Montag, Oktober 7

Dank der Leitzinssenkung der US-Notenbank ist der Bitcoin wieder im Aufschwung. Doch wie geht es jetzt für den Krypto-Markt weiter?

Mitte September hat die US-Notenbank Fed den Leitzins gesenkt und damit die Börsen belebt. Die Märkte werden wieder mit mehr Liquidität versorgt, Investitionen werden günstiger. Die Krypto-Branche führte dabei lange ein Eigenleben. Sie sieht sich als Alternative zum traditionellen Finanz- und Banksystem.

Ein Trugschluss, wie sich herausstellt.

Auch die Krypto-Branche ist abhängig von geldpolitischen Massnahmen. Und sie scheint zu profitieren: Der Bitcoin verzeichnete für den Monat September die beste Kursentwicklung seit 2013.

Das hat etwas zu bedeuten, schliesslich gilt der September als eher schwieriger Monat für die Finanzmärkte. Historisch betrachtet zeigen die Aktienmärkte in diesem Monat tendenziell eine schlechtere Performance als im Rest des Jahres.

Krypto reagiert auf Geld- und Geopolitik

«Wir sehen seit der Senkung des Zinssatzes durch die Fed einen klaren Zufluss bei den Kryptowährungen, allen voran beim Bitcoin», sagt der Krypto-Experte und Fintech-Unternehmer Rino Borini. Aber auch andere Coins wie Ethereum profitierten. Ihre Kursentwicklung folgte schliesslich in der Tendenz auch dem Bitcoin.

«Für die Krypto-Branche sind Zinssenkungen positiv», bestätigt auch Ilya Volkov. Er ist CEO und Mitgründer einer Schweizer Krypto-Plattform.

Die Zinssenkung zeichnete sich bereits Anfang September ab. Da wurde ein Bericht veröffentlicht, der zeigte, dass die Arbeitsmarktdaten in den USA für den August tiefer ausfielen als erwartet. Danach vermuteten die Analysten, dass nun eine Zinssenkung folgen würde.

Kryptowährungen reagieren aber nicht nur auf die Geldpolitik, sondern auch auf geopolitische Ereignisse. Das zeigt die Eskalation im Nahen Osten. Nach dem Angriff Irans auf Israel am Mittwoch tauchten die Aktienmärkte, und auch der Bitcoin hat reagiert. «Der Bitcoin ist volatil, er reagiert auf kurzfristige Geschehnisse», sagt Borini. Mittel- und langfristig werde er sich aber wieder stabilisieren.

Bitcoin – das neue Gold?

Trotz diesen Schocks bleibt die Krypto-Branche optimistisch. Die Stimmung im Markt ist momentan besser als auch schon. Und das könnte noch eine Weile so bleiben. Ein erstes Anzeichen dafür ist das marktpolitische Umfeld mit der aktuellen Tiefzinsphase, auch in der Schweiz: Die SNB schliesst eine weitere Senkung der Zinsen nicht aus. Diese Phase tieferer Zinsen käme Kryptowährungen gelegen, sagt Borini.

«Hinzu kommen geopolitische Risiken, ein allgemein fragiles Finanzsystem – wir befinden uns in unsicheren Zeiten.» Das spreche alles für Gold. Und anscheinend auch für den Bitcoin: «Der Bitcoin zeigt eine Korrelation mit Gold. Er kann als Absicherung in unsicheren Zeiten gelten.» Das sei aber nur eine Momentaufnahme.

Volkov spricht von einem «vorsichtigen Optimismus»: Investoren genössen derzeit eine Periode reduzierter Kreditkosten. Sie seien sich aber auch des Risikos eines potenziellen Wirtschaftsabschwungs in den USA bewusst und seien dementsprechend zurückhaltend.

Das Memecoin-Nilpferd Deng Moo

Ein zweites Anzeichen für eine positive Entwicklung des Krypto-Markts ist der saisonale Trend in den Finanzmärkten: «Der Oktober und der November sind historisch gesehen sehr gute Monate für Aktienmärkte. Das überträgt sich auch auf den Bitcoin und andere Kryptowährungen», sagt Borini. Der Krypto-Markt zeige gerade im vierten Quartal normalerweise eine überdurchschnittliche Wertentwicklung, sagen auch Analysten von Bitcoin Suisse.

Dafür spricht als weiterer Indikator die Stimmung im Markt: Diese ist in der Krypto-Branche im Moment positiv. Man kann das beispielhaft an Memecoins sehen, die gerade wieder sehr beliebt sind. Erst kam Elon Musks Liebling, der Dogecoin, jetzt hat gerade der Memecoin eines thailändischen Flusspferd-Babys einen Boom erlebt. Er wurde am Donnerstag mit umgerechnet 170 Millionen Franken bewertet, das Flusspferd Deng Moo ist auf Tiktok viral gegangen.

«Solche Memecoins laufen gut, wenn die Stimmung im Krypto-Markt positiv ist», bestätigt der Fintech-Unternehmer Borini. Die Memecoins seien geübt, sich via soziale Netzwerke «hochzupushen», es komme zum Hype, der sich auf sogenannte «Fomo»-Anleger ausrichte: Investoren, die Angst hätten, etwas zu verpassen, die nervös würden, schnell kauften. «Dann geht es noch ein paar Wochen, Monate gut, und dann stürzt der Kurs ab.»

Das sei Gambling, sagt Borini – man könne genauso gut ins Kasino gehen.

Korrelation mit Gold, Reaktionen auf Zinssenkungen – sind Kryptowährungen also doch abhängig vom herkömmlichen Finanzsystem? Jein. So einfach ist es nicht. Kryptowährungen korrelieren, aber sie korrelieren phasenweise.

«Es gibt Zeiträume, in denen Korrelationen eher positiv sind – beim Bitcoin mal mit Gold, mal mit Technologieaktien.» Dann gebe es aber auch Zeiten ohne Korrelationen. In den letzten zwei Jahren sehe man jedoch eine stärkere Verbindung mit dem traditionellen Finanzmarkt, sagt Borini. Aber auch das kann sich wieder ändern.

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