Mittwoch, Oktober 9

Das britische Herzogspaar ist auf Einladung der Vizepräsidentin in Kolumbien unterwegs. Die mediale Aufmerksamkeit können alle Beteiligten gut gebrauchen.

Die kolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez kannte das Herzogspaar Harry und Meghan bis vor kurzem noch nicht. Die Netflix-Dokumentation über den Abschied des Paares vom Königshof hat sie so bewegt, dass sie die beiden kurzerhand nach Kolumbien einlud, wie sie bekanntgab.

Dort sind Harry und Meghan nun für vier Tage unterwegs. Es ist kein Staatsbesuch, keine Reise mit königlichem Protokoll. Die beiden nehmen keine offiziellen Termine mehr wahr für das Königshaus.

Das Programm in Bogotá, Cartagena und Cali ist ebenso umfangreich wie diffus: Das Paar besucht Schulen und soziale Einrichtungen. Beispielsweise ist ein Treffen mit dem kolumbianischen Team für die Invictus Games vorgesehen. Das sind von Prinz Harry ins Leben gerufene Wettkämpfe für kriegsversehrte Soldaten, deren nächste Austragung im Februar 2025 in Kanada stattfinden wird.

Die Vizepräsidentin bekommt immer wieder Morddrohungen

Weiter soll es Gespräche über Cybermobbing, Internetsicherheit und psychische Gesundheit geben – alles Themen, mit denen sich auch die Archewell Foundation des Herzogspaars in Kalifornien beschäftigt. «Frauen, die heute in der Welt Politik machen, sind in den sozialen Netzwerken einem hohen Mass an Gewalt ausgesetzt», sagte die Vizepräsidentin Márquez. Cybermobbing, Hass in sozialen Netzwerken oder Gewaltausbrüche beträfen zudem vor allem Kinder und Jugendliche.

Die Vizepräsidentin wird nicht nur im Netz angefeindet. Immer wieder erhält sie Morddrohungen. Erst kürzlich wurde ein Anschlag auf ihre Familie vereitelt. Sie ist die erste schwarze Politikerin in dieser Position. Die 42-jährige Afrokolumbianerin ist im Kabinett von Präsident Gustavo Petro auch Ministerin für Gleichstellungsfragen. Bekannt wurde sie durch ihren Einsatz für Frauenrechte, für die afrokolumbianische Minderheit und durch ihr Engagement gegen illegalen Bergbau.

Es scheint, als sei der Besuch für alle Beteiligten eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal ins Gespräch zu bringen. So ist die Vizepräsidentin zwar eines von nur drei Kabinettsmitgliedern, die nach zwei Jahren Regierungszeit von der ursprünglichen Ministerriege übrig geblieben sind. Doch ihr Auftritt ist blass. Gerade hat das Verfassungsgericht entschieden, dass ihr Gleichstellungsministerium wegen formaler Fehler bei seiner Einrichtung ab 2026 wieder abgeschafft werden muss.

Márquez bleibt wenig Raum, um sich zu profilieren: Denn der ebenso impulsive wie umtriebige Präsident Gustavo Petro zentriert die gesamte Politik auf sich und regiert über die sozialen Netzwerke. 38 Minister hat er bereits verschlissen. In den verbleibenden knapp zwei Jahren will er noch vier grundlegende Reformpakete zu Renten, Bildung, Arbeitsrecht und Landreform durch den Kongress bringen.

Doch weder Petro noch seine Vizepräsidentin kommen in den Umfragen gut weg. 62 Prozent der Bevölkerung lehnen den 64-jährigen Präsidenten ab. Etwa die Hälfte der Befragten halten Márquez für ungeeignet für ihr Amt. Deshalb kann Márquez die Aufmerksamkeit der Medien gut gebrauchen – auch wenn sich die britische Presse mehr für den Besuch interessiert als die kolumbianische. In London schäumen die Medien, weil Harry kürzlich einen Besuch in England mit Verweis auf die mangelnde Sicherheit seiner Frau abgelehnt haben soll, nun aber einen Besuch im gewalttätigen Kolumbien für unproblematisch hält.

«Harry und Meghan bilden eine stilvolle Einheit»

Auch das Herzogspaar könnte ein paar positive Nachrichten gebrauchen. Neben dem geplanten Engagement bei Netflix und Spotify, eigener Parfumlinie und Coaching für Frauen kommen seine Aktivitäten nicht recht voran. Auch die Stiftung Archewell hat nach vier Jahren noch kein klares Profil.

Da sorgt die Kolumbien-Reise von Meghan und Harry für deutlich angenehmere Kommentare: «Beim ersten öffentlichen Auftritt kann das Paar vor allem mit seinem Look punkten», heisst es in der deutschen Promi- und Adelszeitschrift «Gala»: «Beim gemeinsamen Auftritt zeigt sich das Paar als stilvolle Einheit.»

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