreiben lassen, dass er auf mehrere der üblichen Riten und Rituale verzichten und in einem einfacheren Rahmen beerdigt werden wolle. Der Leichnam von Papst Franziskus wird demnach anders als bei seinen Vorgängen nicht auf einem erhöhten Podest aufgebahrt werden, sondern in einem offenen Sarg.
Es wird erwartet, dass der Gottesdienst zur Beerdigung des Papstes auf dem Petersplatz stattfinden wird. Doch beigesetzt wird Franziskus auf eigenen Wunsch nicht traditionell in den Vatikanischen Grotten, den Krypten unter dem Petersdom, sondern in einer Kirche ausserhalb des Vatikans. In einem Interview sagte er 2023, dass er die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom als seine letzte Ruhestätte ausgewählt habe.
Papst Franziskus wäre der erste Papst seit einem Jahrhundert, der ausserhalb des Vatikans beigesetzt wird.
Wann und wie wird ein neuer Papst gewählt?
Die Papstwahl beginnt zwischen dem 15. und dem 20. Tag nach dem Tod des Papstes. Sie startet mit dem sogenannten Einzug der Kardinäle in das Konklave, was aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet: «mit dem Schlüssel abgesperrt».
Ebenso verschlossen sind die Vorgänge während der Papstwahl. Sie gelten als ewiges Geheimnis. Früher wurden die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle, in der die Wahl stattfindet, eingeschlossen und mussten auch dort übernachten. Die Sorge war zu gross, dass die Kardinäle von aussen beeinflusst oder unter Druck gesetzt werden könnten. Unter Papst Johannes Paul II. wurde diese Praxis abgeschafft: Bei der Wahl von Papst Benedikt XVI. durften die Männer in einem nahe gelegenen Gästehaus schlafen.
Die Kardinäle kommen so lange in der Sixtinischen Kapelle zusammen, bis ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit hat. Grundsätzlich kann jeder Mann, der römisch-katholisch getauft wurde, Papst werden. In den vergangenen 700 Jahren wurde es jedoch stets ein Kardinal. Zudem waren die meisten Päpste Europäer. Papst Franziskus, ein Argentinier, ist das erste nichteuropäische Kirchenoberhaupt seit 1300 Jahren.
Derzeit gehören zwei Schweizer dem Kardinalskollegium an. Der Luzerner Kurt Koch ist 2013 vom Papst zum Kardinal ernannt worden. Er wird im März 75 Jahre alt. Der Walliser Emil Paul Tscherrig ist seit 2023 dabei und 78-jährig. In der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gab es alles in allem erst zehn Kardinäle aus der Schweiz.
Wie lange die Wahl dauern wird, weiss niemand. Das Konklave, mit dem Papst Franziskus 2013 gewählt wurde, dauerte 24 Stunden. In der Vergangenheit brauchten die Kardinäle aber auch schon mehrere Jahre. 1268 etwa, als Papst Clemens IV. starb. Knapp drei Jahre dauerte damals die Papstwahl. Machtkämpfe zwischen den Kardinälen verzögerten den Auswahlprozess. Es war die am längsten dauernde Papstwahl in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche.
Nach jedem Wahlgang werden die ausgezählten Stimmzettel in einem Ofen in der Sixtinischen Kapelle verbrannt. In einem zweiten Ofen wird eine Chemikalie verbrannt, die über einen Schornstein ein Rauchsignal aussendet. Schwarzer Rauch bedeutet, dass kein neuer Papst gewählt wurde. Bei weissem Rauch steht ein neuer Papst fest, und die berühmten Worte werden verkündet: Habemus Papam. Zu Deutsch: Wir haben einen Papst.