Stilkritik
Am Wochenende waren die Augen der Welt auf die Teilnehmenden der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock gerichtet. Modisch gab es wenig Ausgefallenes, man wollte auch hier Einheit demonstrieren.
Vergangenes Wochenende waren Vertreterinnen und Vertreter von 92 Ländern und 8 internationale Delegationen im Bürgenstock Resort Lake Lucerne zur Ukraine-Konferenz geladen. Die Augen aus aller Welt waren auf die Teilnehmenden gerichtet. Da liegt es nahe, sich zu fragen, ob die Politikerinnen und Politiker sich im Vorfeld Gedanken darüber gemacht haben, was sie einpacken und wie sie auftreten.
Dem Stil treu geblieben
Bei einigen war der Fall recht klar: Beim ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski weiss man, dass sein betont militärisches Outfit Teil seiner Strategie ist, unermüdlich und kämpferisch aufzutreten.
Auch sonst blieben viele ihrem Stil treu: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, trug elegante Hosen-Blazer-Kombinationen, der britische Premierminister Rishi Sunak einen seiner gut geschnittenen Anzüge, und die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd zeigte ihr Faible für extravagante Blusen.
Auf eine Farbe konnten sich aber fast alle einigen: Dunkelblau. Schwarze, graue, braune, beige Anzüge blieben eher im Schrank. Zu sehr Trauergottesdienst wäre die erste Farbe gewesen, zu nüchtern die zweite, zu kokett die letzteren beiden. Dunkelblau vermittelt Vertrauen. Versicherungs- und Bankberater-Menschen kleiden sich aus diesem Grund genauso wie die Delegationen auf dem Bürgenstock. Ein solches Outfit sollte demnach jede und jeder im Schrank haben: für Gespräche mit den Lehrpersonen, bei der Bank, bei der Bewerbung um einen neuen Job.
Dunkelblau passt immer. Nichts Aufgeregt-Lautes ist an ihm. In der Kunstgeschichte der Jungfrau Maria zugeordnet, die in einem nachtblauen Umhang dargestellt wurde, vermittelt der dunkle Ton Sicherheit und Ernsthaftigkeit. Es ist eine friedliche Farbe. Zum erhofften Anstoss eines Friedensprozesses auf dem Bürgenstock kam es trotz ihrer Vorherrschaft nicht. Aber die Hoffnung stirbt noch immer zuletzt.