Montag, Oktober 7


Weingut aus Umbrien

Das Weingut Lungarotti in Umbrien zählt zu den Pionieren in diesem Anbaugebiet. Vor 60 Jahren wurde der exzellente Lagenwein Rubesco Riserva Vigna Monticchio ins Leben gerufen. 1974 eröffnete die Familie ein bedeutendes Weinmuseum in Torgiano.

Zwei Ereignisse bleiben mir unvergesslich: Ferien in den Rebbergen von Umbrien und ein genialer Wein aus dem Jahr 1990, der einst hierzulande in der Magnumflasche verhökert wurde. Beides hat mit dem gleichen Weingut zu tun. Die Cantina Lungarotti besitzt nämlich schöne Unterkünfte für Gäste und produziert den Rubesco Riserva Vigna Monticchio. Ein Rotwein, den der visionäre Winzer Giorgio Lungarotti vor 60 Jahren zum ersten Mal abfüllte und der seither den Massstab für umbrische Spitzenweine setzt.

Es handelt sich um einen Lagenwein aus der besten Parzelle des Weinbergs Rubesco, die 300 Meter über Meer liegt und aus Ton- und Sandböden besteht. Der Vigna Monticchio ist der einzigartige Ausdruck dieses Terroirs und der Traube, die dort wächst. Sangiovese bildet die Grundlage, heute vollständig, bis 2008 zu 70 Prozent, ergänzt mit 30 Prozent Canaiolo.

Der Lungarotti-Wein ist nie explosiv oder laut, sondern vielmehr tiefgründig, strukturiert, intensiv, finessenreich – und alterungsfähig. All diese Eigenschaften gelten auch für den aktuellen, grossartigen Jahrgang 2018 (59 Franken; www.moevenpick-wein.com). Er zeigt ein komplexes, intensives Bouquet, ist mittelschwer, finessenreich, besitzt viel reifes Tannin und eine gute Säure und endet mit einem langen Abgang. Der Wein reift in grossen Holzfässern und Barriques.

Die engagierte Weinfamilie – jetzt ist die zweite Generation mit Chiara Lungarotti am Ruder – arbeitet auch in kultureller Hinsicht pionierhaft. 1974 wurde in Torgiano ein bedeutendes Weinmuseum eröffnet, das über 3000 Ausstellungsstücke zeigt. Mehr als 10 000 Personen finden jährlich den Weg dorthin. Wir haben die Winzerin Chiara Lungarotti gefragt, was sie antreibt.

Was war die Vision des Rubesco Riserva Vigna Monticchio?

Mein Vater Giorgio fokussierte sich vor allem auf zwei einheimische Rebsorten, Sangiovese für die Roten, Grechetto für die Weissen. Er war vom Burgund inspiriert und erkannte frühzeitig, dass der Rebberg Rubesco ein spezielles Terroir darstellt. Dank seiner Vision wurde eine spezielle Parzelle separiert, auf der nun seit 60 Jahren dieser lagerfähige Lagenwein wächst.

Welches waren die bedeutendsten Jahrgänge?

Das ist schwierig zu sagen. 1974 gehört gewiss zu meinen Favoriten. Er präsentiert sich noch heute in sehr guter Form. 1997 ist ebenfalls ein exzellenter Jahrgang. Als speziell bezeichne ich zudem den 2000er: Es handelt sich um den ersten Jahrgang, den die zweite Generation unter meiner Leitung verantwortet hat. Der Wein besitzt viel Identität, ist reichhaltig und hat ein elegantes Profil. Der Vigna Monticchio wird nur in aussergewöhnlichen Jahren produziert.

Heute besteht der Wein vollständig aus Sangiovese. Was macht diese Rebsorte einzigartig?

Sangiovese ist eine charaktervolle Rebsorte und schafft es, die Herkunft perfekt im Wein auszudrücken. Unsere strukturierten Weine besitzen eine Frische, eine schöne Frucht, sind körperreich, aber nie opulent. Das Geheimnis von Torgiano, wo sich die Rebberge befinden, besteht in den unverwechselbaren Böden. Im unteren Teil des Hügels ist der Boden vor allem sandig. Je höher man geht, desto steiniger wird das Terroir. Es ist ein perfekter Tanz zwischen Ton und Kalkstein.

Warum hat Lungarotti ein Weinmuseum eröffnet?

Die Idee hatte mein Vater auf seinen vielen Reisen durch andere Weinanbaugebiete. Es war dann meine Mutter Maria Grazia, eine Kunsthistorikerin, welche das Projekt verwirklicht hat. Sie investierte viel Zeit und betrachtete das Museum wie ein eigenes Kind. Heute ist es eine bedeutende Sammlung von mehr als 3000 Ausstellungsstücken, archäologischen Funden, Werkzeugen für die Arbeiten im Rebberg und im Keller, Keramik-Weinbehältern, Kunstwerken bedeutender Künstler wie Picasso. Die Bilder stammen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert.

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