Wo die kalte Jahreszeit in der Schweiz am schönsten ist: Sechs idyllische Rückzugsorte, die sich auch dann noch lohnen, wenn kein Schnee mehr liegt.
Hotel Bellevue des Alpes (BE)
Zeitreise mit unvergänglicher Sicht
Draussen eine prächtige Sicht auf Eiger, Mönch und auch auf die Jungfrau, wenn die Wolken nicht wären. Drinnen eine Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert: das Hotel Bellevue des Alpes auf 2061 m ü. M.
Wenn die letzte Zahnradbahn am frühen Abend ins Tal hinunterfährt, wird es hier oben ruhig. Es ist jetzt nur noch da, was schon immer da war: die Bergwände, der Wind und der Mond. Und gleich am Fuss der Berge liegt dieses alte Hotel, das mit der gleichen Gelassenheit hier steht wie Eiger, Mönch und Jungfrau. Im Foyer des «Bellevue des Alpes» wird nun das Kaminfeuer angezündet, man hört das Klacken der Billardkugeln und die leisen Stimmen der Gäste. Viele unterhalten sich auf Englisch.
Das war hier oben schon immer so. Seit der Wintertourismus hier im ausgehenden 19. Jahrhundert erfunden wurde und das Londoner Gesellschaftsmagazin «Tatler» einen eigenen Korrespondenten ins Hotel auf die Kleine Scheidegg schickte, um darüber zu berichten, was die feinen britischen Leute während der Skisaison so alles trieben.
Welches Jahr haben wir eigentlich? 1920? 1950? Auf einem viktorianischen Tischchen liegen Tageszeitungen, die einem die Gewissheit verschaffen, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist. Die Messingknäufe, Fauteuils, Teppiche, Radiatoren: Alles sieht aus wie vor hundert Jahren, original oder aufwendig restauriert.
Im holzgetäfelten Speisesaal gehen die Tischlämpchen mit den roten Stoffschirmen an, draussen tobt ein Sturm, und die Kellner in ihren weissen Jacken bringen die Teller mit Flädlisuppe, den Wein und später den Schokoladenkuchen. Nach dem Abendessen kann man sich in die Bar setzen – auf den gleichen Ledersessel, auf dem möglicherweise schon Clint Eastwood sass, als er hier oben 1975 den Film «The Eiger Sanction» drehte. An den Wänden hängen Fotografien von früher, eines von der Französin Catherine Destivelle, die die Eigernordwand als erste Frau bezwang. Man kann sich hier Abenteuergeschichten erzählen, bis man müde wird.
Eine knarrende Wendeltreppe führt hinauf zu den Zimmern, auf den Nachttischen stehen Telefone mit Wählscheiben, einige der Badewannen in den Zimmern haben Metallfüsse. Das Doppelbett ist altmodisch, ein kleiner Graben trennt die Matratzen, aber die Decken sind flauschig. Es gibt Gäste, die auf über 2000 Metern nicht gut einschlafen können. Aber das macht nichts. Die Eigernordwand könnte man sich durch das Zimmerfenster die ganze Nacht anschauen.
Flurin Clalüna
Hotel Bellevue des Alpes, Kleine Scheidegg (BE)
Doppelzimmer für zwei Personen mit Frühstück und 4-Gang-Abendessen ab 500 Franken
Wintersaison bis 7. April 2024
Sommersaison vom 27. Juni bis 15. September 2024
Kommende Wintersaison vom Dezember 2024 bis April 2025
Reservierung: 033 855 12 12, www.scheidegg-hotels.ch
Hotel Fex (GR)
Alles fehlt, was Glück mindert
Verzaubert mit rustikaler Eleganz und dem stillen Charme der Bergwelt: das Hotel Fex auf 2000 m ü. M.
Nachmittags um halb fünf sinniere ich über das Gegenteil. Ich sitze an einem Tischchen in der Hotelbar, vor mir ein Bergkräutertee und eine Schale mit hausgemachten Guetzli. Während die Kälte der Winterwanderung aus meinem Körper weicht, färbt der Abend die Landschaft vor den hohen Fenstern blau. Die Tannen biegen sich unter dem Schnee, an den Felsen glänzen Eiszapfen im letzten Licht, ein einsamer Langläufer gleitet vorbei, und ich frage mich: Was ist das Gegenteil dieser Glückseligkeit?
Ich liebe den Winter in den Bergen, doch meine Verzauberung ist flüchtig und fragil wie Schneeflocken. Sie zerschmilzt zu Pflotsch, sobald ich Apartmenthäuser sehe, kalt beleuchtete Schaufenster und Autos, die das Weiss zu Grau zermalmen. Und dann dieses Geräusch, das mich stets schaudern macht: Skischuhe auf Asphalt. Das Gegenteil meiner winterlichen Seligkeit ist kein Gefühl, sondern ein Ort – St. Moritz.
14 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Grauen und dem Glück. Ein Aufenthalt im Hotel Fex ist, als könnte man für ein paar Tage eine dieser Kugeln bewohnen, die man schüttelt, und schon wirbeln die Flocken. Der Zauber des autofreien Fextals liegt in der Abwesenheit von allem, was ihn zerstören könnte: Autos, hässliche Bauten, Skizirkus. Wer in die Kugel hinein will, muss zu Fuss, mit dem Hotelbus oder in einer Pferdekutsche anreisen, vorbei an versprengten Engadinerhäusern. Abfahrten oder Asphalt kommen in dieser Form von Winter nicht vor.
Auch im Hotel drin fehlt alles, was das Glück mindert, im Grossen wie im Winzigen. Die Möbel sind sorgsam ausgesuchte Antiquitäten statt Hotelleriemobiliar, auf den Böden liegen Holzriemen statt Spannteppiche. Den Speisesaal schmücken Blumensträusschen statt Kunstblumengestecke, auf dem Frühstücksbuffet stehen selbstgemachte Aprikosenkonfitüre und Butter von der benachbarten Alp statt in Alu verpackte Portiönchen.
Das Hotel Fex ist der glücklichste Ort, den ich in den vergangenen Jahren entdeckt habe. Dabei hätte seine Geschichte im Grauen enden können. Das Haus wurde nämlich ursprünglich in St. Moritz gebaut, um 1850. Fünfzig Jahre stand es dort, bis der Concierge es um die Jahrhundertwende kaufte, Stück für Stück ins Fextal transportierte und es hier wieder aufstellen liess. Dieser Mann namens Balthasar Arquint hätte einen Orden verdient, vielleicht in Form einer Schneeflocke.
Barbara Klingbacher
Hotel Fex, Fex (GR)
Doppelzimmer inkl. Halbpension ab 270 Franken
Wintersaison bis 1. April 2024
Sommersaison 20. Juni bis 20. Oktober 2024
Kommende Wintersaison vom 20. Dezember 2024 bis 21. April 2025
Reservierung: 081 832 60 00, www.hotelfex.ch
Grimsel Hospiz (BE)
Wer hierherkommt, will bleiben
Die stilvollen Zimmer im Alpinhotel sind im Flair der 1930er Jahre gehalten. Die Küche wurde mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet: das Grimsel Hospiz auf 1980 m. ü. M.
Ein stürmischer Winterabend kurz vor den Festtagen: Das Schneegestöber lässt einen den Stausee und die Berge des Grimselgebiets bloss erahnen. Doch hinter den hundertjährigen Steinmauern des Hospizes ist es still, nur das Feuer im Kamin knistert.
Knapp ein Dutzend Hotelgäste dinieren im Speisesaal, er ist mit warmem Arvenholz getäfert. Von Zeit zu Zeit entschwindet ein Gast mit der Chef de Service in den Weinkeller und kehrt mit einer ausgewählten Flasche im Arm zurück, als trüge er einen Pokal. Man grüsst sich, wünscht einen guten Appetit.
Das Hotel liegt so abgelegen, dass die Gesellschaft zu einer Art Schicksalsgemeinschaft wird: Ein Guide geleitet einmal täglich ab Innertkirchen Gäste durch die kilometerlangen Kraftwerkstollen im Grimselgranit und über eine Gondel bis zum Hospiz. Wer hier oben ankommt, kann nirgends hin. Im Hotel trifft klassisch-elegantes Interieur auf urchige und historische Räume. Das Gebäude wurde 1932 erbaut und definiert sogleich den Bewegungsradius für die Dauer des Aufenthalts – zumindest im Winter. An diesem Ort übernachtet nur, wer bereit ist, festzusitzen.
«Sind Sie auch hier, um den familiären Pflichten zu entkommen?», fragt eine ältere Dame. Sie ist mit ihrem Mann angereist. Manche sind hier, um dem Treiben der Festtage zu entkommen. Andere fliehen das Alleinsein. Wieder andere wollen ein paar Tage für sich verbringen: Senioren, allein reisende Geschäftsleute, verliebte Paare. Ihnen ist gemein: Sie suchen Abgeschiedenheit, aber keine Anonymität. Beinahe wähnt man sich in einem Roman von Agatha Christie: Man wäre nicht erstaunt, würde Hercule Poirot hereinspazieren und ein Delikt aufklären.
Das Alleinsein auf der Grimsel hat seinen Reiz: Roman Crkon bekocht die Hotelgäste im Winter mit 15 Gault-Millau-Punkten: Das täglich wechselnde Menu reicht von Fasanen-Consommé über Hirschfilet bis hin zu selbstgemachten Ravioli. Die Zimmer wurden 2010 im eleganten Stil der dreissiger Jahre renoviert.
Wem das Lesen vor dem Kamin zu eintönig wird, der nimmt den «kürzesten Wanderweg der Schweiz» unter die Füsse: eine Schneeschuh-Route direkt um das Hotel – keine 700 Meter lang. Wem das wiederum zu aktiv ist, der nutzt die Sauna und den Badebottich auf dem Vorplatz mit Blick auf die Bergkette des Berner Oberlandes.
Ein Kriminalfall à la Agatha Christie brauchte in diesen Tagen zwar nicht aufgeklärt zu werden. Dafür tat es das Wetter: Als der Morgen anbricht, ist der Nebel verschwunden, der Stausee spiegelt das Morgenrot.
Esthy Baumann-Rüdiger
Grimsel Hospiz, Guttannen (BE)
Doppelzimmer mit Frühstück ab 378 Franken
Wintersaison bis 31. März 2024
Sommersaison 8. Juni bis 20. Oktober 2024
Wintersaison 2024/25 fällt aus wegen Stauseeleerung
Reservierung: 033 982 36 11, www.grimselwelt.ch
Hôtel des Horlogers (VD)
Auszeit bei den Uhrmachern
Im Vallée de Joux hat die einheimische Uhrenmanufaktur Audemars Piguet ein avantgardistisches Vier-Sterne-Superior-Haus eröffnet, in dem niemand die Stunden zählt: das Hôtel des Horlogers auf 1063 m ü. M.
Ein Arbeitsleben ist lang. So lang, dass sich früher oder später die Frage nach einer Auszeit stellt. Mein Tipp als selbsternannter Experte: Bevor Sie die grosse Frage betreffend ein Sabbatical wälzen, sollten Sie es eine Nummer kleiner versuchen – mit einem Mini- oder noch einfacher mit einem Mikro-Sabbatical.
Nach eigener Definition dauert ein Mikro-Sabbatical exakt 24 Stunden. In meinem Selbstversuch beginnt es mittags um 12 Uhr in Yverdon-les-Bains, wo mich der Shuttle-Service am Bahnhof abholt. Kurz vor dem Col du Mont d’Orzeires fahren wir aus dem Nebel schnurstracks ins Sonnenlicht. Müsste man das Mikro-Sabbatical malen, wäre es das frisch verschneite Vallée de Joux an einem solchen prächtigen Wintertag.
Am Ende des dampfenden Lac de Joux, der sich gegen die Kälte wehrt, erreichen wir Le Brassus. Auf den ersten Blick wirkt das Waadtländer Dorf wie aus der Zeit gefallen. Die örtliche «Laiterie» könnte als Kulisse für einen Schwarz-Weiss-Film dienen. Ein erster Spaziergang durch das Dorf lehrt uns eines Besseren: Auf kleinstem Raum haben sich hier ein halbes Dutzend Manufakturen der weltweit renommiertesten Luxusuhren angesiedelt: Jaeger-Le Coultre, Patek Philippe, Breguet, Blancpain – die Firmennamen an den Fabrikgebäuden erinnern allesamt an die Inserateseiten eines Hochglanzmagazins.
Auch Audemars Piguet hat ihren Sitz in Le Brassus, es ist die älteste Uhrenfirma, die sich bis heute im Besitz der Gründerfamilien befindet.
Das Faszinosum von Hightech in ruraler Umgebung strahlt auch das Hôtel des Horlogers aus, das Ziel meines 24-Stunden-Sabbaticals. Hier hat das New Yorker Büro des dänischen Architekten Bjarke Ingels ein architektonisches Unikum in den Hang des Waadtländer Bergdorfes gebaut.
Der Hotelkomplex verblüfft mit einer Zickzack-Struktur, die für den Gast auch im Innern manche Überraschung bereithält. Sämtliche Zimmer, durchwegs mit dem Minergie-Eco-Label zertifiziert, öffnen den Blick weit ins unverbaute Tal und zum sagenumwobenen Märchenwald Le Risoud. Das ehemalige Hôtel de France wurde vor einigen Jahren von der neuen Besitzerin, Audemars Piguet, standesgemäss umgebaut: Dank seiner raffinierten Architektur schmiegt sich der mächtige Bau unauffällig an den Dorfrand von Le Brassus.
In diesem mächtigen Raumschiff, das sich so sanft anfühlt, kehrt alsbald Ruhe ein – das Mikro-Sabbatical entfaltet seine Kraft.
Die Küche ist auf höchstem Niveau, sie geniesst die Empfehlung eines französischen Drei-Sterne-Kochs. Verwendet werden weitgehend lokale Produkte aus der Umgebung oder dem hoteleigenen Obst- und Gemüsegarten. Allein schon der Einstieg ins späte Mittagsmenu ist ein seltener Genuss: Das ofenwarme Brot ist hausgemacht mit einer auserlesenen Mehlmischung der Mühle von Yverdon, die Butter stammt vom benachbarten Bauernhof der Familie Hauser. «Von jedem Lebensmittel, das bei uns auf den Tisch kommt, weiss ich, woher es stammt», sagt der Hoteldirektor André Cheminade, der sich hinzugesellt hat.
Nach einem Abstecher in den Wellnessbereich mit dazugehöriger Massage, einem wunderbaren Diner in der Brasserie «Le Gogant» und viel tiefem Schlaf mit anschliessendem Morgenspaziergang in der verschneiten Ebene vor dem Hotel lädt mich der Shuttle-Service am nächsten Tag Punkt 12 Uhr am Bahnhof in Yverdon-les-Bains wieder ab. Am Steuer sitzt der Hoteldirektor höchstpersönlich, der mir auf dem Weg noch einen besonders lauschigen Ort am Lac de Joux gezeigt hat.
Nach exakt 24 Stunden packt mich die Lust, den nächsten Besuch ins Vallée de Joux zumindest von einem Mikro- zu einem Mini-Sabbatical auszubauen.
Marcel Gyr
Hôtel des Horlogers, Le Brassus (VD)
Doppelzimmer mit Frühstück ab 350 Franken
Ganzes Jahr geöffnet
Reservierung: 021 845 08 45, www.hoteldeshorlogers.com
Märchenhotel Braunwald (GL)
Zauberformel für entspannte Stunden
Im Vogelnest des Märlibaums können Kinder die Beine baumeln lassen oder sich die Geschichte nacherzählen, die ihnen pünktlich um 18 Uhr von der Gastgeberin Nadja Vogel erzählt wird: das Märchenhotel auf 1300 m ü. M.
Als ich Ende Januar durch die Stadt lief, schien die Sonne nach langen Wintermonaten das erste Mal so warm, dass fremde Menschen einander zulächelten. Doch ich misstraute dem Gefühl. Für Frühling war es zu früh. Der Winter könnte jederzeit zurückschlagen. Also machte ich mich stattdessen auf die Suche nach einem anderen schönen Gefühl: dem Winterzauber.
Ich packte meine Familie ins Auto und fuhr durch eine grüne Hügellandschaft in den Kanton Glarus. Mein Ziel: das Märchenhotel in Braunwald – Europas zweitbestes Familienhotel, glaubt man der jüngsten Auszeichnung. Die Standseilbahn brachte uns hoch, in den autofreien Kurort. Doch an uns zogen nur kümmerlich-nasse Schneehaufen vorbei.
Als wir das altehrwürdige Hotel mit seiner bald 120-jährigen Geschichte betraten, erahnten wir, dass es für Winterzauber nicht zwingend Schnee braucht. Wir fuhren mit dem Lift durch ein riesiges Aquarium, öffneten die Tür zu unserem Zimmer – eine Art Familien-Suite mit Wintergarten und einem Schlafzimmer für die Kinder – und sahen ein Alpenpanorama, das jeden Berg-Romancier zu Tränen rühren würde. Die Glarner Bergwelt zeigt sich völlig unverstellt mit schneebedeckten Spitzen. Man könnte stundenlang einfach nur dastehen und in Gedanken versinken.
Doch dazu war keine Zeit. Die Kleinen wollten kein Panorama, sondern Attraktionen. Also kletterten wir mitten im Hotel in einen geheimnisvollen Riesenbaum. In jeder Nische seiner Krone konnten die Kinder etwas Neues entdecken – ein Spiel, ein Rätsel, sogar einen Töggelikasten. Der künstliche Märlibaum sog meine Kinder auf, für Stunden.
Und da war er, der Winterzauber. Er besteht aus einer simplen Formel: Aufregende Stunden für Kinder sind entspannte Stunden für Eltern.
Der Höhepunkt des Tages erfolgte dann jedoch um Punkt 18 Uhr. Seit 1977 wird in diesem Hotel jeweils abends ein Märchen vorgelesen. Und zwar von den Gastgebern persönlich, dem Ehepaar Vogel. Während der Mann den Kindern im Saal eine Geschichte erzählte, schenkte die Frau draussen den wartenden Eltern Wein aus – verbunden mit einem Märchen für Erwachsene. Irgendwann öffnete sich die Tür des Erzählzimmers, und eine mannshohe Elektro-Lokomotive mit dem Namen Emma fuhr den Gang entlang zum Kinder-Esszimmer, die kleinen Gäste im Schlepptau.
Als die Kinder satt waren, zappelten sie den Restzucker des Desserts im Gumpischloss, im Bällebad und bei der Piraten-Schatzsuche weg. Die Erwachsenen wiederum assen gemütlich ihren Fünfgänger nebenan im prachtvollen Speisesaal mit Blick in die Dunkelheit, wo man das massive Alpenpanorama nur noch vermuten konnte.
Nach zwei Nächten können wir bestätigen: Für Winterzauber muss man nicht zwingend nach draussen gehen. Das kann man auch im Frühling wieder machen.
Florian Schoop
Märchenhotel, Braunwald (GL)
Doppelzimmer ab 370 Franken
Wintersaison bis 1. April 2024
Sommersaison vom 19. April bis 5. November 2024
Kommende Wintersaison vom 20. Dezember 2024 bis 23. März 2025
Reservierung: 055 653 71 71, www.maerchenhotel.ch
Hôtel de la Chaux-d’Abel (BE)
Schlicht schön
Sanfte Farben, harmonische Proportionen und Möbel aus der Biedermeierzeit sorgen für Wohlbehagen: das Hôtel de la Chaux-d’Abel auf 1064 m ü. M.
Hundert Schritte bis zum Feuer im Kamin. Mehr sind es von der Loipe her nicht. Das Hôtel de la Chaux-d’Abel im Berner Jura liegt am Langlaufnetz der Region Franches-Montagnes. Ich stellte mir vor, wie ich mich nach der Anstrengung in einen Biedermeier-Sessel im Salon des Hotels fallen lasse und meine Glieder am Cheminée wärme.
Aber die Pläne der Menschen sind bekanntermassen das Toilettenpapier des Teufels.
Und so war an diesem Wochenende der Acker vor dem Hotel schneefrei, die Loipen geschlossen. Doch wer einmal angekommen ist auf dem Hügel, wo das Gasthaus seit 167 Jahren einsam wie in einem Hopper-Gemälde in den Himmel ragt, lässt sich vom Schneemangel nicht vertreiben.
Da ist einmal der 360-Grad-Blick über die dünnbesiedelten Freiberge, der die mittelländische Seele befreit. Von jedem Zimmer geht der Blick auf weites Grün: wogende Wälder und aufsteigender Nebel aus dem Doubs-Tal. Die Einrichtung der Zimmer ist schlicht gehalten mit Holztäfer an den Wänden, Stühlen und Sofas im Biedermeier-Stil.
Im Hôtel de la Chaux-d’Abel herrscht eine Atmosphäre, als träfen sich hier alte Freunde, die nach ihrer Winterwanderung die Schuhe vor der Türe ausziehen und in ihre Finken schlüpfen. Im Salon sitzen Familien beim Brettspiel, die Gäste dürfen im Kamin eigenhändig Feuer entfachen. Draussen trotzt eine Gruppe der Kälte bei einer Runde Pétanque. Nach dem Apéro wartet ein währschafter Dreigänger, zum Dessert gibt es unter anderem hausgemachte Meringues mit Nidle.
Die familiäre Stimmung hat viel mit der Hotelbesitzerin Gabriela Haas zu tun, die mit ihrem Rauhaardackel Popeye im Haus wohnt. Sie unterhält sich mit jedem Gast und berät alle für einen gelungenen Aufenthalt. Haas kennt Dutzende von Wanderrouten, und für Smartphone-Müde hält sie ausgedruckte Pläne bereit: Eineinhalb Stunden sind es bis auf den Mont-Soleil, für die 150 Höhenmeter ist sportlicher Ehrgeiz eher nachrangig.
Der Teufel muss sich mehr einfallen lassen als Schneemangel, um einem den winterlichen Aufenthalt im Hôtel de la Chaux-d’Abel zu verderben.
Katharina Bracher
Hôtel de la Chaux-d’Abel, La Ferrière (BE)
Doppelzimmer mit Frühstück ab 130 Franken (Saisonpreise im Juli und August plus 10 Franken)
Betriebsferien von Montag, 11. bis Donnerstag, 28. März 2024
Reservierung: 032 961 11 52, www.hotellachauxdabel.ch
Die Hotels luden die NZZ-Journalisten auf deren Anfrage hin ein.