Dienstag, Januar 14

Die Pestalozzi-Anlage bei der Bahnhofstrasse soll «naturnaher» werden. Vogelschützer bleiben skeptisch. Sie fürchten um Nistplätze der Spatzen in der Innenstadt.

Die Pestalozzi-Wiese an der Zürcher Bahnhofstrasse erhält einen frischen Auftritt. Am Dienstag beginnen die Bauarbeiten, die der einzigen Grünfläche der Innenstadt ein ganz anderes Bild verleihen sollen. «Naturnah» soll es sein, wie das städtische Tiefbauamt im vergangenen Frühling kommunizierte.

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Konkret bedeutet das: Auf der Seite zum Brannhof hin, wo im Sommer 2024 eine provisorische Blumenwiese blühte, werden zusätzliche Bäume gepflanzt: Zerreiche, Ungarische Eiche und Kirschapfel sollen die «teuerste Wiese» von ganz Zürich aufwerten. Die Wege in dem Stadtpärklein werden gekiest, die Sitzbänke werden erneuert, zusätzlich zu den im vergangenen Jahr bereits platzierten Baumstämmen (zum Sitzen) werden weitere Sitzgelegenheiten geschaffen, wie es in einem Dokument des Tiefbauamts von Anfang Januar heisst.

Feindbild Kirschlorbeer

Die Schwarzkiefer mit dem prägenden schiefen Stamm auf der Wiese wird stehenbleiben, ebenso die Japanischen Schnurbäume zur Bahnhofstrasse hin und die beiden Eichen vor dem Globus-Warenhaus.

Den immergrünen Hecken auf der Anlage hingegen wird es ab Dienstag an den Kragen beziehungsweise die Wurzel gehen. Der Buchsbaum, der das Pestalozzi-Denkmal umrankt, aber auch die Eibenhecken, Zwergmispeln und der stattliche Kirschlorbeer bei der Schweizergasse sind im Konzept des Tiefbauamts nicht mehr gefragt. Der Kirschlorbeer erst recht nicht, da ihn das Bundesamt für Umwelt im September auf die schwarze Liste invasiver Neophyten gesetzt hat, die es auszurotten gelte hierzulande.

«Das wird die Wohnungsnot der Spatzen verschärfen»

Die dichten Sträucher werden durch einheimische, bunt blühende Pflanzen wie Zimt- und Hundsrosen, Pfaffenhütchen oder Holunder ersetzt. Das Problem, zumindest aus Sicht von Vogelschützern: Ohne Kirschlorbeer und Buchsbaum auf der Pestalozzi-Wiese verlieren die Spatzen in der Innenstadt einen wichtigen Nistplatz.

Simon Kälin-Werth, Gemeinderat der Grünen und Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Meise Zürich 2, sagte im vergangenen Jahr zur NZZ: «Ich halte es für eine Sünde, die Hecken zu entfernen. Das wird die Wohnungsnot der Spatzen in der Stadt Zürich gravierend verschärfen.»

Doch jetzt dürfte den Vögelchen der Pestalozzi-Wiese nicht mehr viel übrigbleiben, als ein neues Zuhause zu suchen. Der Vogelschutzverein verzichtete aus rechtlichen Überlegungen darauf, Rekurs gegen das Bauvorhaben einzulegen. Kälin-Werth sagt: «Ich halte das Projekt weiterhin für übertrieben.» Nach Angaben des Tiefbauamts dauern die Arbeiten bis Ende April. Die Kosten belaufen sich auf knapp 1 Million Franken.

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