Dienstag, Oktober 8

Das Schweizer Radio und Fernsehen habe zu Unrecht auf die Berichterstattung verzichtet, so die Ombudsstelle. Die Redaktion verweist auf die Programmautonomie.

Als im Frühjahr die Corona-Protokolle des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) öffentlich wurden, hat das SRF auf eine Berichterstattung verzichtet. Bei der Ombudsstelle von SRF gingen damals zahlreiche Beschwerden ein. Es sei unverständlich, weshalb das SRF die Protokolle nicht thematisiere.

Die Ombudsstelle hat sich im Anschluss mit dem Fall beschäftigt und kommt zum Schluss: SRF hat einen Fehler gemacht. Die Redaktion hätte über die Corona-Protokolle berichten müssen. So steht es in einem Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde.

Grosse Diskussion um die RKI-Files

Das Robert-Koch-Institut ist in Deutschland zuständig für die Überwachung von Infektionskrankheiten. Während der Corona-Pandemie hat es Daten zu Covid-19 erfasst und Empfehlungen an die deutsche Regierung ausgesprochen.

Ende März musste das RKI Protokolle aus den Sitzungen des Corona-Krisenstabs veröffentlichen. Dies, weil das Onlinemedium Multipolar unter Berufung auf das Gesetz für Informationsfreiheit erfolgreich geklagt hatte. Es handelt sich dabei um Material im Umfang von 2000 Seiten.

Die Aufregung rund um die Corona-Protokolle war gross. In Deutschland, aber auch in der Schweiz. Viele Schweizer Medien berichteten, auch die NZZ. Das Brisante: Die Protokolle waren zum Teil geschwärzt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, wie das RKI sagte. Doch die geschwärzten Stellen führten zu zahlreichen Mutmassungen und Interpretationen. An einer Stelle etwa konnte der Eindruck entstehen, das RKI habe Anweisungen durch die Politik erhalten und befolgt. Träfe das zu, wäre das Forschungsinstitut nicht unabhängig gewesen.

SRF verteidigt sich

Das SRF schreibt zum Entscheid der Ombudsstelle, die Redaktion sei in der Themenwahl frei. Worüber man berichte, werde nach Kriterien der Relevanz und des Publikumsinteresses entschieden. Die RKI-Protokolle seien in der Redaktion diskutiert worden. Die Entscheidung, nicht über die Protokolle zu berichten, sei richtig gewesen, weil die Entscheide des deutschen Krisenstabs keinen Einfluss auf die Covid-Massnahmen in der Schweiz gehabt hätten. Und weil in den Protokollen kaum neue Erkenntnisse gestanden hätten.

Die Ombudsstelle sieht das anders. Sie schreibt, die Protokolle hätten ein breites Medienecho ausgelöst. Nur weil kaum Erkenntnisse in den Protokollen zu finden seien, negiere das nicht die Brisanz des Themas. Ausserdem habe sich die Schweizer Regierung sehr wohl auf Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts berufen. Das Institut beeinflusste indirekt also auch den Umgang mit der Pandemie in der Schweiz. SRF hätte über die Protokolle berichten müssen, so die Ombudsstelle.

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