Sonntag, Oktober 13

Der Aktienwert des Konzerns hat sich seit März halbiert. Wer Tavares ersetzen wird, ist noch offen.

Der Autokonzern Stellantis hat einen Wechsel auf dem Chefposten angekündigt: Der CEO Carlos Tavares verlässt Stellantis per 2026, wie der Konzern am Freitag in einer Mitteilung schreibt. Nach einem Nachfolger werde bereits gesucht.

Stellantis ist ein Auto-Konglomerat und gehört neben Toyota, VW und Renault-Nissan zu den grössten Autounternehmen der Welt. Die Firma entstand 2021 durch die Fusion der französischen Firma Peugeot-Citroën mit Fiat Chrysler. Carlos Tavares hatte die Fusion selbst mit angetrieben, er galt als Star-CEO, als Aufräumer der Autoindustrie, Analytiker rühmten seine Führungsqualitäten. Er selbst bezeichnete sich als «Performance-Psychopathen», und prompt erreichte die Stellantis-Aktie Ende März mit 27 Euro ihren bisherigen Höchstwert.

Doch bereits Anfang Oktober musste Stellantis an der Börse eine Gewinnwarnung veröffentlichen. Die erwartete Gewinnmarge betrage 5,5 bis 7 Prozent, hiess es, zuvor wurde mit einem zweistelligen Prozentsatz gerechnet. Die korrigierte Marge wäre noch halb so hoch wie in den beiden Vorjahren. Derzeit kostet eine Aktie 12 Euro. Dass der Vertrag mit Tavares nicht verlängert wird, war deshalb erwartet worden.

Beim Verwaltungsrat in Ungnade gefallen

Medien hatten bereits im September berichtet, dass der Vertrag von Tavares nicht verlängert werde. Es hiess, Tavares sei beim Verwaltungsrat in Ungnade gefallen, der Verwaltungsratspräsident John Elkann suche bereits nach einem Nachfolger. Elkann ist Angehöriger der italienischen Familie Agnelli, die das Autounternehmen Fiat mitgegründet hatte und nun ein Grossaktionär von Stellantis ist.

In letzter Zeit bereitete vor allem das Geschäft von Stellantis in Nordamerika, wo der Konzern mit Marken wie Chrysler, Dodge, Jeep oder Ram vertreten ist, Schwierigkeiten. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erhöhte Stellantis in den USA die Preise stärker als die Konkurrenz. Es folgten hohe Lagerbestände, Abgänge, Absatzeinbrüche.

Stellantis reagierte zwar mit Rabatten, doch den Abwärtstrend am Markt konnte der Konzern damit bisher nicht korrigieren. Zudem gibt es Absatzprobleme in Europa. Und in China ist Stellantis kaum präsent.

Die Krise in der Autoindustrie betrifft nicht nur Stellantis. Der europäische Automarkt ist insgesamt geschrumpft. Auch VW musste die erwarteten Gewinne innert Monaten zweimal nach unten korrigieren. Doch kaum einen Konzern traf es härter als Stellantis.

Weitere Personalentscheide

Tavares ist Ingenieur, 2014 übernahm er die Führung des angeschlagenen Unternehmens Peugeot-Citroën und rettete es vor der Insolvenz. Unter Tavares wurde Peugeot-Citroën wieder erfolgreich, 2017 übernahm das Unternehmen die deutsche Marke Opel von General Motors. Tavares schaffte es, den defizitären Konzern Opel zu sanieren. Der Erfolg machte Tavares in der Branche und darüber hinaus bekannt.

Nun wird Stellantis den Vertrag mit Tavares, der im Januar 2026 ausläuft, nicht verlängern. Danach soll er in den Ruhestand treten, wie die Firma mitteilte.

Die Personalveränderungen treffen auch die Finanzchefin Natalie Knight, die von Doug Ostermann abgelöst wird, und den für Europa verantwortlichen Manager Uwe Hochgeschurtz. Die beiden müssen den Konzern per sofort verlassen. Der Chef der Marke Jeep, Antonio Filosa, wird zudem zusätzlich das gesamte Tagesgeschäft in Nordamerika führen. Die Zukunft des bisherigen Nordamerika-Chefs Carlos Zarlenga ist offen.

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