Samstag, Februar 22

Das deutsche Weingut Kühling-Gillot produziert in Rheinhessen einen hervorragenden Riesling. Der als Grosses Gewächs eingestufte Weisswein stammt aus der Lage Pettenthal und reift hervorragend. Dies hat eine Verkostung von 12 Jahrgängen gezeigt.

Ein Rebberg, der mich vom ersten Besuch an fasziniert hat und heute noch in Bann hält, ist der Rote Hang im deutschen Ort Nierstein. Der Name ist Programm: Roter Tonschiefer prägt diese Lage mit atemberaubend steilen Terrassen. Sie liegt im Anbaugebiet Rheinhessen, direkt am Rhein, was für ein besonderes und ideales Klima sorgt. Der Rote Hang mit seinem kargen Boden ist in verschiedene Parzellen unterteilt. Eine nennt sich Pettenthal, ist gut zwanzig Hektaren gross und mit einer Rebsorte bestockt: Riesling.

Zu den Besitzern dieses Filetstücks, das der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) als «Grosse Lage» einstuft, gehört das Weingut Kühling-Gillot. Da mich sein herausragender Wein aus dieser Herkunft seit je anspricht, habe ich seit 2010 alle Jahrgänge des trockenen Rieslings Pettenthal gesammelt – und vor kurzem in einer Vertikaldegustation im Zürcher Restaurant «Blaue Ente» das grosse Dutzend geöffnet – 2010 bis 2020 sowie den aktuellen 2023er.

Fazit der Verkostung

Kein Weisswein ist wirklich abgefallen. Er reift perfekt. Selbst der 2010er besitzt dank der stets präsenten Säure weiteres Potenzial. Die Lage des Rieslings ist klar erkennbar. Auffällig bei allen Crus, die im Holzfass ausgebaut werden: Fruchtige Aromen treten anstelle von Kräuter- und steinigen Noten stets in den Hintergrund. Zu den grossen Jahrgängen zählen 2020, 2017, 2015 und 2012. Und wahrscheinlich auch der noch sehr jugendliche, jetzt erhältliche 2023er.

Die Kurznotizen zu allen degustierten Jahrgängen:

  • Riesling Pettenthal 2023, Kühling-Gillot: noch sehr jugendlich, leicht reduktiv in der Nase, braucht Luft, nachher sehr vielschichtig, im Gaumen saftig, elegant, mineralisch, langanhaltend, grosses Potenzial, exzellenter Wein, noch fünf, sechs Jahre auf die Seite legen (85 Franken; peterkuhnweine.ch).
  • 2020: komplexe Aromatik, erste, dezente Reifetöne, dicht, gut integrierte Säure, sehr langer Nachhall, weiterhin viel Potenzial.
  • 2019: etwas verhaltenes Bouquet, würzig-mineralisch, eher schlank, geradlinig, gute Länge, Gaumen präsentiert sich schöner als Nase, braucht Luft.
  • 2018: mittelintensiver Duft in der Nase, präsente Säure, wirkt etwas kräftiger als andere Jahrgänge, aber nicht opulent, mittlere Länge.
  • 2017: einer der grossen Jahrgänge, erste Reifetöne in der Nase, frisch, finessenreich, komplex, salzig, sehr langes Finale, noch viel Potenzial.
  • 2016: farblich weniger fortgeschritten als 2017, mittelintensiver Duft, wirkt etwas weniger frisch, mittelschwer, gute Länge.
  • 2015: exzellenter Jahrgang, vielschichtiger Duft, in der Nase und im Gaumen mineralisch geprägt, elegant, schlank, aber mit viel Druck, spannungsreich, langanhaltend.
  • 2014: reif in der Nase, dezente Honignoten, im Gaumen mittelschwer, mittlere Säure, gute Länge, jetzt trinken.
  • 2013: goldgelbe Farbe, zuerst etwas verhalten in der Nase, nachher reife Töne, mittelschwer, mittlere Säure, gute Länge, jetzt trinken.
  • 2012: mittleres Gelb, vielschichtige Aromatik in der Nase, wirkt jugendlicher als die Jahrgänge 2013 und 2014, gute Säure, saftig, komplex, trinkbereit mit weiterem Potenzial, ein exzellenter Jahrgang.
  • 2011: gereiftes Bouquet, mineralische Noten, relativ kräftig, aber frisch dank guter Säure, gute Länge, weiteres Potenzial vorhanden.
  • 2010: goldgelb, reife Noten in der Nase, Honig, leicht Petrol, voller Körper, immer noch präsente Säure, mittelschwer, trinkbereit mit weiterem Potenzial.
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