In Sachen Weiss zählt Assyrtiko zu den hochwertigsten Rebsorten des Landes, vor allem dann, wenn sie auf der Vulkaninsel Santorin wächst. Dies hat eine Degustation eindrücklich gezeigt.
Die griechische Insel Santorin ist der Traum vieler Touristen und Touristinnen. Im Sommer wird sie derart überrannt, dass man am besten davon absieht, zu jener Zeit Ferien zu buchen. Nicht nur die Landschaft macht die Attraktivität aus. Auf Santorin wird auch Weinbau betrieben. Angepflanzt werden vorwiegend weisse Sorten. Beispielsweise Assyrtiko, die rund 70 Prozent der gesamten Rebfläche von 1200 Hektaren einnimmt.
Die Dominanz kommt nicht von ungefähr. Die hochwertige Traube besitzt die Fähigkeit, auch in diesem heissen Klima eine gute Säure zu entwickeln. Sie ist extrem widerstandsfähig. Ihr hartes Holz schützt Assyrtiko zudem gegen die starken Winde in der Ägäis. Aus der Sorte entstehen im Idealfall ausdrucksstarke, kräftige, intensive Weine, die jedoch nie opulent oder breit wirken. Ganz im Gegenteil: Dank der Säure wirken die Gewächse überaus frisch und sind durch einen mineralischen Charakter geprägt. Den Vulkanböden sei Dank.
Zu den wohl besten Assyrtiko-Produzenten auf der Insel gehört Estate Argyros. 1903 gegründet, ist es eines der ältesten Weingüter Santorins. 130 Hektaren Rebberge gehören dazu, die biologisch, in gewissen Parzellen gar biodynamisch bearbeitet werden. Das grösste Kapital sind Rebstöcke, die teilweise über hundert Jahre alt sind. Dementsprechend klein sind die Traubenerträge. Eine kürzlich durchgeführte Degustation in Zürich hat die Qualität der Weissweine von Argyros unterstrichen.
Schon der Einstiegswein ist eine Offenbarung
Der Assyrtiko 2023 überzeugt mit einer intensiv-mineralischen Aromatik, ist im Gaumen trocken, mittelschwer, frisch, elegant, saftig, komplex und endet leicht salzig im relativ langen Nachhall. Gärung und Reifung erfolgen im Stahltank. Der Wein liegt zwischen drei und sechs Monaten auf der Feinhefe, bis er abgefüllt wird. Dass der Weisswein über ein sehr gutes Lagerungspotenzial verfügt, hat der 2017er bewiesen, der sich immer noch jugendlich und mit präsenter Säure darstellt.
Neben dem Assyrtiko füllt Estate Argyros noch verschiedene Cuvées ab. Herausragend ist das Cuvée Evdemon 2019, dessen Assyrtiko-Trauben aus zwei biodynamisch bearbeiteten Parzellen stammen. Der Ausbau erfolgt für dreissig Monate grösstenteils im Stahltank. Ein Viertel des Weins reift in sechs Jahre alten französischen Tonneaux von 500 Litern. Das Resultat ist ein gehaltvoller, komplexer, spannungsreicher Weisswein mit einer genialen Säure, Mineralität und einem langen Finale. Am besten eignet er sich zu Meeresfischen und -früchten.
Schliesslich ergänzen Süssweine das Portfolio von Argyros. Sie können unendlich lang reifen, wie der Vinsanto Late Release 1974 eindrücklich gezeigt hat.