Dienstag, Januar 21

Brendan Mcdermid / Reuters

Die Verlegung der Amtseinführung nach drinnen bedeutet für Trump weniger Prunk, keine Parade und vor allem keine Gelegenheit, sich mit den Rekord-Zuschauerzahlen von Barack Obama zu messen.

Die Amtseinführung der amerikanischen Präsidenten findet traditionell unter freiem Himmel statt. Doch heute sinken die Temperaturen in Washington DC unter den Gefrierpunkt. Wegen der eisigen Kälte verlegte Trump die Zeremonie in die Rotunde des Capitols. Er wolle Zuschauer und Gäste schützen, so begründete er die Massnahme auf Truth Social.

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Während ausgewählte Gäste der Zeremonie im Capitol beiwohnen, werden alle anderen Zuschauer die Übertragung der Inauguration im Fernsehen oder in der nahegelegen Capital One Arena verfolgen. Auch die traditionelle Parade vom Capitol ins Weisse Haus entlang der Pennsylvania Avenue wurde abgesagt.

Üblicherweise kann das Publikum die Inauguration eines Präsidenten von der National Mall aus verfolgen. Die grosse Promenade zwischen Capitol und Lincoln Memorial bietet Platz für mehrere hunderttausend Menschen. Die Capital One Arena, die normalerweise für grosse Sport- und Entertainment-Veranstaltungen genutzt wird, fasst hingegen bloss 20 000 Zuschauer.

Die Verlegung der Amtseinführung hat somit weitreichende Folgen für die Anzahl Zuschauer – ein Thema, das nach Trumps erster Amtseinführung hitzig diskutiert wurde.

Kontroverse um Zuschauerzahlen bei Trumps erster Amtseinführung

Die Debatte über die Zuschauerzahl entbrannte am Morgen nach Donald Trumps erster Amtseinführung im Januar 2017. Der frisch vereidigte Präsident zeigte sich unzufrieden: Verschiedene Medienberichte wiesen darauf hin, dass die Menschenmenge bei seiner Inauguration deutlich kleiner war als die von Barack Obama im Jahr 2009. Trump fühlte sich provoziert und forderte die Organisatoren in einem Telefonat auf, alternative Aufnahmen bereitzustellen, die ein vorteilhafteres Bild der Veranstaltung zeichnen sollten.

Am nächsten Tag trat sein Pressesprecher Sean Spicer vor die Medien und erklärte: «Das war das grösste Publikum, das jemals einer Amtseinführung beigewohnt hat – Punkt.» Diese Aussage sollte später als Paradebeispiel für die «alternativen Fakten» der Trump-Präsidentschaft gelten.

Ein direkter Bildvergleich von Live-Aufnahmen der Inaugurationen zeigt die Momente, in denen die beiden neuen Präsidenten eingeschworen wurden. Während Obamas Inauguration von einer dichten Menschenmenge auf der gesamten National Mall geprägt war, sind auf den Aufnahmen von Trumps Zeremonie deutlich weniger Zuschauer zu sehen.

Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2024 entstand erneut eine Kontroverse um die Grösse der Menschenmengen bei Wahlkampfveranstaltungen. Während sich das Lager von Kamala Harris wiederholt über die angeblich schwindende Menge von Besuchern bei Trumps Auftritten lustig machte, behauptete Trump, Harris bezahle ihre Zuschauer für die Teilnahme an ihren Veranstaltungen. Beweise für diese Aussage lieferte er jedoch nicht.

Irreguläre Amtseinführungen von Reagan bis Biden

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Amtseinführung wetterbedingt nach drinnen verlegt werden muss. Bereits 1985 fand die Zeremonie von Ronald Reagan aufgrund extremer Kälte in der Rotunde des Capitols statt. Der prunkvolle Saal direkt unter der Kuppel des Capitols dient normalerweise kleineren feierlichen Zeremonien und Ehrungen.

Zwar fand die Amtseinführung von Joe Biden im Januar 2021 wie gewohnt unter freiem Himmel auf der National Mall statt, doch sie stand vor anderen Herausforderungen. Die Zeremonie fiel mitten in die Covid-19-Pandemie und wurde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen abgehalten, die nach dem Sturm auf das Capitol am 6. Januar ergriffen worden waren.

Statt der üblichen Menschenmengen säumten Tausende von Flaggen die weiten Flächen der National Mall. Sie symbolisierten all jene, die aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände nicht persönlich anwesend sein konnten. Doch vielleicht war genau dies die Chance für Biden – und nun auch für Trump –, den Fokus auf die inhaltlichen Aspekte der Amtseinführung zu richten und weniger auf die Grösse des Publikums.

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