Sonntag, September 29

Die hohen Transfergebühren von Banken beschäftigen Preisüberwacher und Seco seit Jahren. Viele Finanzhäuser reduzieren sie aber nicht. Wie Sparer und Anleger sich selber helfen.

Schweizer Sparer und Anleger gelten als träge – sie wechseln ihre Bank nur selten. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich viele wenig um ihre Finanzen kümmern, doch die Finanzinstitute erschweren auch den Wechsel.

Dies zeigt ein Blick auf die hohen Gebühren, die nach wie vor anfallen, wenn Kunden ihre Aktien, Anleihen, Exchange-Traded Funds (ETF), Fonds oder andere Wertpapiere von Bank A zu Bank B mitnehmen wollen. Dabei verlangen viele Finanzhäuser Gebühren in Höhe von 100 Franken oder mehr – pro Position, wohlgemerkt, nicht für das ganze Depot. Es gibt aber deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern, wie eine neue Auswertung des Online-Vergleichsdiensts Moneyland zeigt (vgl. Tabelle).

Weiterhin hohe Transfergebühren

Handelt es sich um den Transfer von ausländischen Wertschriften – also solche mit einer ausländischen Kennnummer (ISIN) –, sind die Gebühren oft noch höher. Dies gilt auch, wenn der Kunde eine physische Auslieferung am Schalter statt einer elektronischen Auslieferung wünscht. Dann können sich die Gebühren bei manchen Banken auf bis zu 500 Franken pro Position belaufen, wie die Auswertung zeigt. Solche physischen Auslieferungen werden allerdings immer seltener.

Wertschriften für private Vorsorge wichtig

Die hohen Gebühren sind vor dem Hintergrund stossend, dass Wertpapiere und Anlageprodukte bei der privaten Vorsorge eine immer wichtigere Rolle spielen. Viele Menschen in der Schweiz müssen zunehmend für das Alter sparen, wenn sie ihren Lebensstandard im Alter halten wollen. Ein gut diversifiziertes Aktienportfolio eignet sich hierfür bei einem längeren Anlagehorizont besonders gut, wie Untersuchungen immer wieder zeigen. Hohe Gebühren schmälern aber die Renditen.

Die hohen Transfergebühren für Wertschriften beim Wechsel der Bank haben bereits vor einiger Zeit den Schweizer Preisüberwacher sowie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf den Plan gerufen.

Bereits 2015 forderte der Preisüberwacher die Schweizer Banken auf, die Gebühren für den Transfer von Wertschriften zu überprüfen. Diese könnten dazu führen, dass der Wettbewerb nicht uneingeschränkt spiele, was die Mobilität der Kunden einschränke, teilte er weiter im Jahr 2016 mit. Er forderte die Banken auf, die Gebühren für den Wertschriftentransfer zu senken, und leitete die gesammelten Unterlagen dem Seco weiter. Vorausgesetzt, die rechtlichen Bedingungen seien alle erfüllt, könne das Seco einen Pilotprozess führen, sagt eine Sprecherin des Preisüberwachers dazu.

Seco weiter in Austausch mit Banken

Das Seco habe ursprünglich 35 Banken angeschrieben und zum Verzicht auf die Erhebung von Gebühren für die Kontosaldierung, den Transfer von Wertschriften und die Ablösung von Hypotheken aufgefordert, schreibt ein Seco-Sprecher auf Anfrage. Nach Erhalt der Rückmeldungen habe die Behörde diverse Banken erneut angeschrieben. Mehrere hätten daraufhin mit Anpassungen von Konditionen reagiert.

Der Austausch mit den Banken werde aber weiter Zeit in Anspruch nehmen, schreibt er. «Letztlich kann nur ein Gericht auf allenfalls erhobene Klage einer Partei sowie in Kenntnis sämtlicher Umstände des Einzelfalls verbindlich beurteilen, ob die Gebührenklauseln einer Bank unlauter beziehungsweise unzulässig sind.» Es sei allerdings zu hoffen, dass eine gütliche Einigung zwischen den Banken und dem Seco gefunden werde.

Was Anleger tun können

Bis dahin sind Anleger bei vielen Banken weiterhin mit den hohen Gebühren konfrontiert. Sie haben mehrere Möglichkeiten, diese zu umgehen.

Bei der neuen Bank anfragen: So ist eine Möglichkeit, bei einem Depot-Wechsel mit der neuen Bank das Gespräch zu suchen und zu fragen, ob diese allenfalls dazu bereit wäre, die Transfergebühren oder wenigstens einen Teil davon zu übernehmen. Die Chancen dafür sind höher, wenn man regelmässig Wertschriften handelt oder wenn man noch andere Vermögen zur neuen Bank transferiert.

Liquidation der Positionen statt Transfer: Die Liquidation der Positionen biete gegenüber dem Transfer oft klare Vorteile, sagt Alain Beyeler, Chef des Finanzdienstleisters Finpact, eines Spin-off der Universität St. Gallen. Je nach Portfoliostruktur liessen sich dabei Kosten einsparen, und das Portfolio könne von Grund auf neu gestaltet und präziser auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet werden.

Ob sich dies lohnt, hängt auch von der Grösse der Positionen ab. Felix Oeschger, Analyst bei Moneyland, nennt dazu eine Faustregel: «Je mehr Positionen man hat und je kleiner die Positionen sind, desto eher lohnen sich ein Verkauf und ein anschliessender Kauf.» Angesichts der Gebühren bei vielen Banken von 100 Franken oder mehr für den Transfer einer Position fahre man selbst bei einer Positionsgrösse von 10 000 Franken noch oft günstiger, wenn man die Position verkaufe und anschliessend wieder kaufe.

Beyeler macht folgende Rechnung auf: Ein Depot mit 20 liquiden Anlagen bei einem Schweizer Online-Broker ausliefern zu lassen, koste pro Position 50 Franken, also insgesamt 1000 Franken. Beim Online-Broker Swissquote, wo der Durchschnittskunde etwa 100 000 Franken im Depot habe, entspreche das 1 Prozent des Vermögens. Im Vergleich dazu würde der gleiche Transfer bei einer Bank, bei der pro Position 150 Franken Gebühren verlangt werden, 3000 Franken kosten. Dies entspricht 3 Prozent des Depotwerts.

Würde er stattdessen die Positionen verkaufen und das Portfolio bei einem neuen Vermögensverwalter aufbauen, lägen die Liquidationsgebühren laut Beyeler bei einem Online-Broker bei rund 600 Franken. Es gebe auch Anbieter, bei denen alle Transaktionsgebühren mit einer All-in-Fee abgedeckt seien.

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