Freitag, Dezember 27

Ätherische Öle in Wintergewürzen sind ein Segen für die Gesundheit. Doch Vorsicht: In zu grossen Mengen können manche von ihnen auch Halluzinationen und Leberschäden verursachen.

Zimt, Anis, Gewürznelke, Kardamom und Muskatnuss: Fünf Gewürze, die Weihnachten verheissen. Ihr Geruch und Geschmack sind typisch für die Winterzeit – und ihre ätherischen Öle haben positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Aber Vorsicht: In zu grossen Mengen schaden manche enorm.

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Weihnachtsgebäck, Glühwein und Punsch wären nur halb so wohlschmeckend, wenn Zimt fehlen würde. Sein Duft kommt insbesondere vom Zimtaldehyd, dem Hauptbestandteil des Zimtöls, das in dem Gewürz enthalten ist. Und dieses Zimtaldehyd wird in der Fachliteratur auch ständig genannt, wenn es um die positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Zimt geht.

Zimtaldehyd hemmt bestimmte Enzyme, die an der Produktion entzündungsfördernder Stoffe beteiligt sind und wirkt so antientzündlich. Forscher haben zudem beobachtet, dass Zimtaldehyd die Zellwände und Membranen verschiedener Bakterienarten schädigt. Es zerstört auch Pilze und schränkt das Wachstum von Viren ein, zum Beispiel vom Influenzavirus. Sogar das Wachstum von Krebszellen kann Zimtaldehyd hemmen. Es gibt allerdings keine Erkenntnisse aus Untersuchungen am Menschen, die Erkenntnisse stammen aus Laborstudien. «Man darf Zimt auf keinen Fall mit einem Antibiotikum oder einem Krebsmedikament verwechseln», sagt denn auch Robin Teufel, Professor für pharmazeutische Biologie an der Universität Basel. Ob das Krebswachstum auch im menschlichen Körper durch Zimt gehemmt werden könne, sei unklar. «Was ich aber durchaus unterschreiben würde: Zimt kann dazu beitragen, Krankheitserreger im Mund- und Halsbereich zu reduzieren», sagt der pharmazeutische Biologe. Aber die Wirkung sei eingeschränkt, Wunder dürfe man nicht erwarten.

Auch für seine lindernde Wirkung bei Magen-Darm-Beschwerden ist Zimt bekannt. «Das ätherische Öl entspannt die glatte Muskulatur im Dünndarm. Dadurch werden krampfartige Beschwerden gemildert», erklärt Robin Teufel. «Ein möglicher Wirkmechanismus ist, dass Bestandteile solcher Öle die Kalziumkanäle der glatten Muskelzellen im Darm blockieren.» Kalzium regt die Muskeln an. Gelangt weniger davon in die Muskelzellen, krampfen sie nicht.

Bei Husten wirke das Gewürz schleimlösend, sagt der pharmazeutische Biologe. «Ätherische Öle regen beispielsweise das Flimmerepithel in den Atemwegen an.» Das Flimmerepithel kann man sich wie einen Teppich aus beweglichen Härchen vorstellen. Mit wellenförmigen Bewegungen transportiert es Bakterien, Staubpartikel und andere Eindringlinge in Richtung Rachen und damit nach aussen.

Seit einigen Jahren wird darüber hinaus an der blutzuckersenkenden Wirkung von Zimt geforscht. «Es gibt Hinweise, dass Zimtextrakte die Glukoseaufnahme ins Fett- und Muskelgewebe erhöhen können», sagt Robin Teufel. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Doch bis anhin gibt es erst wenige Forschungsergebnisse, die teilweise widersprüchlich sind.

Es brauche mehr und bessere Forschung zu der Frage, ob und wie Zimt Diabetikern helfen könne, schreibt deshalb etwa das NIH, eine Behörde für biomedizinische Forschung des amerikanischen Gesundheitsministeriums. Und auch Robin Teufel sagt: «Es scheint einen positiven Effekt auf den Blutzucker zu geben, aber es sind noch viele Fragen offen. Auf keinen Fall sollten die Leute anfangen, löffelweise Zimt zu essen, denn zu viel kann schädlich sein – und das ist erwiesen.»

Das Problem am Zimt: Der Inhaltsstoff Cumarin kann dem Menschen gefährlich werden. Nimmt man zu viel davon auf, kann es zu Leberschäden kommen. Besonders viel Cumarin enthält Cassia-Zimt, der üblicherweise im Handel erhältlich ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, täglich nicht mehr als 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen. Da ein Gramm Cassia-Zimt durchschnittlich 3 Milligramm Cumarin enthält, sollte eine 60 Kilogramm schwere Person maximal 2 Gramm Zimt pro Tag konsumieren.

Fachleute empfehlen, den teureren Ceylon-Zimt zum Würzen zu verwenden. Er enthält kaum Cumarin. Ceylon-Zimtstangen sind daran zu erkennen, dass sie aussehen wie aufgerollter Blätterteig.

Eine antimikrobielle Wirkung, schleimlösende Eigenschaften und erste Hilfe bei Magen-Darm-Beschwerden: Dieses Trio aus positiven Eigenschaften gilt nicht nur für Zimt, sondern für alle hier vorgestellten Gewürze. «Diese Wirkungen sind typisch für viele ätherische Öle, die in den Weihnachtsgewürzen vorkommen», sagt Robin Teufel. Oft wird Anis gemeinsam mit Fenchel und Kümmel bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt – und auch in Erkältungstees ist er häufig enthalten.

Sollte man Anis oder Sternanis zum Würzen verwenden, um die positiven Wirkungen zu erzielen? Tatsächlich handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Pflanzen. Anis stammt aus dem europäischen Raum, Sternanis ist eine tropische Pflanze. «Aber obwohl sie nicht nah miteinander verwandt sind, ähneln sich ihre ätherischen Öle», sagt Robin Teufel. Man könne beide Gewürze in gleicher Weise einsetzen.

In der Weihnachtszeit wird Kardamom häufig verwendet, um Lebkuchen zu würzen. Aber wie steht es um seine Wirkung auf die Gesundheit?

Das ätherische Öl des Gewürzes wirkt sich wie jene der anderen Weihnachtsgewürze positiv auf die Verdauung und bei Erkältungskrankheiten aus und ist antimikrobiell. Zudem wird unter Forschern etwa eine blutdrucksenkende Wirkung von Kardamom diskutiert. Doch die Studienlage ist begrenzt. Robin Teufel: «Es ist unklar, ob man Kardamom therapeutisch nutzen kann. Und derzeit wissen wir auch noch kaum etwas über mögliche negative Folgen, wenn man langfristig grössere Mengen an Kardamom zu sich nehmen würde.» In normaler Dosierung als Gewürz hält Teufel es für unbedenklich – und eher gesundheitsförderlich.

«Die Muskatnuss kann man durchaus auch kritisch sehen», sagt Robin Teufel. Komplett darauf verzichten müsse man nicht. Aufgrund des ätherischen Öls seien auch hier antimikrobielle Wirkungen zu erwarten, genau wie krampflösende Eigenschaften im Magen-Darm-Bereich. Und wer die Suppe damit leicht würze oder nur ein wenig Muskatnuss beim Backen verwende, habe nichts zu befürchten. «Aber aus pharmazeutischer Sicht spielt dieses Gewürz eine untergeordnete Rolle», sagt Teufel und verweist auf die möglichen negativen Auswirkungen des Muskatnuss-Konsums.

Sie treten auf, wenn man ungewöhnlich viel davon zu sich nimmt. Aus Versehen wird man dieses Gewürz kaum überdosieren. Aber wer sich – warum auch immer – ein oder zwei Teelöffel des Gewürzes innerhalb kurzer Zeit einverleibt, «muss bereits mit Halluzinationen, teilweise schweren Nebenwirkungen und einem ziemlich fiesen Kater danach rechnen», sagt Teufel. Die Menge entspreche etwa einer Muskatnuss. Die beschriebene Wirkung liege am Myristicin, einem Bestandteil des ätherischen Öls der Muskatnuss. In der Leber wird es in ein Amphetamin umgewandelt – und wirkt ähnlich wie Ecstasy. Versuche mit Mäusen legen zudem mögliche Leberschäden nahe. Harmlos ist ein Muskatnuss-Rausch also nicht.

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Rotkohl, Glühwein, Punsch, Saucen und Fleischgerichte gehören zu den klassischen Speisen und Getränken mit Gewürznelken. Sie verleihen aber nicht nur ein würziges Aroma, sondern werden auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt.

Gewürznelken sind vor allem bekannt für ihre betäubende Wirkung. Bei Zahnschmerzen hilft es, mit Wasser verdünntes Gewürznelkenöl auf die betroffene Stelle zu geben. Der Schmerz schwindet. Das liegt am Eugenol, dem Hauptbestandteil des ätherischen Öls aus der Gewürznelke. Es blockiert die Natriumionenkanäle in den Nervenzellen, so dass die Reizweiterleitung ans Gehirn gehemmt wird. Zu beachten ist, dass Eugenol die Haut reizen und Allergien auslösen kann. Und zu viele Gewürznelken schädigen die Leber. Wer das Gewürz in normalen Mengen zum Würzen einsetzt, muss sich aber keine Sorgen machen.

Darüber hinaus wirkt auch dieses Gewürz dank seinem ätherischen Öl gegen Keime, löst den Husten und lindert Verdauungsprobleme.

Zimt, Anis, Kardamom, Gewürznelke und Muskatnuss: Wundermittel sind sie nicht. Aber in den richtigen Mengen können sie die Gesundheit unterstützen. Das gilt übrigens nicht nur für die Weihnachtszeit. Auf Müsli, in Suppen oder Saucen schmecken sie das ganze Jahr lang.

Ein Artikel aus der «»

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